Normalisierung der Geldpolitik unwahrscheinlicher

25.09.2016

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Die US-amerikanische Federal Reserve Bank (Fed) hat die Erhöhung des Leitzinses erneut aufgeschoben. Im vorigen Jahr hatte die Fed ihre Niedrigzinspolitik zwar offiziell beendet. Doch trotz guter Arbeitsmarktdaten gab es seitdem keine weiteren Zinsschritte.

Vom „normalen“ Leitzins, der in den USA bei 4 Prozent läge, ist die Zentralbank also weit entfernt – und müsste im Abschwung wie Europa auf negative Zinsen setzen. Während die Europäische Zentralbank (EZB) und die japanische ihre Leitzinsen mittlerweile in den negativen Bereich gesenkt haben, signalisierte die Fed 2015, aus der Niedrigzinspolitik aussteigen zu wollen. Im Dezember vergangenen Jahres erhöhte sie ihren Leitzins dann tatsächlich zum ersten Mal seit Juli 2006 um 0,25 Prozentpunkte und kündigte zwei weitere Zinserhöhungen für dieses Jahr an. Bislang lassen die aber auf sich warten. Ohnehin müsste es viel schneller getaktete Zinsschritte geben, um das sogenannte neutrale Niveau des Leitzinses von 4 Prozent in den kommenden Jahren zu erreichen. Derzeit liegt der Zins in einem Zielkorridor von 0,25 bis 0,5 Prozent. Ein höheres Zinsniveau würde der Fed einen gewissen Puffer für härtere Zeiten schaffen. Doch wenn sie die Zinsen weiterhin so langsam erhöht, wäre sie erst 2030 bei 4 Prozent. Viel zu spät: Ein typischer Konjunkturzyklus – gemessen von einer Rezession zur nächsten – dauert in den USA 5,5 Jahre. Bis zum Jahr 2030 könnten sich rein statistisch betrachtet also noch mindestens zwei Rezessionen ereignen, die eine neuerliche Lockerung der Geldpolitik erforderlich machen, die es dann aber nur mit negativen Zinsen geben könnte. Doch um die Geldpolitik noch vor der nächsten zu erwartenden Rezession zu normalisieren, müsste die Fed ihren Leitzins in den kommenden drei Jahren um mindestens einen Prozentpunkt pro Jahr erhöhen. Dafür findet sich aktuell aber keine Mehrheit. Die momentan übermächtigen Gegner einer schnellen Zinswende berufen sich auf die niedrige Inflationsrate, die geringen Investitionen und das immer noch schwache Wirtschaftswachstum: Die Inflationsrate lag im vergangenen Monat noch um 1,2 Prozentpunkte unterhalb des Inflationsziels der Fed von 2 Prozent. Die Investitionen, deren Vorkrisenwert bei 22 Prozent des Bruttoinlandsprodukts lag, belaufen sich aktuell nur auf 19 Prozent. Gegen eine allzu pessimistische Sicht spricht aber, dass die Arbeitslosenquote in den USA bei lediglich 4,9 Prozent liegt. In der vergangenen Rezession war sie auf 10 Prozent gestiegen. Und auch die Verschuldung der traditionell stark auf Pump lebenden US-Haushalte ist mittlerweile rekordverdächtig niedrig. Höhere Zinsen sind damit nicht nur verkraftbar, sondern auch erforderlich – vor allem, um einen neuen Verschuldungszyklus zu vermeiden. Dieser kann leicht entstehen, wenn sich Unternehmen, Haushalte und der Staat an die niedrigen Zinsen gewöhnen. Und diese Besorgnis ist berechtigt, wie sich an der US-Staatsverschuldung zeigt: Während die Staatsschuld in der Hochzinsphase bis Ende der 1990er Jahre nie höher als 50 Prozent des Bruttoinlandsprodukts lag, ist sie in den vergangenen sieben Jahren historisch niedriger Zinsen von 77 Prozent auf 105 Prozent gestiegen. (rm)

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