Nordlight Research: Allianz Marktführer in Tierversicherungen
04.11.2022
Foto: © isavira - stock.adobe.com
In jüngster Zeit steigen die Abschlusszahlen für Tierversicherungen und die Zahl der Anbieter wächst. Dennoch sind die Marktpotenziale bisher bei weitem nicht ausgeschöpft. Aktuell plant jeweils rund jeder zweite Besitzer von Hunden, Katzen oder Pferden den Neuabschluss einer Tierversicherung. Speziell bei Tier-OP-Versicherungen und Tierkrankenversicherungen (TKV) könnte das bisherige Marktvolumen um bis zu 50% steigen. Für die Produktgeber lohnt daher die genaue Kenntnis der relevanten Zielgruppen und eine differenzierte Kundenansprache, um Tierversicherungen zukünftig aus der Marktnische herauszuführen.
Das ist das Ergebnis der aktuellen Studie des Marktforschungsinstituts Nordlight Research, «Tierversicherungen 2022 – Status Quo, Potenziale und Perspektiven». Über 1.200 Besitzer ab 18 Jahren von Hunden, Katzen oder Pferden wurden ausführlich zu ihrem Tier-Versicherungsverhalten und zu ihren Produkterwartungen und Wünschen befragt. Einzelergebnisse in puncto Anbieterqualität und der Anbieterpräferenz bei Neuabschlüssen liegen für folgende Anbieter von Tierversicherungen vor. Diese klassischen Versicherer sowie Spezialanbieter sind bei Neuabschluss einer TKV die bevorzugte Wahl:
- Adcuri
- AGILA
- Allianz (46%)
- Barmenia
- Deutsche Familienversicherung
- Die Haftpflichtkasse
- GHV
- Gothaer (30%)
- HanseMerkur (30%)
- Helvetia
- NV-Versicherungen
- PetPlan
- PetProtect (26%; Spezialanbieter in Zusammenarbeit mit DFV Deutsche Familienversicherung)
- R+V (32%)
- Uelzener
- VHV
Manche der insgesamt 16 untersuchten Anbietermarken sind einer Vielzahl von
Tierbesitzern allerdings bisher noch gar nicht bekannt.
Hauptmotive beim Versicherungsabschluss sind in der Regel die Absicherung vor hohen Tierarztkosten
sowie die Sicherstellung bestmöglicher medizinischer Leistungen im Behandlungsfall. Vergleichsweise geringer ausgeprägt ist die Motivation zur Absicherung von Personen- und Sachschäden oder auch Flurschäden (zumal teils bereits durch die Private Haftpflicht abgedeckt).
Hohe Abschlussbereitschaft
Derzeit haben rund 43% der Tierbesitzer in Deutschland mindestens eine Tierversicherung abgeschlossen. Die vergleichsweise größte Verbreitung im Markt haben bisher
Tierhalter-Haftpflichtversicherungen: 85% der Pferdebesitzer und 74% der Hundebesitzer
besitzen eine solche Police. Über TKV verfügen 42% der Pferdebesitzer, 30% der Hundebesitzer und 23% der Katzenbesitzer. Tier-OP-Versicherungen besitzen bisher 47%
der Pferdebesitzer, 27% der Hundebesitzer und 18% der Katzenbesitzer.
Neuabschlüsse im Bereich Tierkrankenversicherungen (TKV) planen aktuell 33% der Katzenbesitzer, 32% der Hundebesitzer und 28% der Pferdebesitzer. Eine Tier-OP-Versicherung wollen zukünftig 34% der Hundebesitzer, 32% der Katzenbesitzer und 29% der Pferdebesitzer neu abschließen.
Das Potenzial für Neuabschlüsse im Bereich TKV und Tier-OP liegt speziell bei Hunden und Katzen über dem bisher realisierten Verbreitungsniveau. Im Vergleich moderater erscheinen die möglichen Zuwachszahlen bei den bereits weiter verbreiteten Tierhalter-Haftpflichtversicherungen: 15% der Hundebesitzer und 11 % der Pferdebesitzer interessieren sich dafür. Bisher gänzlich uninteressiert an Tierversicherungen zeigen sich aktuell lediglich 19% der Besitzer von Hunden, Katzen oder Pferden. „Tierversicherungen haben hierzulande noch deutliche Wachstumspotenziale“, erklärt Dr. Torsten Melles, Geschäftsführer bei Nordlight Research. „Es gilt, dieses stärker als bisher zu adressieren und einzulösen. Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern hinkt der deutsche Tierversicherungsmarkt weiterhin hinterher.“
Kaja Böneker, Studienleiterin bei Nordlight Research kennt die Wünsche der Tierbesitzer: „Die Tierbesitzer zeigen sich aufgeschlossen für innovative Produkte und attraktive Produkt-Bundles. Verstärkt gewünscht wird neben der Beitragsstabilität beispielsweise auch der Einschluss von Zahnbehandlungen in die Tierkrankenversicherung. Dafür sind Tierbesitzer oft auch bereit, mehr Geld auszugeben."
Präferierte Informationsquellen, Abschlusswege und Net Promoter Score
Das Ranking der bevorzugten Informationsquellen zu Tierversicherungen führen die Internet-Suche,Artikel und Tests in Zeitschriften / Fachmagazinen sowie das „Versicherungsbüro des Vertrauens“ an. Abgeschlossen werden Tierversicherungen bisher am häufigsten direkt beim eigenen „Versicherer des Vertrauens“. Aber auch andere Anbieter haben gute Chancen. Unabhängige Makler spielen beim Abschluss von Tierversicherungen hingegen bisher eine geringe Rolle; hier besteht Potenzial fürSpezialisten. Bei der Weiterempfehlungsbereitschaft, dem sogenannten Net Promoter Score können neben großen Anbietern wie Allianz oder R+V auch kleinere Versicherer und Spezialanbieter punkten. Zugleich zeigtsich zwischen den Produktgebern eine große Spannweite in der Stärke der Empfehlungsbereitschaft.
Die Besitzer von Tierversicherungen sind mit ihren Anbietern und deren Leistungen bisher überwiegend zufrieden. Dies betrifft Kriterien wie Vertragsabschluss, Leistungsumfang, Preis-Leistungs-Verhältnis, Angebotsgestaltung, Schadenabwicklung und weitere. Im Detail zeigen sich jedoch deutliche Unterschiede zwischen einzelnen Anbietern und in verschiedenen Produktsegmenten. Schwächen zeigen sich oft auch noch in der Produktberatung.
Haustiere als treue Begleiter und Familienmitglieder
80% der befragten Tierbesitzer betrachten ihre Haustiere in hohem Maße als „Familienmitglieder“ oder „gute Freunde“. Aufgrund der starken emotionalen Beziehung kann davon ausgegangen werden, dass attraktive Angebote zu deren Absicherung und Vorsorge auf hohes Interesse stoßen. Erforderlich ist hierfür jedoch auch eine verstärkte Kundenansprache und öffentliche Präsenz der Anbieter. Ebenso wie andere Versicherungen stellen Tierversicherungen keine Selbstläufer dar.
Der deutsche Tierversicherungsmarkt bietet noch deutliche Wachstums- und Entwicklungspotenziale. Für Versicherer und Spezialanbieter lohnt es, diesen Markt aktiver als bisher anzugehen. Motto: Kundenbedarfe besser kennen, adressieren und differenzieren, raus aus der Nische treten. Die Anbieter von Tiernahrung und Tierbedarfen haben diesen Weg längst erfolgreich vorgemacht. (ml)