Neue Datenbank zu Menschen, Finanzen und Autos

14.09.2015

Obwohl die Digitalisierung in Assekuranz und Banken erst langsam in Fahrt kommt, geben Service-Dienstleistern rund um das Auto und Flotten-Management Vollgas. Korrelation schlägt Kausalität.

2015-09-15 (fw/db) Auf der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) wurde heute bekannt, dass die Deutsche Automobil Treuhand GmbH (DAT) und das Marktforschungsinstitut GfK SE künftig im Bereich Fahrzeugdaten kooperieren. Ziel der künftigen Zusammenarbeit sei es, neue Produkte für unterschiedliche Akteure der Automobilbranche zu schaffen, auch für Endverbraucher.

Die Kooperation ermögliche dem Marktforschungsunternehmen GfK erstmals, Fahrzeugdaten über den kompletten Lebenszyklus eines Fahrzeugs anzubieten. Das beinhaltet Fahrzeuginformationen vor der Markteinführung, Daten zur Konfiguration von Neufahrzeugen, Bewertungen der späteren Gebrauchtwagen, Reparaturkostenkalkulationen bis hin zu Daten zur Fahrzeugverwertung.

„GfK und die DAT verbindet eine exzellente und sich inhaltlich ergänzende Datenqualität. Neuwagendaten und die Internationalität der GfK passen sehr gut mit unserer Datenbasis sowie unserem Marktzugang zusammen“, sagt Dr. Thilo Wagner, DAT-Geschäftsführer Produkte.

„Durch die Zusammenarbeit zwischen GfK und DAT entsteht eine starke Partnerschaft im Automobilsektor. GfK kann sein umfassendes Datenangebot im Neufahrzeugmarkt nun als Produktlösung verschiedenen Akteuren im Automobilmarkt in unterschiedlicher Form zur Verfügung stellen. Gemeinsam können wir Händlern, Herstellern, Flottenmanagern, Banken und Versicherungen umfassende Daten und Leistungen zu Neu- und Gebrauchtfahrzeugen bieten. Dabei umfasst unsere Datenbasis sowohl regionale als auch globale Perspektiven“, sagt Dr. Gerhard Hausruckinger, GfK-Vorstandsmitglied.

Die Zusammenarbeit der beiden Unternehmen wird in dem Bereich Fahrzeugdaten zunächst folgende Themenfelder umfassen:

1.      Neuwagen: Der Auto-CAT von GfK und der DAT €uropa-Code ermöglichen es, zu allen Neuwagen sämtliche Ausstattungsinformationen, Preise etc. anzubieten. So stehen für jeden erhältlichen Neuwagen bis zu 400 Einzelmerkmale zur Verfügung. Daraus können neue Produkte wie z.B. Neuwagen-Konfiguratoren für Endverbraucher und Automobilbetriebe sowie Hersteller und Importeure entstehen. Der Vorteil: Die in einem Neuwagen-Konfigurator erstellten Fahrzeugdaten können anschließend in den bekannten DAT-Systemen weiterverarbeitet werden, ohne dass die umfangreichen Informationen zum Fahrzeug neu angelegt werden müssen.

2.      Gebrauchtwagen: Angebotspreise der gängigen Online-Fahrzeugbörsen, echte Transaktionspreise der DAT, das Knowhow bei Restwerten und die regionale Zuordnung der Transaktionen bieten eine neue Transparenz im Markt. Dadurch erhält zum Beispiel der Automobilhandel eine noch detailliertere Entscheidungsgrundlage bei der Preisfindung seiner Fahrzeuge. Die Software RegioGraph von GfK unterstützt Kunden der DAT, regionale Potenziale im Markt zu identifizieren. In Verbindung mit integrierten DAT-Daten lassen sich beispielsweise effiziente Vertriebsgebiete planen.

3.      Flottengeschäft: Die Berechnung von Fuhrparkkosten bekommt durch die Kooperation der DAT und GfK eine neue Dimension. Flottenmanager können für einzelne Fahrzeuge oder gesamte Flotten die Kostenersparnis bei einer Veränderung des Fuhrparks exakt ermitteln. Speziell das Thema TCO („total cost of ownership“) wird hierbei eine zentrale Rolle spielen.

4.      After Sales Retail: Die Datenbanken der DAT und der GfK machen auch Informationen über Ersatzteile und ihre Preise, Zubehör, Reifen etc. für den Markt auf eine neue Art verfügbar.

„Wir sind es gewohnt, aus großen Datenmengen intelligente Informationen für unsere Kunden zu erstellen – ganz ähnlich wie dies die GfK macht. Die Synergien daraus werden wir nutzen und dem Markt zur Verfügung stellen“, resümiert Dr. Thilo Wagner, DAT-Geschäftsführer Produkte.

Neue Beratungsfirma am Start

Die DAT hat eine eigene Beratungsfirma gegründet. Unter dem Namen „DAT Consulting“ wird das Unternehmen internationale Kunden wie Automobilhersteller / Importeure, Banken, Versicherer, Leasinggesellschaften und natürlich unsere Kernzielgruppe, die Automobilbetriebe sowie weitere Akteure der Automobilbranche bei Beratungsprojekten unterstützen.

„Unsere Beratungsleistungen werden zu Beginn vor allem rund um Restwerte, Data Mining und Technologie angesiedelt sein, darüber hinaus werden wir das Beratungspotential der neuen SilverDAT-Produktgeneration zum Vorteil unserer Kunden erschließen. Zielkunden sind sowohl Hersteller und deren Händlerorganisationen als auch Flottenbetreiber und die Finanzindustrie. Aufbauend auf unseren seit mehreren Jahrzehnten bestehenden Kernkompetenzen im breiteren Automobilbereich werden wir gemeinsam mit unseren international agierenden Kunden Projekte umsetzen“, betont Helmut Eifert, DAT-Geschäftsführer Ausland und Initiator der DAT Consulting.

Konkrete Projekte zu Restwertstrategien in Verbindung mit Modellzyklen sind ebenso in Planung wie die erfolgsorientierte Analyse von Flottenportfolios.

„Uns hilft hierbei unser langjähriges Wissen und unsere praktischen Erfahrungen in diesem Geschäftsfeld sowie unsere neuen SilverDAT-Produkte, die wir beispielsweise im Bereich der TCO (Total Cost of Ownership) oder im Schadenmanagement mit SilverDAT myclaimPRO anbieten“, so Eifert. „Zum Thema Fahrzeugflotten werden wir durch unser Knowhow die Basis für bessere Entscheidungen seitens der Flottenbetreiber liefern. Dies betrifft neben einem strategischen Ansatz auch bei Bedarf die operative und taktische Unterstützung im Tagesgeschäft.“

Ein weiteres Betätigungsfeld der DAT Consulting ist das im Artikel schon beschriebene Data Mining, also die Analyse und maßgeschneiderte Auswertung von umfangreichen Daten, die der DAT aufgrund ihrer besonderen Rolle innerhalb der Automobilbranche seit ihrer Gründung im Jahr 1931 vorliegen. Dazu gehören u.a. Automobildaten, Teileinformationen, Reparaturdaten, Neufahrzeugpreise und Transaktionspreise von gebrauchten Fahrzeugen.

„Unseren Datenschatz werden wir speziell für unsere seit Jahren treuen Kunden noch besser aufbereiten, weiterentwickeln und auf Kundenbedürfnisse fokussiert nutzbar machen“, erläuterte Eifert abschließend. Die DAT Consulting wird Anfang 2016 an den Start gehen.

finanzwelt-Fazit: Ähnlich wie bei den Daten rund um die Gesundheit und die Finanzdaten von Menschen (finanzwelt 8.9.2015) wird es künftig ein Daten-Mining rund um Kraftfahrzeuge geben. Wenn die Assekuranz diesen Trend verpasst, wissen irgendwann Dritte mehr über die Kunden der Versicherer und deren Vermögen als die Versicherer selbst. Die Digitalisierung in der Assekuranz und Banken gibt Vollgas. Die Korrelation hat die Kausalität längst geschlagen, oder?

Dietmar Braun