Nachhaltig handeln bedeutet, das Entscheidende mit Voraussicht zu unternehmen

22.06.2023

Philipp Bäcker, Leiter Nachhaltigkeit - Foto: © R+V Versicherung AG

Die R+V Versicherungsgruppe hat sich zum Ziel gesetzt, zu den führenden nachhaltigen Unternehmen der Versicherungsbranche zu zählen. Gemeinsam mit dem Verbund, den Partnern und Kunden geht sie voran für eine nachhaltige und klimaneutrale Zukunft. Im Interview mit finanzwelt schildert Philipp Bäcker, Leiter Nachhaltigkeit der R+V Versicherung AG, die aktuellen und kommenden Herausforderungen für mehr Nachhaltigkeit in der Gesellschaft, Ökologie und Wirtschaft.

finanzwelt: Aus welchen Gründen ist Nachhaltigkeit für die R+V, für Ihre Versicherten sowie für unsere Gesellschaft so bedeutend?

Philipp Bäcker: Wer keine Antwort auf den Klimawandel und das wachsende Bedürfnis nach Nachhaltigkeit hat, dem fehlt in Zukunft die Geschäftsgrundlage. Für Versicherer gilt das im Besonderen: Extremwetterereignisse nehmen zu und verursachen Schäden in bislang unbekanntem Ausmaß. Zugleich gibt es viele neue, insbesondere technologische Entwicklungen, die Absicherung und Finanzierung brauchen. Versicherungen machen den Fortschritt möglich, indem sie ihren Kunden Sicherheit auf dem Weg in eine nachhaltige Zukunft geben. Viele unserer Kunden haben sich bereits auf den Weg begeben, ihr Geschäftsmodell zu transformieren: Sie entwickeln beispielsweise Lösungen zur Dekarbonisierung oder Minderung sozialer Ungleichheit. In dieser Transformation begleiten wir unsere Kunden auf Basis unserer genossenschaftlichen Werte.

finanzwelt: Welche Aufgaben haben Nachhaltigkeitsbeauftragte und was sind deren besondere Herausforderungen?

Bäcker: R+V hat bereits seit 2012 einen Nachhaltigkeitsbeauftragten. Seitdem hat sich jedoch das Profil stark geändert: Nachhaltigkeit hat sich von der Betriebsökologie und dem sozialen Engagement zum Herz eines Versicherers fortbewegt, zur Absicherung von Risiken und zur Anlage von Kundengeldern. Aber: Aus unserer Sicht ist Nachhaltigkeit keine regulatorische Pflichtübung, sondern Notwendigkeit und Chance zugleich. Als Nachhaltigkeits-Abteilung haben wir uns drei Ziele gegeben – wir wollen Wachstumstreiber, Impulsgeber und ‚Enabler‘ sein: Wachstumstreiber, um die erfolgreiche wirtschaftliche Historie der R+V fortzuschreiben. Impulsgeber, um Nachhaltigkeits-Aktivitäten in jedem Winkel des Unternehmens anzustoßen. Und ‚Enabler‘, um alle Kolleginnen und Kollegen zu befähigen, sich mit Hirn und Herz für eine nachhaltige Zukunft der R+V einzubringen.

finanzwelt: Achten Versicherungsmakler bereits stärker auf Nachhaltigkeitskriterien bei der Auswahl von Versicherern? Und warum sollten Sie es unter Umständen zukünftig stärker tun?

Bäcker: Nachhaltigkeit erfordert heute ein Multi-Stakeholder-Management: Die Erwartungen von Gesetzgebern, Aufsehern, Vertriebspartnern oder Nichtregierungsorganisationen – um nur einige zu nennen – auszubalancieren, ist eine tagtägliche Herausforderung. Der Austausch mit Versicherungsmaklern ist für uns hilfreich, weil sie einerseits aggregiert die Interessen vieler Kunden widerspiegeln, andererseits einen guten Marktüberblick haben. Insofern sind Makler auch wichtige Bindeglieder zwischen Versicherern und Kunden, um die Nachhaltigkeits-Bemühungen auf beiden Seiten zu unterstützen. Gerade für die jüngere Generation werden Nachhaltigkeitskriterien bei Kaufentscheidungen immer wichtiger, auch beim Kauf von Versicherungsprodukten. Kompetente Beratung und ein passendes Produktangebot werden daher in Zukunft entscheidend für den Vertriebserfolg sein!

finanzwelt: Wohin wird sich das Thema Nachhaltigkeit für die Gesellschaft und damit für die R+V weiterentwickeln?

Bäcker: Wir leben mitten im entscheidenden Jahrzehnt bis 2030, in dem wir als Gesellschaft den Wandel meistern müssen. Damit dies gelingt, müssen nichtfinanzielle und finanzielle Ziele stets gleichbedeutend betrachtet werden. Der Bewusstseinswandel in der Gesellschaft wie auch bei den Mitarbeitenden der R+V findet bereits statt. Für uns als Versicherer ist das spannend, weil wir einerseits Fortschritt möglich machen, indem wir die damit verbundenen Risiken absichern. Andererseits können wir Kunden in ihrem Transformationsprozess begleiten, weil wir den Überblick über die verschiedenen Entwicklungen all unserer Kunden haben. Um für unsere Kunden und Vertriebspartner ein kompetenter Ansprechpartner zu sein, bauen wir das Know-how in der Organisation stetig aus. Letzten Endes soll jeder Mitarbeitende zu einem Agenten des Wandels werden, um im eigenen Verantwortungsbereich einen Beitrag zu leisten, die R+V zu einem der führenden nachhaltigen Versicherer in Deutschland zu machen.

finanzwelt: Welche nachhaltigen Vorhaben planen Sie für die kommenden Monaten und, soweit absehbar, Jahre?

Bäcker: R+V hat sich im Jahr 2020 in der neuen Unternehmensstrategie ein ambitioniertes Ziel gegeben: R+V möchte mit Nachhaltigkeit die erfolgreiche Wachstumsgeschichte der ersten 100 Jahre weiter fortsetzen. Mit der im Jahr 2021 grundlegend überarbeiteten Nachhaltigkeitsstrategie haben wir gemeinschaftlich konkretisiert, auf welche Handlungsfelder wir dabei den Fokus legen wollen: Wir bekennen uns zur Reduktion der CO2-Emissionen auf Null in unserer Kapitalanlage und unserem Versicherungsgeschäft bis spätestens zum Jahr 2050, in unserem Geschäftsbetrieb schon bis zum Jahr 2025 (Scope 1 & 2). Zugleich wollen wir die Kunden mit innovativen, nachhaltigen Produkten und Services begeistern. An der Umsetzung arbeiten wir alle Tag für Tag mit großem Engagement! (gg)