Munich Re bevorzugt intelligente Versicherungslösungen

23.04.2015

Die Munich Re will innovativ Versicherungsbedarf decken und gleichzeitig über risikoadäquate Prämien Gewinne erzielen. Beliebte Investition bleibt der Rückkauf eigener Aktien als Kurspflege.

2015-04-24 (fw/db) Die Munich Re erhöhte für das Geschäftsjahr 2014 deutlich die zu zahlende Dividende von 7,25 auf 7,75 Euro pro Aktie. Damit schüttet Munich Re 1,3 Milliarden an Aktionäre aus. Eigene Aktien sollen weiter in milliardenschweren Rückkauf-Programmen erworben werden, auch unter Einsatz von Optionen. Dem entsprechenden Vorschlag stimmten die Aktionäre zu.

„Das Ergebnis von 3,2 Milliarden Euro in 2014 ermöglicht es uns, die Dividende auf einen neuen Höchststand von 7,75 Euro anzuheben. Munich Re ist und bleibt damit eines der dividendenstärksten Unternehmen im Deutschen Aktienindex (DAX). 2014 war für Munich Re – und somit auch für unsere Aktionäre – ein gutes Jahr. Wir haben unsere Ziele nicht nur erreicht, sondern übertroffen. Und dies in einem unsicheren politischen und wirtschaftlichen Umfeld“, berichtete der Vorstandsvorsitzende Nikolaus von Bomhard zum Geschäftsverlauf auf der gestrigen Hauptversammlung in München.

Die Munich Re investierte nicht benötigtes Kapital erneut in Rückkaufsprogramme für den eigenen Aktienwert. Seit der vergangenen Hauptversammlung wurden Aktien im Wert von einer Milliarde Euro zurückgekauft. Über ein weiteres Aktienrückkaufprogramm sollen bis zur Hauptversammlung am 27. April 2016 weitere Aktien im Wert von bis zu 1.000.000.000 Millionen Euro zurückgekauft werden. Der Kurs der Munich Re Aktie hat wie der Aktienkurs der Allianz SE „schwindelerregende“ Höhen erreicht.

„Nimmt man Dividende und Aktienrückkäufe zusammen, so werden wir von 2006 bis zur nächsten Hauptversammlung 2016, direkt oder indirekt, voraussichtlich knapp 20 Milliarden Euro an unsere Aktionäre ausgezahlt haben“, sagte Bomhard zu dieser Investition ins eigene Haus. Das Eigenkapital der Munich Re liege bei 30,3 Milliarden Euro.

Als erste Prognose zum Verlauf des 1. Quartals im laufenden Geschäftsjahr bemerkte von Bomhard: „Wir liegen gut auf Kurs.“ Die tatsächlichen Ergebnisse im ersten Quartal 2015 wird Munich Re am 7. Mai 2015 veröffentlichen.

„Wir erwarten in der Rückversicherung einen Gewinn von mindestens 2 Milliarden Euro. Das Geschäftsfeld ERGO sollte 500 Millionen Euro beisteuern. Im Geschäftsfeld Munich Health erwarten wir aufgrund geringerer Erträge aus Kapitalanlagen und der wegfallenden steuerlichen Sondereffekte einen Gewinn von 50 bis 100 Millionen“, erläuterte Bomhard die Gewinn-Prognose.

Munich Re will global wachsen

„Als Erst- und Rückversicherer haben wir verschiedene Möglichkeiten für profitables Wachstum – bei Risiken, die auch auf entwickelten Märkten noch unterversichert sind oder auf Märkten, die wirtschaftlich prosperieren. In großen Teilen Asiens beispielsweise wachsen die Volkswirtschaften und damit auch die Versicherungsmärkte stark. Wir rechnen dort mit rund 10 Prozent jährlichem Prämienwachstum bis 2020. An diesem Wachstum wollen wir partizipieren und als Gruppe haben wir uns eine gute Ausgangsposition für weiteres, profitables Wachstum auf diesen Märkten erarbeitet. Durch Innovationen schieben wir die Grenze der Versicherbarkeit immer weiter hinaus und eröffnen uns neue Märkte. Weltweit gibt es derart viele Risiken, seien sie politischer, ökonomischer, technischer, klimatischer, biologischer oder welcher Natur auch immer, dass die Nachfrage nach intelligentem Versicherungsschutz kaum befriedigt werden kann. Es ist an uns, das Potential zu erschließen“, so Munich Re-Chef Bomhard zur zukünftigen Entwicklung und geplanten Innovationen.

Konkrete Beispiele für Innovationen bei Munich Re

Die wichtigen Versicherungsdeckungen für das Risiko Betriebsunterbrechung wurden erweitert. So war in der Vergangenheit stets ein konkreter Sachschaden für Leistungen aufgrund der Deckung vorausgesetzt. Wenn aber beispielsweise ein Pharmaunternehmen nicht mehr produzieren kann, weil ein Zulieferer seine Lizenz verliert, liegt kein solcher Sachschaden vor. Pharmaunternehmen suchen auch für diesen Fall Deckung. Hier biete Munich Re jetzt Versicherungslösungen für Risiken dieser Art.

Der bekannte Slogan einer Kreditkartenfirma sagt „Bezahlen Sie einfach mit Ihrem guten Namen“. Heute gilt für Firmen im Allgemeinen vielmehr: „Verkaufen Sie mit Ihrem guten Namen“. Die Reputation eines Unternehmens ist folglich für den Erfolg im Markt ebenso wichtig, wie die Produktqualität an sich. Wenn der gute Ruf Schaden nimmt, kann ein Unternehmen sich über Munich Re gegen manche der ökonomischen Folgen versichert werden.

Gerade in Deutschland wurde immer wieder beklagt, dass besonders hochwassergefährdete Häuser keinen Versicherungsschutz bekommen. Erstversicherer ERGO-Gruppe, als Tochter der Munich Re, hat ein Produkt entwickelt, mit dem alle bislang nicht versicherbaren Gebäude gegen Hochwasser versichert werden können. Allerdings mit einer entsprechenden Prämienzahlung.

Das Wetter muss keine einzelnen Katastrophen verursachen, um zum Risiko für Unternehmen zu werden. Es reicht ein mildes Klima mit einer „warmen“ Wintersaison als Folge, um zum Beispiel ein Unternehmen, das Heizöl liefert, in Schwierigkeiten zu bringen. Mit Wetterdeckungen biete Munich Re künftig eine passende Versicherungslösung. Das gelte beispielsweise auch für die Betreiber eines Biergartens im Englischen Garten in München, die können bei Munich Re gegen einen verregneten Sommer versichert werden. Skilift-Besitzer in den Alpen können für den Fall von Schneemangel in der Saison die Verdienstausfälle abgesichert werden.

Ein offenkundig bedeutendes Wachstumsfeld sind Cyber-Versicherungen. Wegen Cyber-Angriffen wurden inzwischen sogar schon Filmpremieren abgesagt oder, unlängst, das Programmangebot eines französischen Fernsehsenders lahmgelegt. „Smart Homes“ und „Industrie 4.0“ sind Schlagworte für einen immer stärker vernetzten Alltag und die immer stärker vernetzte Wirtschaft. Hier entstehen neue Risiken. Schätzungen von McAfee zufolge entstanden allein im vergangenen Jahr Schäden aus Cybervorfällen von rund 400 Milliarden Dollar. Davon ist derzeit lediglich etwa 1 Promille versichert. Das Geschäftspotential für die Assekuranz ist enorm. Munich Re stürze sich aber nicht blindlings in diesen Mark, vielmehr baue der Konzern gezielt eine eigene Expertise auf und kooperiert dabei mit namhaften IT-Firmen wie Hewlett-Packard (HP).

„Wir wollen nur die Risiken in unsere Bücher nehmen, die wir auch verstehen, bei denen wir den adäquaten Preis einer Versicherungsdeckung kalkulieren können. In der Rückversicherung sind wir Vorreiter und Marktführer, was die Deckung von Cyberrisiken anbelangt. Wir bieten aber auch direkt Versicherungsschutz an, von der maßgeschneiderten Lösung für Großkunden bis hin zu Standardprodukten für kleine und mittlere Unternehmen. Schon heute setzen wir im Bereich Cyberrisiken 135 Millionen Dollar um“, sagte Bomhard zu dem neuen Segment im Risiko-Management.

Dietmar Braun