Markt Flash

25.08.2015

Die europäischen Aktienmärkte haben seit dem 13. August eine scharfe Korrektur erlebt (-12.6 % des Euro Stoxx 50).

Die Risikoaversion wurde in erster Linie durch die weitreichende Unsicherheit in Bezug auf das chinesische Wirtschaftswachstum und den Sturzflug der Börse in Shanghai (-35 % seit Mitte Juni) getrieben. Der anhaltende Fall der Rohstoffpreise und der Rücktritt von Alexis Tsipras in Griechenland verschärfen die Situation zusätzlich.

Müssen wir uns über den Ausverkauf in China sorgen?

Die Marktunsicherheit ist nicht irrational: China allein repräsentiert 13 % des globalen BIP und 30 % des Emerging Market-BIP. Die Wirtschaft des Landes sendet vermehrt Signale von Fragilität. Zuletzt zeigte sich dies im Rückgang des PMI-Index für das verarbeitende chinesische Gewerbe um 0,7 auf 47,1 Punkte, dem niedrigsten Niveau seit 2009. Die Behörden haben Fehler gemacht, als sie veraltete Daten zur Stabilisierung des Aktienmarktes heranzogen. Und während die gelenkte Abwertung des Yuan mit Blick auf den Verfall der Emerging Market-Währungen gerechtfertigt erscheint, hat dies global gesehen eine Panikwelle an den Märkten ausgelöst.

Wie entwickelt sich die chinesische Wirtschaft weiter?

Während der generelle Ton pessimistisch ist, schließen wir dennoch die Möglichkeit einer harten Landung aus (ein plötzlicher und nachhaltiger Einbruch des chinesischen Wachstums auf 1-3 %). Obwohl sich die Wirtschaftsleistung eindeutig abschwächt, befindet sie sich vor allem in einer Transformationsphase. Der Immobiliensektor und die Industrieproduktion verlieren an Schwung, während sich der Dienstleistungssektor seit Anfang 2014 belebt hat und die Konsumausgaben unverändert bei 10 % liegen. Die nächste Runde der chinesischen Statistiken könnte durch Effekte aus dem Tianjin-Desaster verzerrt werden. Dennoch prognostizieren wir, dass sich das Wachstum bis Ende des Jahres stabilisieren wird.

Was ist an den europäischen Märkten in diesem Umfeld zu erwarten?

Während sich die Märkte auf die schlechten Nachrichten aus China fokussieren, neigen sie dazu, die guten Nachrichten aus Europa zu ignorieren. Der Anstieg der europäischen Indikatoren zu Beginn des Monats sorgte für Erleichterung nach einigen enttäuschenden Wochen. Deutsche Industrieunternehmen treiben den Aufwärtstrend, wodurch sich das Ausmaß der chinesischen Ansteckung relativiert. Das anhaltende EPS-Wachstum ist der wesentliche Katalysator für weitere Kurssteigerungen an den europäischen Aktienmärkten in den nächsten Monaten. Im zweiten Quartal veröffentlichten 66 % der Unternehmen im Euro Stoxx Index höhere EPS-Zahlen als erwartet und 67 % bessere als die erwarteten Verkaufszahlen.

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Fazit:**

Die Situation in China veranlasst zur Vorsicht, solange kein Signal klare Gewissheit über die Dienstleistungsbranche liefert und bis eine Stabilisierung an den lokalen Aktienmärkten einsetzt. Wir haben unser Engagement in China teilweise reduziert (besonders unser Exposure in LVMH und im Automobilsektor). Mit einem Volatilitätsindex (VSTOXX) von 40,8 hat der europäische Markt zu Wochenbeginn kapituliert. Dennoch bleiben wir für die Eurozone optimistisch, die nach wie vor von einer positiven Ertragslage profitiert.

Autor: Marc Craquelin, Head of Asset Management La Financière de l’Echiquier