Map-Report Bilanzrating: PKVs auf dem Prüfstand

28.09.2023

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Moderates Plus bei den Beitragseinnahmen

Das Neugeschäft schwächelt marktdurchschnittlich bereits seit einer Dekade, während die Beitragseinnahmen nach durchschnittlich 5,8 % im Vorjahr mit jetzt 3,8 % nicht mehr ganz so stark zulegten. „Zumindest den Bestandskunden, die weniger Beitragserhöhungen tragen mussten, dürfte das gut gefallen“, meint Reinhard Klages, Leiter Ratings Unternehmenskennzahlen.

Auf die Einnahmen der PKV-Anbieter wirken mehrere Einflussfaktoren. Neben Kündigungen, Neuabschlüssen und Tarifwechseln innerhalb der privaten Krankenversicherung, schlagen auch Übertritte zur und von der gesetzlichen Krankenversicherung, Geburten, Todesfälle und natürlich die oft im Kreuzfeuer der Kritik stehenden Prämienanpassungen auf die Entwicklung der Beitragseinnahmen durch. Welche Anteile diese Variablen an den Prämien der einzelnen Versicherer haben, lässt sich den Jahresabschlüssen nicht entnehmen.

Zweistellige Zuwächse verbuchten R+V (13,0 %), Arag (12,7 %) sowie Mecklenburgische mit 11,0 %. Von den Schwergewichten mit mehr als einer Milliarde Euro Beitragseinnahmen waren neben der Barmenia (7,0 %) vor allem Huk-Coburg (5,5 %), Debeka (5,3 %) und Hallesche (4,4 %) auf Wachstumskurs. Rückläufige Beitragseinnahmen verzeichnete kein Versicherer.

Rückläufige Bewertungsreserven

Die Bewertungsreserven der Kapitalanlagen betrugen zum 31. Dezember 2022 insgesamt -21,77 Mrd. € und sanken damit im Vergleich zum Vorjahr um 70,62 Mrd. €, was im Wesentlichen auf den deutlichen Zinsanstieg zurückzuführen ist. Die Bewertungsreservequote sank damit im Marktdurchschnitt von 14,7 auf -6,3 %.

Waren im Vorjahr zwar durchweg rückläufige Bewertungsreservequoten auszumachen, lagen zum Jahresultimo 2022 – ausgenommen von Inter und Allianz – die Quoten aller Anbieter sogar im negativen Bereich. Die höchsten bzw. niedrigsten negativen Quoten hatten die Inter mit 0,8 % (2021: 23,6 %) gefolgt von der Allianz mit 0,4 % (2021: 23,2 %) Universa mit -2,6 % (2021: 14,7 %) und Bayerische Beamtenkranken mit -2,8 % (2021: 14,4 %).

Aufwendungen und Erträge

Die Schadenaufwendungen der Branche stiegen 2022 um 1,93 Mrd. € auf 33,60 Mrd. €. Im Durchschnitt stieg die Schadenquote als Gradmesser dafür, in welchem Umfang die Beitragseinnahmen unmittelbar in Versicherungsleistungen und Alterungsrückstellung fließen, von 76,1 auf 78,2 %. Da auch hier die Beitragseinnahmen weniger stark stiegen als der um 6,1 % erhöhte Schadenaufwand, weist das Gros der Branche höhere Schadenquoten als im Vorjahr aus.

Infolge der wieder stärker gestiegenen Leistungsausgaben und gleichzeitig nur geringfügig gestiegenen Beitragseinnahmen rutschte auch die Versicherungsgeschäftliche Ergebnisquote von 15,3 auf 12,9 %. Und obwohl die Zinsen gestiegen sind, sackte die Nettoverzins der Kapitalanlagen im Branchenschnitt von 2,92 auf 2,28 %. Im Gegensatz dazu blieb die laufende Durchschnittsverzinsung stabil und verringerte sich nur marginal von 2,64 auf 2,61 %.

Die insgesamt solide Ertragslage ermöglichte es den Unternehmen über die Rückstellung für Beitragsrückerstattung (RfB) auch die Reservepolster zu füllen. Zwar war die RfB-Zuführungsquote im Durchschnitt rückläufig und viel von 13,6 auf 9,1 %. Gleichzeit wurden jedoch auch die Entnahmen für Einmalbeiträge von 3,32 Mrd. € auf 1,72 Mrd. € fast halbiert, wodurch wiederum die RfB-Quote profitierte und von 35,1 auf 36,4 % anstieg.

Berücksichtigte Kennzahlen im Bilanzrating

Insgesamt zehn Kennzahlen bilden das Gerüst für die Bewertung im Bilanz-Rating. Private Krankenversicherungsverträge laufen in der Regel über Jahrzehnte, deshalb werden die Ratingkennzahlen als Fünf-Jahres-Durchschnitte berechnet und bewertet. Damit gelingt es kurzfristige Ausschläge zu glätten, ohne sie völlig außer Acht zu lassen. Der prozentuale Index zeigt für die Gesamtwertung das Verhältnis von erreichter Punktesumme zu möglicher Gesamtpunktezahl. Die Ergebnisse der Bilanzkennzahlen werden gewichtet und zu einem Ergebnis verdichtet.

Fazit

Insgesamt kann der Branche eine gute Widerstandsfähigkeit attestiert werden. Aller widrigen Umstände der vergangenen Jahre zum Trotz, gelingt es jedes Jahr das Geschäft zumindest stabil zu halten. „Der weitgehende Erhalt der Bestände ist unter den gegebenen Vorzeichen eine bemerkenswerte Leistung“ zeigt sich Franke optimistisch. „Zwar ist es nur eine überschaubare Gruppe von wachstumsstarken Anbietern, die diese Aufgabe schultern, aber aus unserer Perspektive zeigt sich die Branche bisher ausgesprochen robust“, fügt Klages hinzu. (mho)