Luftfahrt- und Tourismusaktien: eine Branche im Brennpunkt
17.08.2021
Heiko Löschen, Vermögensverwalter der GSP Asset management GmbH / Foto: © GSP
Die COVID-Pandemie hat die Unternehmen der Luftfahrt- und Tourismusbranche hart getroffen. Die Aktienkurse nahezu aller Unternehmen aus diesem Segment sind überdurchschnittlich stark gefallen. Ist der Spuk nun endlich vorbei oder werden diese Aktien weiter im schweren Fahrwasser unterwegs sein müssen, fragt Heiko Löschen Vermögensverwalter der GSP asset management GmbH in Münster
Der internationale Dachverband der Fluggesellschaften (IATA) berichtet, dass in 2020 die Anzahl der Linienflüge um über 60 Prozent zum Vorjahr gefallen sind. Ein Großteil der „Vielflieger“ war in den vergangenen Monaten durch die Umorganisation der Arbeitsprozesse und Home Office Nutzung nicht in der Luft und es ist fraglich, ob und wie viele dieser Haupt-Umsatzbringer für die Fluggesellschaften wieder zurückkommen werden. Urlaubsflüge und Hotelübernachtungen sind schlicht ausgefallen und der Betrieb ist temporär komplett zum Erliegen gekommen.
Wie geht es dabei den deutschen Unternehmen?
Die beiden deutschen Flaggschiffe, die TUI und die Deutsche Lufthansa konnten ihre Liquidität lediglich mit der Unterstützung des staatlichen Fonds aufrechterhalten. Die Lufthansa hat eine Kapitalerhöhung durchgeführt und die TUI verkauft mit den RIU Hotels ihr Tafelsilber.
Welche Belastungsfaktoren bilden die dunklen Wolken über den Branchenteilnehmern?
- Liquidität: reichen die verfügbaren Mittel der Aktiengesellschaften über den Winter, insbesondere wenn das Reisen eventuell wieder erneuten Beschränkungen unterliegen wird?
- COVID – Mutationen und die Entwicklung: Dürfen und/oder wollen die Menschen Reisen, Fliegen und in Hotels übernachten, wenn es im Herbst zu einer erneuten Infektionswelle kommen sollte?
- Gesellschaft & Zeitgeist: die Vielflieger Karte der Fluggesellschaft als Statussymbol hat aufgrund von Änderungen in der Arbeitsorganisation UND aufgrund des gesellschaftlichen Drucks ausgedient. Der Klimaschutz steht dem Vielflieger-Image entgegen. Der Tesla-Schlüssel und die Senator Card passen nicht in dieselbe Aktentasche!
- Ölpreis: der in diesem Jahr hohe Ölpreis erschwert es den Fluggesellschaften erschwingliche Margen zu erzielen.
- Strukturwandel: die COVID Pandemie hat die Flugzeughersteller und in erster Linie die europäischen Fluggesellschaften mitten im „Gesundschrumpfungsprozeß“ extrem hart getroffen. Darum haben sich diese Unternehmen im Vergleich zu den US Fluggesellschaften in diesem Jahr deutlich schlechter an der Börse entwickelt
Und wie ist es um die Chancen bestellt?
Die vorgenannten Belastungsfaktoren determinieren gleichermaßen die Chancen. Mit jedem „abgearbeiteten“ Belastungsfaktor steigen die Chancen für die Aktionäre dieser Unternehmen exponentiell.
Allein ein signifikant sinkender Ölpreis könnte einen ersten Impuls geben. Fortschritte bei einer europäischen bzw. internationalen Strategie im Umgang mit der Pandemie, dem Reisen und dem öffentlichen Leben könnten den gebeutelten Unternehmen erheblichen Rückenwind an der Börse bescheren.
Aktuell ist das Risiko für Investitionen im größeren Stil in der Branche noch derart hoch, dass der konservative Anleger auch außerhalb dieses Segments eine Vielzahl von Anlagemöglichkeiten findet. Diese weisen zwar geringere Chancen auf, sind aber auch mit einem deutlich geringeren Risiko einzuschätzen.
Nun gilt es wie immer: finden, analysieren und investieren. So bleiben Sie auf Kurs. Also: Butter bei die Fische!
Kolumne von Heiko Löschen, Vermögensverwalter der GSP asset management GmbH in Münster
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