Löst China bald Amerika wirtschaftlich ab?
13.03.2018
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In den nächsten sieben Jahren dürfte sich viel wirtschaftliches Gewicht nach Asien verschieben – auf Kosten von Amerika und besonders Europa. Vermutlich kommen die beiden größten Unternehmen der Welt im Jahr 2025 aus China.
In den letzten drei Jahrzehnten fand ein grundsätzlicher wirtschaftlicher Wandel statt: Waren früher vor allem Unternehmen aus der Automobilindustrie und Mineralölkonzerne in der Liste der größten Unternehmen der Welt zu finden, sind es nun zunehmend IT-Unternehmen, von denen diese Listen geprägt werden. So geht eine aktuelle Prognose von MainFirst Asset Management davon aus, dass im Jahr 2025 der chinesische Online-Shop Alibaba, das ebenfalls aus China stammende Online-Unternehmen Tencent (Anbieter u.a. von Online-Netzwerken und Online-Shopping) sowie Amazon im Jahr 2025 die drei Unternehmen mit der größten Marktkapitalisierung weltweit sein werden. Dahinter sollen laut Prognose der amerikanische Chiphersteller Nvidia und Facebook folgen. „Sie profitieren in den kommenden Jahren von den Zukunftsthemen E-Commerce, künstliche Intelligenz, digitale Werbung und selbstfahrende Autos“, erklärt Frank Schwarz, der die Analyse geleitet hat. Schwarz ist zudem Fondsmanager des MainFirst – Global Equities Funds, der seit fünf Jahren erfolgreich in Börsenunternehmen investiert, die von solchen Trends profitieren. Im vergangenen Jahr hat der Fonds eine Wertentwicklung von 39 % erzielt, seit seiner Auflegung beträgt die Wertentwicklung 125 %.
„Die voraussichtlichen Verschiebungen bis 2020 sind bereits nahezu in den Aktienkursen eingepreist, deshalb werfen wir unseren Blick weiter voraus, um die besten Investmentchancen zu identifizieren“, so der Fondsmanager, der mit seinem Team ein Universum von rund 700 globalen Unternehmen beobachtet.
Die Top-5-Konzerne der Welt im Zeitverlauf
Rang/Jahr | 1967 | 2005 | 2010 | 2017 | 2025e | |
1 | GM | … | GE | Petrochina | Apple | Alibaba |
2 | Ford | … | Exxon Mobil | Exxon Mobil | Alphabet | Tencent |
3 | GE | … | Microsoft | Apple | Microsoft | Amazon |
4 | Chrysler | … | Citi | ICBC | Amazon | Nvidia |
5 | Mobil | … | Wal-Mart | Wal-Mart |
Quelle: MainFirst Asset Management, Januar 2018.
Verschiebung nach Osten
Die fünf größten Unternehmen im vergangenen Jahr waren mit Apple, der Google-Mutter Alphabet, Microsoft, Amazon und Facebook ausschließlich amerikanische Unternehmen. Somit wird sich das wirtschaftliche Gewicht in den nächsten sieben Jahren deutlich von den USA nach Asien verlagern – und damit ist nicht nur die Volksrepublik China gemeint: "Unter den bedeutendsten 20 Konzernen werden dann die meisten ihren Sitz in China, Südkorea und Taiwan haben. Nur die US-Westküste rund ums Silicon Valley kann als Standort noch mithalten. Europa hingegen ist völlig abgehängt – und ein Comeback erscheint nicht realistisch“, kommentiert Schwarz. Die Verschiebung geschieht aber nicht nur auf Kosten der amerikanischen Unternehmen: „2017 hatten mit Nestle und AB Inbev noch zwei Unternehmen unter den Top-20 ihre Zentrale in Europa, schon ab 2020 erwarten die MainFirst-Experten, dass kein einziges europäisches Unternehmen es mehr in die Liste schafft. „Vor 50 Jahren war das noch ganz anders, als Konzerne aus der Automobil-, Öl- und Stahlbranche ganz oben standen. Nun aber booten Technologiewerte alle anderen aus“, erklärt Schwarz. „Hierzulande sind eher globale Markenhersteller sowie Luxusgüterproduzenten zuhause. Die USA beispielsweise profitieren von der Einwanderungspolitik der letzten Jahrzehnte gepaart mit den Aufstiegschancen im Bildungssystem sowie einer starken Venture-Capital-Szene: Viele Kinder von Immigranten sind als Gründer außerordentlich erfolgreich geworden – ein Beispiel ist Sergey Brin, einer der beiden Google-Gründer.“ In Deutschland hemmten die politischen Rahmenbedingungen sowie das unterentwickelte digitale Netz technologische Entwicklungen, kritisiert Schwarz. „Die besten deutschen Köpfe sind daher abgewandert und haben die zweite und dritte Führungsebene von Unternehmen wie Amazon oder Microsoft erobert“, nennt der Fondsmanager Gründe für diese Entwicklung. (ahu)