Kryptowährung – ernst zu nehmendes Investment oder nur was für Zocker?

26.03.2021

Jürgen Mertens, Gründer, CEO und Vorstand der Achtstein Invest AG / Foto: © Achtstein Invest AG

Anfang des Jahres war der (theoretische) Bitcoin-Millionär Stefan Thomas in aller Munde. Seine Geschichte verdeutlicht, wie jung und gleichzeitig radikal dieser Markt ist. Zur Erinnerung: Thomas hatte sich im Jahr 2011 in Bitcoins für einen Job bezahlen lassen. Inzwischen sind diese 7.002 Bitcoins rund 200 Millionen Euro wert. Was zunächst wie der wahrgewordene Traum eines jeden Anlegers erscheint, wird von einem scheinbar sehr profanen, aber schwerwiegenden Problem überschattet: Denn Stefan Thomas hat sein Passwort vergessen und aufgrund der hohen Sicherheitsstandards bei Blockchain-Anwendungen kann dieses auch nicht einfach so wiederhergestellt werden. Von den insgesamt zehn möglichen Versuchen, das Passwort einzugeben, sind acht misslungen. Noch zwei Fehleingaben und seine Millionen werden im World Wide Web verschwinden.

Wer sich trotzdem noch ermutigt sieht, in Bitcoins zu investieren, dem sei nicht nur dazu geraten, das Passwort an sicherer Stelle abzulegen, sondern auch sehr vorsichtig zu sein. Denn der derzeit so beliebte Handel bringt noch weitere Risiken mit sich. Trotz der vermeintlich hohen Sicherheitsstandards sehen sich Bitcoin-Besitzer auch immer wieder von Hackerangriffen bedroht. Vor allem Krypto-Handelsplattformen geraten dabei ins Visier von Cyber-Kriminellen. Als zentralisierte Web-Applikation sind diese nämlich für dieselben Sicherheitslücken anfällig wie alle anderen Websites auch. Zwar könnte Cyber-Bedrohungen entgegenwirkt werden. Bei den hohen Investitionskosten und dem stark umkämpften Markt entwickeln aber viele dieser Plattformen nur unzureichende Sicherheitssysteme und werden irgendwann Opfer eines Angriffs. So ist es Anfang 2014 Hackern gelungen, einen erfolgreichen Angriff auf die damals größte Bitcoin-Börse „Mt. Gorex“ zu verüben. Circa 25.000 Kunden verloren hierbei insgesamt 650.000 Bitcoin mit einem Wert von mehreren hundert Millionen Dollar. Und nicht nur das Stehlen von Kryptowährungen gehört zum Repertoire von Cyber-Kriminellen. Immer wieder kommt es auch zu Betrugsfällen mit Krypto-Falschgeld. Vor allem Neueinsteiger laufen Gefahr, Opfer von Bitcoin-Betrugssystemen zu werden. Der bislang wohl größte Betrugsfall wurde mit einer angeblichen Kryptowährung namens „Onecoin“ begangen. Hunderttausende Anleger könnten durch die von Investoren angepriesene Währung nach Ansicht von Ermittlern mehr als vier Milliarden Dollar verloren haben.

Neben dem Risiko von Hackerangriffen unterliegen Kryptowährungen auch teils starken Kursschwankungen. Wer vor ein paar Jahren noch verhältnismäßig günstig Bitcoins gekauft hat, konnte sich sicherlich über enorme Renditen freuen. Doch immer wieder ist der Bitcoin-Kurs auch von starken Einbrüchen gekennzeichnet. Eine verlässliche Rendite ist somit also nicht zu erwarten.

Fazit: Die vermeintlich renditestarke Kryptowährung ist nach wie vor relativ jung, Bitcoin und Co. werden weder von Regierungen noch von Zentralbanken reguliert. Das heißt, es fehlt die nötige Expertise, um deren Entwicklung beurteilen zu können – ebenso wie die Gefahren. Diese sind relativ deutlich zu benennen:

  1. Mögliche Hackerangriffe
  2. Der Verlust des Passworts und damit verbunden der Verlust des Kapitals
  3. Starke „Marktschwankungen“
  4. „Schwarze Schafe“ – also Betrüger, die mit Falschgeld locken

Doch wie kann man diese Risiken bestmöglich ausschließen? Eine direkte Versicherung gegen den Verlust von Kryptowährung kann man hierzulande noch nicht abschließen. Der Einstieg in Kryptowährung als Investment ist höchstens für jene Investoren geeignet, die sich umfassend mit dem Thema auseinandergesetzt haben und zudem auch stärkere Kursschwankungen verkraften können. Nichtsdestotrotz lohnt es sich natürlich, die Entwicklung weiter gespannt zu beobachten, denn häufig entwickeln sich solche „Nischenprodukte“ zu attraktiven Investitionsmöglichkeiten – so geschehen beim Crowdinvesting. Dort ließ sich in den vergangenen Jahren eine positive Entwicklung und vor allem Professionalisierung des Angebots beobachten. Inzwischen wird diese Form der Kapitalanlage immer häufiger Teil des Finanzierungsmixes.

Gastbeitrag von Jürgen Mertens, Gründer, CEO und Vorstand der Achtstein Invest AG