Krise und Chaos in Frankreich

26.08.2014

Auch wenn die deutsche Konjunkturlokomotive etwas lahmt, so fällt der Vergleich zu anderen europäischen Staaten doch sehr gut aus. Vorteil Deutschland. Neben den Mittelmeeranrainern ist es insbesondere unser rheinischer Nachbar, der mit argen wirtschaftlichen Sorgen zu kämpfen hat. Grande Nation, wohin führt dein Weg?

(fw/ah) Martin Harvey, Anleihen-Portfoliomanager bei Threadneedle, kommentiert die Lage in Frankreich: „Die jüngsten Entwicklungen in Frankreich führen die politischen Spannungen vor Augen, die mit einer stagnierenden Wirtschaft einhergehen. Denn die Minister versuchen, die Balance zwischen Wirtschaftswachstum und Budgetplanung zu finden. Die Haushaltskonsolidierung ist in Frankreich nicht so schnell vorangeschritten wie in anderen Staaten, und staatliche Ausgaben tragen weiterhin zum Wirtschaftswachstum bei. Insofern ist das Gezänk darum nichts weiter als ein Ablenkungsmanöver. Das tatsächliche Problem der französischen Wirtschaft ist ein chronisch fehlendes Wachstumspotenzial. Mögliche Maßnahmen gegen dieses Problem müssen zum einen langfristig angelegt sein. Zum anderen dürfte es schwer sein, dafür Rückhalt in der Bevölkerung zu finden. Und Rückhalt in der Bevölkerung hat Francois Hollande zum jetzigen Zeitpunkt gewiss nicht.

„Allgemeiner betrachtet, könnte der Paradigmenwechsel zulasten einer entschlossenen Haushaltskonsolidierung zu weiteren Unstimmigkeiten in Europa führen. Die Tatsache, dass EZB-Präsident Mario Draghi mehr Flexibilität in der Haushaltspolitik unterstützt, könnte zusätzlich Öl ins Feuer gießen. Der Markt für französische Staatsanleihen verhält sich angesichts der enttäuschenden Wachstumsaussichten und der politischen Spannungen ruhig. Investoren scheinen das Risiko als Preis für den Renditeaufschlag gegenüber deutschen Staatspapieren dankbar in Kauf zu nehmen. Daran sollte sich angesichts der anhaltenden Suche nach Renditequellen auf absehbare Zeit nichts ändern, sofern der Bruch innerhalb der politischen Führung des Landes nicht größer wird. Allerdings sollten Investoren das Risiko im Auge behalten, dass die französischen Wähler sich angesichts der aktuellen Probleme und der fehlenden Lösungen aus der politischen Mitte dem extremen linken oder rechten politischen Flügel zuwenden könnten. Dies würde Europa vor weitere Probleme stellen."

www.threadneedle.de