„KI wird viele Rollen ändern“

03.01.2025

Christian Sievers, Geschäftsführer LAIC Vermögensverwaltung GmbH / Foto: © LAIC Vermögensverwaltung GmbH

Der Megatrend Künstliche Intelligenz (KI) ist allgegenwärtig. Das Asset Management bildet hier keine Ausnahme. Ganz im Gegenteil. Die Chefredaktion im Gespräch mit Christian Sievers, Geschäftsführer LAIC Vermögensverwaltung GmbH, über die Vorteile des Einsatzes der KI.

finanzwelt: Die Kapitalmärkte sind für manche ein Buch mit sieben Siegeln. Nun tritt die Künstliche Intelligenz hinzu. Ist das eine Erleichterung oder verkompliziert es die Investitionsentscheidung sogar?
Christian Sievers» KI kann Privatanlegern mittelfristig durchaus bei besseren Investitionsentscheidungen helfen. Etwa indem sie automatisch hoch individualisierte Portfolios passend zu ihren persönlichen Präferenzen zusammenstellt. Und auch im Asset Management selbst kommt KI immer stärker zur Anwendung. Mit klassischen Methoden gelingt es vielen Portfoliomanagern kaum noch, dauerhaft Alpha zu generieren. In Bereichen, in denen verlässliche Daten vorliegen, schafft KI bereits heute wesentlich bessere Ergebnisse, beispielsweise bei US Large Caps.

finanzwelt: Bahnbrechende Innovationen sind oft US-amerikanischen Ursprungs. Haben wir Europäer auch bei KI wieder das Nachsehen?
Sievers» Es stimmt, aktuell kämpfen insbesondere US-Tech-Konzerne um die Vorreiterrolle bei KI. Hier fließen enorme Summen in Hardware und KI-Chips. In Europa und Deutschland ist man deutlich zurückhaltender. Gerade im Asset Management gibt es Vorbehalte, etwa was veränderte Prozesse und Abläufe betrifft. Hinzu kommen Bedenken aus Politik und Regulatorik. Hier wäre eine Agenda, die gute Ideen und Unternehmen unterstützt und so die Wettbewerbsfähigkeit Europas stärkt, hilfreich.

finanzwelt: Mithilfe von KI lassen sich viele Aufgaben besser und schneller lösen als bisher. Woher kommen die Vorbehalte?
Sievers» Zum einen gibt es das Argument, der Mensch würde komplett ersetzt. Das sehen wir nicht, allerdings wird KI viele Rollen ändern. Ein gutes Beispiel ist der Portfoliomanager. Klassische Aufgaben, wie Allokation und Gewichtung bestimmter Assets wird in Zukunft viel stärker die KI übernehmen. Das heißt aber nicht, dass es keine Portfoliomanager mehr geben wird. Sie übernehmen dann eher beratende und Kontrollfunktionen und entwickeln die Modelle hinter der KI. Ein weiteres Hindernis sind finanzielle Hürden. Die Auflage eines KI-gesteuerten Fonds erfordert zunächst enorme Investitionen in die Infrastruktur sowie die Entwicklung der KI-Modelle.

finanzwelt: Welche Bedeutung messen Sie Daten und deren Qualität bei?
Sievers» Daten sind das A und O. Je mehr Daten zur Verfügung stehen und je besser die Datenqualität ist, umso genauere Ergebnisse kann eine KI liefern. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Algorithmen streng rational handeln, persönliche Präferenzen und Gefühle spielen keine Rolle. Kurz: KI agiert emotionslos, rational und präzise.

finanzwelt: Sie sind seit einigen Jahren dabei. Über welche Meilensteine können Sie berichten?
Sievers» Ja, unser erster KI-gesteuerter Fonds ist bereits im Mai 2020 live gegangen. Mittlerweile steuert unsere KI drei Mischfonds und zwei Aktienfonds, und das mit gutem Erfolg. Das war aber nur der erste Schritt. Ende 2023 haben wir einen Kooperationsvertrag mit der Union Investment geschlossen. In Zukunft wird die LAIC-KI zentrales Element der neuen, fondsbasierten, individuellen Vermögensverwaltung im gehobenen Kundensegment der Union sein. Das ist ein großer Erfolg und bestätigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Daneben sind wir mit weiteren Häusern über mögliche Partnerschaften im Gespräch. (ah)