KfW-Förderung: Nachfrage uneinheitlich in H1 2016
03.08.2016
Dr. Ulrich Schröder
Die KfW Bankengruppe hat im ersten Halbjahr 2016 ein Fördervolumen von insgesamt 36,2 Mrd. EUR ausgereicht (Vorjahreszeitraum 41,5 Mrd. EUR, 13 Prozent). Die inländische Förderung entwickelte sich in diesem Zeitraum mit 26,7 Mrd.
(fw/rm) EUR sehr erfolgreich und übertraf den Vorjahreswert (25,7 Mrd. EUR, +4 Prozent) um rund 1 Mrd. EUR. Insbesondere die starke Nachfrage nach Finanzierungen für energieeffizienten Wohnungsbau und in Energieeffizienzvorhaben von Unternehmen hat zum Anstieg beigetragen. Die Nachfrage in der allgemeinen Unternehmensfinanzierung blieb indes angesichts verhaltener Investitionsneigung der Unternehmen in Deutschland unterhalb des Vorjahresniveaus. Die Neuzusagen für das Internationale Geschäft der KfW fallen mit 9,0 Mrd. EUR deutlich niedriger aus als im Vorjahr (15,4 Mrd. EUR, 42 Prozent). Diese Entwicklung ist im Wesentlichen auf die erwartungsgemäße Normalisierung der Zusagen bei der KfW IPEX-Bank zurückzuführen, die mit 5,4 Mrd. EUR (13,1 Mrd. EUR, -59 Prozent) deutlich unterhalb des durch Sondereffekte geprägten Vorjahrs liegen, aber in etwa dem Durchschnitt der fünf vorangegangenen Jahre (5,7 Mrd. EUR) entsprechen. Besonders positiv entwickelten sich die Zusagen des Geschäftsbereichs KfW Entwicklungsbank, die sich mit 3,1 Mrd. EUR (1,6 Mrd. EUR) fast verdoppelten. Die DEG sagte Finanzierungen in Höhe von 0,43 Mrd. EUR (0,67 Mrd. EUR) zu. "Die Nachfrage nach KfW-Förderung reflektiert erwartungsgemäß die moderate Konjunkturentwicklung in Deutschland. Zugleich zeigen die Förderzahlen der KfW das starke Interesse an langfristigen Finanzierungen in der Niedrigzinsphase insbesondere im Wohnungsbau", sagt Dr. Ulrich Schröder, Vorstandsvorsitzender der KfW. Die Ertragslage hat sich im ersten Halbjahr 2016 mit einem Konzerngewinn von 779 Mio. EUR (1.152 Mio. EUR) zwar wie prognostiziert rückläufig entwickelt, bewegt sich aber dennoch oberhalb unserer Erwartungen. Diese Entwicklung resultiert insbesondere aus positiven Sondereffekten im Bewertungsergebnis. "Das Ergebnis der KfW hat sich im zweiten Quartal 2016 positiv entwickelt. Hierbei profitiert die KfW auch in diesem Jahr von verschiedenen Sondereffekten. Für das Gesamtjahr erwarten wir ein gegenüber 2015 rückläufiges, aber dennoch überdurchschnittliches Ergebnis", sagt Dr. Schröder. Das Betriebsergebnis vor Bewertungen (vor Förderleistung) beträgt 949 Mio. EUR (1.009 Mio. EUR). Dabei stellt der Zinsüberschuss (vor Förderleistung) in Höhe von 1.363 Mio. EUR (1.415 Mio. EUR) auf Basis der weiterhin guten Refinanzierungsmöglichkeiten der KfW unverändert die wesentliche Ertragsquelle dar. Die erbrachte Förderleistung - im Wesentlichen Zinsverbilligungen aus dem Neugeschäft 2016 - liegt mit 104 Mio. EUR aufgrund des im aktuellen Zinsumfeld weiterhin geringen Verbilligungsspielraums deutlich unter dem Niveau des Vorjahres (181 Mio. EUR). Die Risikovorsorge im Kreditgeschäft hat die Ertragslage moderat mit 13 Mio. EUR belastet. Hierbei wurde der Wertberichtigungsbedarf, der insbesondere in den Geschäftsfeldern Export und Projektfinanzierung sowie Förderung Entwicklungs- und Schwellenländer zu verzeichnen war, durch positive Sondereffekte in Form von Eingängen auf bereits abgeschriebene Forderungen im Wesentlichen kompensiert. Das weiterhin erfreuliche Beteiligungs- und Wertpapierergebnis in Höhe von 46 Mio. EUR (135 Mio. EUR) ist vor allem auf das Beteiligungsergebnis der DEG zurückzuführen. Die rein IFRS-bedingten Effekte aus der Bewertung von Derivaten, die zu Sicherungszwecken eingesetzt werden, haben die Ertragslage mit 190 Mio. EUR (+68 Mio. EUR) belastet. Die Bilanzsumme liegt mit 512,2 Mrd. EUR vor allem aufgrund einer erhöhten Liquiditätshaltung über dem Niveau des 31.12.2015 (503,0 Mrd. EUR). Die aufsichtsrechtlichen Eigenkapitalquoten des Konzerns haben sich nach einem spürbaren Anstieg im ersten Quartal in den letzten Monaten stabil bzw. leicht rückläufig entwickelt. Die Gesamtkapitalquote beträgt bei sinngemäßer Anwendung des IRBA 21,5 Prozent (31.03.2016: 21,2 Prozent). Seit Jahresbeginn unterliegt die KfW der aufsichtsrechtlichen Meldepflicht für Kapitalquoten. Bis zur angestrebten aufsichtsrechtlichen Zulassung zum IRBA meldet die KfW an die Bankaufsichtsbehörden gemäß Kreditrisikostandardansatz (KSA), auf dessen Basis die Gesamtkapitalquote zum 30.06.2016 bei 14,7 Prozent (31.03.2016: 15,4 Prozent) liegt. Die Veränderungen im zweiten Quartal sind insbesondere auf die Währungs- und Geschäftsentwicklung zurückzuführen.
Ergebnisse der Förderaktivitäten im Einzelnen
Das Neugeschäft der Mittelstandsbank liegt mit 9,5 Mrd. EUR unter dem Vorjahresniveau (11,0 Mrd. EUR). Damit wirken sich die aktuellen Marktbedingungen (moderate Konjunkturerwartungen in Europa, verfestigtes Niedrigzinsumfeld, sehr gute Liquiditätsausstattung der Banken) auch auf die Nachfrage nach KfW-Förderung aus. Der Rückgang betrifft primär den Bereich allgemeine Unternehmensfinanzierung (2,9 Mrd. EUR, Vorjahr 3,9 Mrd. EUR). Die Gründungsfinanzierung hingegen entwickelte sich mit Neuzusagen in Höhe von 1,7 Mrd. EUR sehr erfreulich und liegt damit auf dem bereits sehr starken Vorjahresniveau. Die Förderung im Bereich Innovation zeigt sich gegenüber dem Vorjahr stabil (0,3 Mrd. EUR). Im März hat hier "coparion", der neue Co-Investitionsfonds von KfW und Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi), seine Tätigkeit aufgenommen. Coparion beteiligt sich gemeinsam mit privaten Leadinvestoren mit Venture Capital an jungen Technologieunternehmen. Im Förderfeld Umwelt wurden 4,6 Mrd. EUR zugesagt (5,0 Mrd. EUR), einzelne großvolumige Finanzierungen werden zudem in der zweiten Jahreshälfte erwartet. Besonders erfreulich entwickelte sich das in 2015 neu ausgerichtete KfW-Energieeffizienzprogramm. Mit Zusagen in Höhe von 2,2 Mrd. EUR konnte das Vorjahresniveau deutlich übertroffen werden (1,6 Mrd. EUR). Darüber hinaus wurde die Produktfamilie zum 01.05.2016 um das neue Programm "Abwärme" erweitert. Dadurch werden Maßnahmen zur Abwärmevermeidung und -nutzung in den Unternehmen mit zinsgünstigen Darlehen sowie durch Tilgungszuschüsse vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) finanziert. Hiermit leistet die Mittelstandsbank einen weiteren wichtigen Beitrag zur Energieeinsparung und Reduzierung von CO2-Emissionen im gewerblichen Bereich. Im Geschäftsfeld Kommunal- und Privatkundenbank / Kreditinstitute wurde im ersten Halbjahr 2016 ein Neugeschäftsvolumen von 17,2 Mrd. EUR (14,7 Mrd. EUR) erreicht. Wesentliche Treiber dieses Wachstums waren die Förderschwerpunkte Wohnen und Infrastrukturfinanzierung. Die Zusagen im Bereich Wohnen erreichten mit 10,4 Mrd. EUR (8,0 Mrd. EUR) einen neuen Höchststand, in dem sich die anhaltend starke Baukonjunktur widerspiegelt. Sehr erfreulich ist dabei, dass der Zuwachs vor allem in den Förderprogrammen Energieeffizient Bauen und Sanieren erzielt wurde und somit mehr Investitionen in den energetisch hochwertigen Neubau und die energieeffiziente Sanierung von Bestandsimmobilien geflossen sind. Zudem leistete die Infrastrukturfinanzierung mit einem Fördervolumen von 2,4 Mrd. EUR (2,0 Mrd. EUR) einen deutlichen Beitrag zur positiven Entwicklung. Neben der Sonderfazilität "Flüchtlingsunterkünfte", mit der die KfW den Kommunen auch in 2016 noch weitere 500 Mio. EUR zinslose Darlehen zur Verfügung stellte, steigerte sich die Nachfrage in der kommunalen Basisförderung sowie in der Energieeffizienzförderung für öffentliche Gebäude. Einen Zuwachs erzielte auch die Individualfinanzierung Banken mit einem Zusagevolumen über 1,0 Mrd. EUR (0,7 Mrd. EUR). Leicht rückläufig waren hingegen die Zusagen in den Förderfeldern Allgemeine Refinanzierung für Landesförderinstitute mit 2,4 Mrd. EUR (2,7 Mrd. EUR) und Bildung mit 1,1 Mrd. EUR (1,2 Mrd. EUR). Im Geschäftsfeld Export- und Projektfinanzierung, das durch die KfW IPEX-Bank verantwortet wird, wurde Neugeschäft in Höhe von 5,4 Mrd. EUR zugesagt. Wie sich bereits im ersten Quartal abgezeichnet hatte, ist das Zusagevolumen damit nach dem Ausnahmejahr 2015, in dem die Kumulierung von Sondereffekten in der ersten Jahreshälfte zu außerordentlich hohen Zusagezahlen von 13,1 Mrd. EUR geführt hatte, wieder auf dem normalen Niveau der Vorjahre angelangt (Durchschnitt der fünf vorangegangenen Jahre: 5,7 Mrd. EUR). In einem schwierigen Marktumfeld bildete mit 1,4 Mrd. EUR die Sparte Energie und Umwelt einen Schwerpunkt. Weiter trugen die Sparten Finanzinstitutionen und Trade Finance mit 1,1 Mrd. EUR sowie Maritime Industrie mit 0,8 Mrd. EUR zum Zusagevolumen bei. Das Zusagevolumen im Geschäftsfeld Förderung der Entwicklungs- und Schwellenländer liegt bei 3,6 Mio. EUR (2,3 Mio. EUR). Der Geschäftsbereich KfW Entwicklungsbank hat im ersten Halbjahr 2016 mit 3,1 Mrd. EUR (1,6 Mrd. EUR) eine knappe Verdopplung der Zusagen im Vergleich zum Vorjahr für Projekte und Programme weltweit erreicht. Für Vorhaben im Krisen- und Flüchtlingskontext wurden im ersten Halbjahr 2016 rund 350 Mio. EUR ausgezahlt. Zum 30.06.2016 hat die DEG für Investitionen privater Unternehmen in Entwicklungs- und Schwellenländern 434 Mio. EUR zusagt (669 Mio. EUR). Nach einem verhaltenen Beginn entwickelten sich die Neuzusagen im zweiten Quartal dynamischer. Beteiligungsfinanzierungen konnten in Höhe von 159 Mio. EUR zugesagt werden (154 Mio. EUR). Für Investitionen deutscher Unternehmen konnte die DEG erfreuliche 104 Mio. EUR (105 Mio. EUR) zusagen. Im Geschäftsfeld Finanzmärkte lag das Fördervolumen im ersten Halbjahr 2016 bei 536 Mio. EUR. Für ihr Green-Bond-Portfolio tätigte die KfW Investitionen in insgesamt sieben Wertpapieren zur Förderung von Klima- und Umweltschutzprojekten im Volumen von rund 176 Mio. EUR. Im Bereich der kapitalmarktorientierten Mittelstandsförderung lagen die Investitionen in Verbriefungstransaktionen in diesem Zeitraum bei 359 Mio. EUR. Zur Refinanzierung ihres Fördergeschäftes nahm die KfW per 30.06.2016 langfristige Mittel im Gegenwert von 42,4 Mrd. EUR an den internationalen Kapitalmärkten auf. Rund 39 Prozent der Mittelaufnahme erfolgte in Euro, in US-Dollar wurde rund 47 Prozent aufgenommen und 14 Prozent wurden in elf weiteren Fremdwährungen refinanziert. Für das Gesamtjahr rechnet die KfW weiterhin mit einem Refinanzierungsvolumen von 70-75 Mrd. EUR. Tabellarische Übersicht Geschäfts- und Förderzahlen: www.kfw.de/geschaeftszahlen www.kfw.de