Keine Ausflüchte mehr
16.10.2019
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Natürlich geht es auch ums Geldverdienen
„Hält man sich den gewaltigen zusätzlichen Investitionsbedarf beim Klimaschutz bzw. der Anpassung an die Folgen des Klimawandels vor Augen, leistet die Entwicklung eines nachhaltigen Finanzsystems einen wichtigen Beitrag, damit die Menschheit diese große Herausforderung wirklich bewältigen kann“, sagt Nicolas Mackel, CEO von Luxembourg for Finance. Luxembourg for Finance (LFF) ist die Agentur zur Förderung des Finanzplatzes Luxemburg. „Hier weiterhin konsequent voranzugehen und Führung zu zeigen, ist ein wesentlicher Faktor für eine global wettbewerbsfähige Finanzwirtschaft in Europa.“ Als wichtigster Standort für Investmentfonds in Europa und größter Listing-Platz für Green Bonds weltweit, kommt dem Finanzplatz Luxemburg tatsächlich und fernab jeder Eigenwerbung schon heute eine besondere Aufgabe zu. Eine Studie von LFF identifiziert die wachsende Bedeutung von Nachhaltigkeitsaspekten auf allen Ebenen und der Weg zu einem multipolaren Finanzsystem in Europa als Folge des Brexit als weitere grundlegende Entwicklungen, die maßgeblich für die Zukunft des Finanzdienstleistungs-Sektors sind. Europa habe eine gute Ausgangsposition bei nachhaltiger Geldanlage und Finanzierung. Die Millennials, also die von Anfang der 1980er bis Mitte der 1990er Jahre Geborenen, würden innerhalb der kommenden Jahre aufgrund des eigenen Einkommens und insbesondere durch Erbschaften und Vermögensübertragungen zur wesentlichen Nachfragegruppe bei Kapitalanlagen. Diese Generation werde stärker als zuvor auf Assetmanager setzen, die überzeugende Lösungen böten, die Integration von Umwelt-, Sozial- und Governance-Standards (ESG) in die Anlageentscheidung zu integrieren. Entsprechend ausgerichtete Produkte würden somit immer mehr zum Muss. Mit der Entwicklung eines einheitlichen Rahmenwerks sowie klarer Standards und Definitionen (Taxonomie) zu Green Finance sei die Europäische Union globaler Pionier. Sie schaffe damit wichtige Voraussetzungen, um die mit dem Bedeutungsgewinn von ESG verbundenen Chancen zu nutzen. Zudem existiere bereits ein breites Angebot an ESG-orientierten Kapitalanlagen und Finanzierungslösungen. Letztere sind wichtig, wollen etwa die Versicherer auch wirklich nachhaltig investieren. Wäre da nur nicht die Wirklichkeit bei noch immer viel zu vielen Versicherern. Schon seit zwölf Jahren sind alle Aktiengesellschaften mit mehr als 500 Mitarbeitern EU-weit gesetzlich verpflichtet, einen Bericht über ihre Nachhaltigkeitsstrategie zu veröffentlichen. Doch dabei hat die Unternehmensberatung Zielke Research Consult in Aachen schwere Defizite festgestellt, wie aus einem neuen Report des Unternehmens hervorgeht. Unternehmensgründer und Geschäftsführer Carsten Zielke zieht ein erschreckendes Fazit: „Den Versicherern als den größten Investoren Europas kommt eine besondere Verpflichtung zu, der sie in der Mehrzahl bisher noch nicht einmal halbherzig nachkommen.“
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