Jagdfeld vor Gericht
08.02.2018
Anno August Jagdfeld / Foto: © Pressebild
„Aktionäre sind dumm und frech: Dumm, weil sie Aktien kaufen, und frech, weil sie dann auch noch Dividende haben wollen.“ Dieser Ausspruch des legendären Berliner Bankiers Carl Fürstenberg dürfte sinngemäß wohl auch auf die Anleger zutreffen, die Anno August Jagdfeld vertraut haben: Sie waren dumm ihr Geld herzugeben für Kommanditanteile an den Jagdfeldschen Fonds und frech, dafür auch noch eine Rendite zu erwarten. Von daher wirkt es nun ums so mehr wie ein Karnevalsscherz von Anno August Jagdfeld, wenn er jetzt Presseberichten zufolge gegen die Versicherung Signal-Iduna milliardenschwere Forderungen auf Schadenersatz erhebt – ausgerechnet wegen Rufschädigung. (Tusch, Narrhalla-Marsch)
Tatsache bleibt, dass sich allzu viele der von Jagdfeld angeschobenen Projekte für die Anleger zu Flopps entwickelten. Ob das Grandhotel Heiligendamm, die Berliner Pyramide oder die Leipziger Gutenberggalerie, hier gab es Totalverluste. Von den „überlebenden“ Fonds haben viele die in Aussicht gestellten Ausschüttungen nicht erreicht, wie etwa beim Hotel Adlon. Der Name Jagdfeld und seine Marke „Fundus Fondsverwaltung“ waren daher irgendwann verbrannt, neue Anteile unter diesem Logo kaum noch platzierbar. Und das ist für alle Initiatoren von geschlossenen Fonds gefährlich. Ihre Haupteinnahmequelle liegt im Neugeschäft.
Maßgeblich beigetragen zum schleichenden Ausschluss vom Markt hat die Weigerung Jagdfelds, sich den in der Fondsbranche herrschenden Standards der Publikation der Ergebnisse zu unterwerfen. So legte Fundus nur sporadisch Leistungsbilanzen vor (wir haben lediglich eine gefunden), die nach den jeweils geltenden Standards der Branche (zunächst des DFI oder später die vom Branchenverband VGF fortentwickelten) jährlich vorzulegen waren. Zweck dieser regelmäßigen Soll-Ist-Vergleiche von Prospektvorgaben und tatsächlich erzielten Ergebnissen ist eine Datengrundlage zur Einschätzung der Leistungsfähigkeit der Initiatoren. Fundus hat hier Transparenz verhindert, was zu einem zentralen Faktor für den Niedergang der Marke „Fundus“ wurde.
Fundus-Produkte mussten bei professioneller Betrachtung immer mit einem zusätzlichen Risikoabschlag bewertet werden, weil die Datengrundlage aus den systematischen Soll-Ist-Vergleichen früherer Fonds fehlte, anders als bei den Premium-Marken unter den Anbietern geschlossener Fonds wie etwa dem US-Spezialisten Jamestown.
Je schärfer die Rechtsprechung den Berater aber anfasste desto geringer wurde die Neigung des Vertriebs, die spezifischen Risiken zu akzeptieren, die mit der Platzierung von Fundus-Produkten verbunden waren. Die Gesetze des Marktes sind da eindeutig: Je geringer die Transparenz, desto höhere Risiken müssen kalkuliert werden. Je höher die Risiken, desto geringer der Wert der Anlage bei gegebener Ertragsschätzung. Dieser Mechanismus schlägt besonders scharf in Märkten mit asymmetrischen Informationen zu, wie Nobelpreisträger George Akerloff schon Anfang der 70er zeigen konnte. Von daher ist völlig klar: Die bewusst gewählte Intransparenz ist für die Anbieterseite (Emittenten) in allen Finanzmärkten eine reine Selbstmordstrategie – und genau der ist Jagdfeld gefolgt, warum auch immer. Er ist insoweit allein an seiner kaufmännischen Unfähigkeit gescheitert. Wer sich wie Jagdfeld gegen die Gesetze des Marktes stellt, kann keinen dauerhaften Erfolg haben. (mk)