Italexit - Arrivederci Roma
30.11.2016
Robert Halver
Dann kommt es zum Euro-Schwur Italien ist also Euro-systemrelevant, nicht zuletzt wegen seiner Staatsverschuldung etwa in Höhe der deutschen bei allerdings im Vergleich nur 70 Prozent Wirtschaftsleistung. Eine ohnehin angeschossene Eurozone kann sich 2017 keine offene italienische Flanke, kein Euro-abtrünniges Italien leisten. Die dann auftretenden Zentrifugalkräfte einer Systemkrise könnten auch angesichts von drei weiteren Nationalwahlen in den Niederlanden, Frankreich und Deutschland, mit Blick auf die offenen Brexit-Probleme und einer ungelösten Flüchtlingsfrage und auch noch angereichert durch den Trump’schen Poltergeist in puncto Außen- und Handelspolitik Europa zerreißen.
Ein europäisches SEK muss her und soll vor der italienischen Neuwahl vorbeugend eingreifen. So wird Deutschland Italien politisch nicht hängen, sondern mitspielen lassen. Zunächst soll eine politische Aufwertung Italiens gegenüber Deutschland die italienischen Wähler davon abhalten, ihre Wahlkreuze falsch zu setzen. Daher wird der deutsche Europa-Motor mit italienischen Reifen bestückt. Reifen sind sehr wichtig. Denn was nützt das stärkste europäische Getriebe, wenn es seine Kraft nicht auf die Straße bringen kann, Wähler nicht erreicht?
Wir haben verstanden oder der Regelbruch als politische Ausrede
Italien wird sich seine Bedeutung als Haftreibung, als Grip, noch viel teurer bezahlen lassen. Es geht um eine Revolution in der Stabilitätspolitik. Das „deutsche Spardiktat“ in Europa - früher noch Europäische Stabilitätsunion genannt - soll endgültig fallen. Ungezügelte Schuldenaufnahme und frisch, fromm, fröhliche und freie Finanzierung durch die EZB werden als strikte Bedingungen formuliert, damit Italien bis zum Wahltag, aber auch danach - die nächste Abstimmung kommt bestimmt - nicht den Euro-Schleudersitz auslöst, nicht von der blau-gelben Euro-Fahne geht.
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