Italexit - Arrivederci Roma

30.11.2016

Robert Halver

Ab 5. Dezember spricht die Finanzwelt nicht nur von Italexit

Verliert Renzi, beginnt tags darauf die incertezza italiano, die italienische Verunsicherung. Der italienische Finanzmarkt wird einen Regierungswechsel zu Parteien durchspielen, die EU, Eurozone und ihre Regeln meiden wie der Teufel das Weihwasser im Petersdom in Rom. Sowohl die selbsternannten „Trumpisti“ der Lega Nord als auch der Komiker Beppe Grillo aus der Fünf-Sterne-Bewegung sehen ihre Zeit gekommen, um in Italien aufzuräumen. Tatsächlich liegt der Witzbold in letzten Umfragen nur noch drei Prozent hinter den noch führenden Sozialdemokraten. Bei einem Wahlsieg oder einer Regierungsbeteiligung hat der Spaßvogel angekündigt, ein Referendum zum Euro-Austritt durchzuführen, der sogenannte Italexit. Das ist bei Erfolg laut italienischer Verfassung zwar nicht bindend, doch wird man die Stimme des Volkes kaum links liegen lassen können, ohne dass die Anti-Establishment-, Anti-Europa-Bewegung noch größer wird. Das hätte sich selbst Cäsar im alten Römischen Reich nicht getraut.

Am 5. Dezember mag man in Italien den Nikolaus erwarten, aber Knecht Ruprecht bekommen. Die Risikoaufschläge italienischer Staatspapiere steigen wie ein Luftballon auf dem Weihnachtsmarkt, den ein Kind nicht festhalten konnte. Und die arg Kredit Not leidenden Banken fallen an der Börse wie Blätter vom Baum. Und wenn erst einmal das Thema Italexit in aller Munde ist, wird auch die Gefahr eines bank run real. Denn viele Italiener sind massiv in Spareinlagen und Bankanleihen investiert, deren Rückzahlbarkeit dann angezweifelt wird.

Spätestens zu diesem Zeitpunkt würde die Finanz-Grippe des Stiefelstaates aus Risikoangst den gesamten Club Med erfassen. Zu sehr ist man untereinander finanz- und bankwirtschaftlich verbandelt. Mitgehangen, mitgefangen! Und wirklich finanz-gesund sind die anderen ja auch nicht. Die Gefahr einer irreparablen Eurozone würde einen Finanz-Schock lostreten.

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