Ist die Digitalisierung überhaupt finanzierbar?
26.02.2019
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Diese Frage stellen sich viele deutsche Mittelständler. Es liegt aber nicht daran, dass sich die Unternehmen nicht auf die Umwälzungen vorbereitet hätten.
Nur Unternehmen, die bereit sind, in ihre digitalen Systeme zu investieren, werden sich künftig am Markt behaupten können. Doch gerade für mittelständische Unternehmen könnte die digitale Transformation zu einer enormen finanziellen Belastung werden, wie aus dem „Finanzierungsmonitor 2019“ hervorgeht, für den creditshelf gemeinsam mit der TU-Darmstadt 200 Finanzentscheider aus mittelständischen Industrie-, Handels- und Dienstleistungsunternehmen befragt hat. „Unter den Dienstleistern befürchten besorgniserregende 71 % der Unternehmen, dass ihnen mitten im digitalen Umbruch die finanzielle Kraft ausgehen könnte“, erklärt Dr. Daniel Bartsch, Vorstand und Gründungspartner von creditshelf. „Die aktuelle Kreditpolitik der Banken könnte also dafür sorgen, dass der Großteil des Sektors nicht in der Lage sein wird, die nun wichtigen Weichenstellungen in Richtung digitaler Geschäftsmodelle vorzunehmen. Seit der Finanzkrise neigen Banken nämlich dazu, schnelle und unbesicherte Kredite seltener an Mittelständler auszugeben.“
Es liegt nicht an mangelnder Vorbereitung
Seit langem wird dem deutschen Mittelstand der Vorwurf gemacht, dass die Unternehmen das jahrelange Konjunkturhoch nicht genutzt hätten, um an die Zukunft zu denken und dafür entsprechende Rücklagen zu bilden. Diese Vorwurt ist laut dem "Finanzierungsmonitor" aber nicht haltbar. So gaben in der Studie drei Viertel der Befragten an, dass sie dem Thema Digitalisierung in ihrer Investitionsplanung eine wichtige oder sogar sehr wichtige Bedeutung beimessen würden.
„Gerade für Mittelständler war der anhaltende wirtschaftliche Boom in den vergangenen Jahren Fluch und Segen zugleich“, hat Prof. Dr. Dirk Schiereck von der TU Darmstadt beobachtet, der den „Finanzierungsmonitor“ seit seiner ersten Auflage im Jahre 2016 wissenschaftlich begleitet: „Denn wenn ein Unternehmen bereits an der Grenze seines Kreditrahmens arbeitet, um Projekte und Aufträge vorzufinanzieren, bleibt trotz bester Absichten für Investitionen in die Zukunft oft schlichtweg zu wenig finanzielle Luft.“
Auch wenn sich gerade mittelständische Betriebe in vergangenen Phasen des wirtschaftlichen Abschwungs immer wieder erfolgreich auf ihre Innovationskraft besonnen haben, könnte es diesmal anders laufen. „Es geht aktuell eben nicht darum, vorhandenes Know-how zu reaktivieren, sondern neues, zum Teil branchenfremdes Wissen aufzubauen“, gibt creditshelf-Vorstand Bartsch zu bedenken. „Da die Unternehmen dabei nicht auf Zeit spielen sollten, führt kein Weg daran vorbei, bei Digitalisierungsprojekten auch abseits der klassischen Kreditgeber nach neuen, innovativen Finanzierungspartnern zu suchen.“ (ahu)