Internationalisierung der chinesischen Währung wird vorangetrieben

22.04.2015

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**Der Renminbi könnte bald den Status als konvertierbare Währung zuerkannt bekommen. Zu dieser Einschätzung kommt **Gerhard Winzer, Chefvolkswirt der Fondsgesellschaft Erste Asset Management.

(fw) „Ob der Renminbi auch in das Sonderziehungsrecht, also in den Währungskorb für die Buchwährung des Internationalen Währungsfonds, aufgenommen wird, hängt nur noch von politischen Argumenten ab", sagt Winzer. Diese Entwicklungen lassen sich auf den Abbau der Kapitalverkehrsrichtlinien und die Internationalisierung der chinesischen Währung zurückführen. „Die Errichtung der multilateralen Entwicklungsbank AIIB für den asiatischen Raum ist nur die letzte in einer Reihe von zahlreichen Maßnahmen", so der Experte weiter. Laut Winzer impliziert dieser Fortschritt, dass es nicht in Chinas Interesse liegt sich am globalen Abwertungswettlauf zu beteiligen. Außerdem werde der Anteil von chinesischen Aktien und Anleihen in globalen Indizes zunehmen. „Aktien werden durch die aktuellen Entwicklungen unterstützt", sagt Winzer. „Und da die Renditen in China deutlich über dem Niveau der Reservewährungen liegen, dürfte auch ein zunehmendes Emissionsvolumen von chinesischen Anleihen kein Problem darstellen", so der Chefvolkswirt weiter.

Chinas Wirtschaft muss sich transformieren

Für den Experten ist damit klar: „Die Bedeutung von China für das weltweite Wirtschafts- und Finanzsystem nimmt weiter rasant zu." Bereits im vergangenen Jahr war China die größte Volkswirtschaft der Welt. Die produzierten Güter und Dienstleistungen waren höher als die der Vereinigten Staaten, und mit 30 Prozent lieferte das Land den größten Beitrag zum Wachstum der weltweiten Wirtschaft. Für 2015 liege das Ziel für das reale Wirtschaftswachstum bei 7 Prozent. Die jüngsten Wirtschaftsindikatoren deuten jedoch auf einen Wert unter dieser Zielvorstellung hin. „Die chinesische Volkswirtschaft befindet sich derzeit in einem langfristigen Transformationsprozess", sagt Winzer. „Das von Exporten und Investitionen getriebene und von einem Kreditwachstum finanzierte Wachstum soll auf nachhaltige Beine gestellt werden", erklärt er weiter.

Konsum stärken, Korruption wirksam bekämpfen

Um eine Stagnation auf einem mittleren Einkommensniveau abzuwehren, sollen Konsum- und Servicesektor langfristig einen dominanten Anteil der Wirtschaftsleistung darstellen – so wie es in einer modernen Volkswirtschaft üblich sei. Dazu gehöre auch ein Liberalisierungsprozess, der die Planwirtschaft zugunsten eines marktwirtschaftlichen Systems zurückdrängt. Ebenfalls notwendig seien Maßnahmen zur Bekämpfung der Korruption. „Damit die langfristig angelegte Abschwächung des Wirtschaftswachstums ein nachhaltiges Niveau halten kann, muss die chinesische Wirtschaftspolitik im Fall von enttäuschenden Wirtschaftsdaten gegenlenken", sagt Winzer. „Deswegen senkten die Chinesen in den vergangenen Monaten bereits den Leitzins und die Mindestreservesätze. Und auch die Anhebung des Budgetdefizits und die Lockerung der Eigenkapitalerfordernisse für Immobilienkäufe sind eine Folge daraus", so der Chefvolkswirt weiter.

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