Innovationsschmieden für Versicherer

17.05.2019

René Schoenauer, Product Marketing Manager EMEA bei Guidewire / Foto: © Guidewire

Industrieplattformen sind in Deutschland noch größtenteils unbekannt. Nur jeder dritte Vorstand oder Geschäftsführer deutscher Unternehmen weiß überhaupt etwas mit den Begriffen ‚digitales Ökosystem‘ oder ‚Plattform-Ökonomie‘ anzufangen. Dies ergab eine Studie des Digitalverbands Bitkom. In den USA und Asien werden im Gegensatz zu Europa bereits einige interessante Modelle genutzt und weiterentwickelt. Da sich der Druck auf Versicherer durch digitale Angreifer auch hierzulande kontinuierlich erhöht, müssen traditionelle Versicherungsanbieter zukunftsfähige Betriebsmodelle entwickeln. Nur so ist eine langfristige Geschäftsfähigkeit gewährleistet. Sich einer Industrieplattform anzuschließen und mit Partnern der Branche zusammenzuarbeiten, kann das eigene Produktportfolio ideal abrunden.

Digitale Ökosysteme als Grundlage für Innovation

Unternehmen, die mit Plattform-Modellen arbeiten und dabei einen Fokus auf ihre Kunden setzen, sind ökonomisch erfolgreicher als ihre Konkurrenten. Dies zeigt eine Studie der Strategieberatung McKinsey. Mitglieder bieten in digitalen Ökosystemen intelligente Anwendungen und Services, um die das eigene Angebot, je nach Bedarf, erweitert werden kann. Die Zusammenarbeit mit Partnerunternehmen ermöglicht es, neue Produkte in einem Bruchteil der bisher benötigten Zeit zu entwickeln und auf den Markt zu bringen. Bis 2025 sollen sich laut McKinsey zwölf große digitale Ökosysteme etabliert haben, die zusammen voraussichtlich etwa ein Drittel des globalen Umsatzes generieren werden. Für Versicherer sind dabei besonders digitale Ökosysteme in den Bereichen Gesundheit, Mobilität und Wohnen interessant.

Wie können Versicherer digitale Ökosysteme zu ihrem Vorteil nutzen?

Versicherer können entweder Teil existierender Ökosysteme werden, ihre Produkte und Services darin anbieten und so neue Vertriebskanäle erschließen. Allerdings sind sie so lediglich ein weiterer Anbieter in den gewählten Ökosystemen, was Einflussnahme und Markenbildung erheblich einschränkt. Alternativ können Versicherer ihr eigenes Ökosystem aufbauen und über die gesamte Wertschöpfungskette – von Produktentwicklung bis hin zur Schadenabwicklung - einen Nutzen für ihre Kunden schaffen. Dieser Ansatz ist aus strategischer Sicht wesentlich erfolgsversprechender, da nur denjenigen Partnern Zutritt zum Ökosystem gewährt wird, die das eigene Produktportfolio ideal abrunden. Dadurch können Versicherer ihren Kunden attraktive Angebote machen, was nicht nur die Kundenbindung stärkt, sondern auch die Erträge steigert.

Ein vollständig digitalisiertes und integriertes Ökosystem erleichtert Arbeitsabläufe und senkt Kosten

In vollständig digitalisierten Ökosystemen wird der Kunde in den gesamten Prozess einbezogen. Durch die Möglichkeit von Information und Kommunikation in Echtzeit sind smarte Entscheidungen und eine optimierte Customer Experience möglich. Das erhöht sowohl die Kundenbindung als auch dessen Zufriedenheit. Des Weiteren senken Versicherer in diesen vernetzten, agil arbeitenden Ökosystemen massiv ihre Kosten: Durch einen hohen Automatisierungsgrad im Service ist ein manueller Eingriff nur noch in Ausnahmefällen notwendig. Dank ausgefeilter maschineller Analysemethoden und Predictive Analytics können Versicherer aus einer großen Menge an verfügbaren Daten relevante Erkenntnisse gewinnen. So können frühzeitig Maßnahmen zur Schadenminderung und Kostensenkung ergriffen werden.

Kolumne von René Schoenauer, Product Marketing Manager EMEA bei Guidewire