ING IM: Schwere Zeiten für Emerging Markets
16.06.2013
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Die Emerging Markets hatten es in letzter Zeit nicht einfach. Tatsächlich ist ihre wirtschaftliche Leistung in den vergangenen zweieinhalb Jahren hinter der der entwickelten Märkte zurückgeblieben.
(fw/ah) Dank niedrigerer Energiepreise und nicht zuletzt wegen der Kostensenkungsmaßnahmen der letzten Jahre geht es mit der US-Wirtschaft wieder aufwärts. Was Europa betrifft, so hat sich allerhand getan in Griechenland, Spanien, Portugal und Irland, wo die Krise zu einem erheblichen Rückgang der Löhne geführt hat. Die Wettbewerbsfähigkeit dieser Länder hat davon eindeutig profitiert. Es mehren sich allmählich die Hinweise auf eine Erholung. In der gesamten Eurozone hat man gezielte Schritte in Richtung auf eine stärkere politische Abstimmung sowie eine übergreifende Bankenregulierung ergriffen.
Insgesamt beobachten wir grundlegende Veränderungen in den USA und Europa, während Japan mit dezidierter geldpolitischer Entschlossenheit agiert. Im Vergleich dazu wirken die aufstrebenden Volkswirtschaften geradezu lustlos. Die Ursachen der Schuldenkrise waren offensichtlich in den Industrieländern zu suchen, insofern waren Reformen in Europa und den USA einfach dringlicher. Dennoch ist es etwas enttäuschend, dass sich in der aufstrebenden Welt in den letzten Jahren reformmäßig so wenig getan hat.
Dies ist einer der Hauptgründe für den Konjunktureinbruch in den Schwellenländern. Ihre Wettbewerbsstärke ist gesunken, während ihre wirtschaftliche Instabilität zugenommen hat. Zwar sind die Wachstumsaussichten für die USA, Europa und Japan immer noch nicht fantastisch, doch haben sie sich eindeutig verbessert. In den Schwellenländern scheint es dagegen nur wenig Raum für einen Aufschwung zu geben. Wachstum an den Emerging Markets würde Folgendes voraussetzen: grundlegende Arbeitsmarktreformen, weniger staatliche Eingriffe in das Wirtschaftsgeschehen, ein günstigeres Investitionsklima und ein größerer Anteil von Infrastrukturinvestitionen an den Haushaltsbudgets. Doch außer in Mexiko und Indien sehen wir kaum Hinweise auf solche Maßnahmen.
Reformmüdigkeit und ein sich verlangsamendes Wachstum werden die Entwicklung der Schwellenländer auch in den kommenden Jahren hemmen. Für die USA, Europa und Japan stehen die Chancen dagegen deutlich besser. Seit einigen Monaten zeichnet sich beim Kapitalfluss auf die EM-Anleihemärkte eine Trendumkehr ab. Die Währungen sind unter Druck geraten. Falls die Nervosität der Märkte im Hinblick auf eine Fortsetzung der QE-Politik der Fed anhält, dann wird noch mehr Kapital von den Emerging Markets abgezogen. Erschwerend kommen die strukturellen Negativfaktoren für Wachstum in den EM hinzu. Insofern wird die Underperformance von Emerging-Market-Werten wohl andauern.