Impfstoff als Herausforderung für die Transportversicherung

20.11.2020

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Von manchen wird er herbeigesehnt wie der Messias: Der Corona-Impfstoff. Wenn er tatsächlich bald in großer Menge produziert wird, kommt auf die Logistikbranche eine große Herausforderung zu – und damit auch auf die Transportversicherung.

Das Jahr 2020 wird als ein Jahr in die Geschichte eingehen, in der das Normale unnormal und das Unnormale normal war – auch im Bereich der Logistik. „Ein Container voller Atemschutzmasken wird plötzlich zum Luxusgut“, berichtet Torben Siegmund, Abteilungsleiter Transport bei der KRAVAG-Versicherung. Eine ganz andere Dimension kommt auf die Branche zu, wenn ein Corona-Impfstoff in großen Mengen produziert und über die ganze Welt verteilt wird. So können bei Medikamenten bereits kleine Beschädigungen an der Verpackung zum Totalschaden führen, denn im Zweifel muss die ganze Ladung vernichtet werden. Das könnte auch passieren, wenn die Kühlkette unterbrochen wird. Da der Corona-Impfstoff enorm wertvoll sein wird, ist auch nicht auszuschließen, dass Kriminelle versuchen, ihn zu stehlen. „Für den Transport des Corona-Impfstoffes müssen deshalb besondere Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden. Nur dann sind solche Werte überhaupt versicherbar“, so Siegmund. „Alleine können die Frachtführer das Risiko nicht stemmen.“ Die R+V-Tochter KRAVAG ist Spezialist für Pharmatransporte, weshalb für sie solche Herausforderungen nicht unbekannt sind. „Deshalb ist es für uns selbstverständlich, dass wir unseren Kunden bei der logistischen Kraftanstrengung zur Pandemie-Bekämpfung den notwendigen Schutz bieten“, so der Experte weiter.

Die KRAVAG hat bereits ein passendes Sicherheitskonzept für die logistische Herausforderung Corona-Impfstoff entwickelt. So darf dieser nur in speziellen Kühltransportern verteilt werden, deren Temperatur permanent überwacht wird. Hierfür wird eine entsprechende Sicherheitstechnik benötigt, bspw. GPS-Tracking und Sensoren. Um die Ladung zu schützen dürften die LKW zudem die Route nicht verlassen und nur auf bewachten Parkplätzen Rast machen. Damit das Fahrzeug nie unbeaufsichtigt bleibt, müssen die Transporter immer mit zwei Fahrern besetzt sein. „Sollte sich herausstellen, dass für den Impfstoff ein besonderes Diebstahlrisiko besteht, könnte sogar ein Begleitfahrzeug notwendig werden“, erklärt Siegmund.

Noch sind viele Fragen offen. „Bisher wissen wir nicht, wo die Impfstoffe hergestellt werden und wohin die Transporte gehen. Davon hängt beispielsweise ab, ob es Zwischenlager braucht. Unklar ist auch, wann die Verteilung beginnt und ob weitere Impfstoffe zugelassen werden, für die ganz andere Kriterien gelten“, so der Experte abschließend. „Aber ganz egal, welche Herausforderung da auf uns zukommt: Wir sind gut vorbereitet.“ (ahu)