Gute Zinsen – Schlechte Zinsen
10.08.2015
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Bisher galten die niedrigen Zinsen als Problem der Lebensversicherer. Ein Papier aus der Bundesbank unterstreicht aber, dass mittlerweile auch steigende Zinsen zu einem Problem der Versicherer werden könnten.
(fw/mk) Das Problem der niedrigen Zinsen ist bekannt: Sie beschneiden die laufenden Erträge inzwischen so stark, dass selbst die Zahlung des Garantiezinses zu einer sportlichen Zielvorgabe wird. Das nun von der Bundesbank ins Spiel gebrachte Zinsänderungsrisiko erst mit der Zeit entstanden: Mittlerweile haben die Gesellschaften viele niedrig verzinste Anleihen in ihren Depots. Bei einem Zinsanstieg fallen aber die Kurswerte der Anleihen, derzeit verbuchte Gewinne lösen sich damit in Luft auf und damit die ausgewiesenen Reserven. Dem Bundesbankpapier zufolge würde ein Anstieg um etwas mehr als 2 Prozentpunkte die Reserven der meisten Versicherer aufzehren – zunächst allerdings nur rein buchhalterisch: Schlagend wird dieser Verlust nur, wenn die Papiere auch tatsächlich zum laufenden Kurs verkauft werden. Das tun die Versicherer fast nie, sie halten Anleihen praktisch immer bis zur Fälligkeit und dann fließen in der Regel eben 100 % zurück.
Wenn es dem Management der Assekuranz also in den nächsten Jahren gelingt, laufende Verpflichtungen durch laufende Zuflüsse zu decken (ohne den vorzeitigen Verkauf von Anleihen), erweist sich die „Existenzfrage“ als ein eher akademisches Buchwertproblem. Allerdings müsste dazu auch die Aufsicht mitspielen und die zeitweilig problematischen Bilanzrelationen hinnehmen. Vielleicht gelingt es ja der Lobby, eine passende Ausnahmeregelung durchzuboxen.