Größere Schäden als beim Elbhochwasser?

21.07.2021

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Die in der vergangenen Woche durch das Tiefdruckgebiet „Bernd“ ausgelösten Schäden könnten laut Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) höher ausfallen als die beim Elbhochwasser 2002. Auch an der Diskussion um eine Pflichtversicherung für solche Fälle beteiligt sich der Verband.

„Wir rechnen momentan mit versicherten Schäden in Höhe von 4 bis 5 Milliarden Euro“, so GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. „Die Schäden dürften sogar noch über denen des August-Hochwassers im Jahr 2002 von 4,65 Milliarden Euro liegen. Tief ‚Bernd‘ gehört damit zu den verheerendsten Unwettern der jüngeren Vergangenheit“, so Asmussen.

Noch nicht in dieser ersten Schätzung enthalten sind die Schäden in Sachsen und Bayern. Grund hierfür ist, dass die zerstörte Infrastruktur die Kommunikation und die Besichtigung der Schäden vor Ort erschwere. Aktuell dauert die Evaluierung der Ereignisse durch die Versicherer noch an. In der kommenden Woche will der GDV eine aktualisierte Schadensschätzung abgeben.

Rekordjahr erwartet

Das Unwetter in der letzten Woche war zwar das dramatischste, aber weitem nicht das einzige Extremwettereignis in diesem Jahr. Das spüren auch die Versicherer. „Insgesamt dürfte dieses Jahr mit Stürmen, Überschwemmung, Starkregen und Hagel zum schadenträchtigsten Jahr seit 2002 werden“, so Asmussen. Damals lag der versicherte Unwetterschaden bei 10,9 Milliarden Euro. Bereits im Juni hatten Starkregen und Hagel einen geschätzten versicherten Schaden von 1,7 Milliarden Euro verursacht.

Laut Asmussen arbeiten die Versicherer seit Tagen unter Hockdruck an der Schadenbegutachtung und -regulierung in den betroffenen Gebieten: „Wir tun alles, um pragmatisch und effizient zu helfen, damit die Schäden unserer Kundinnen und Kunden schnell und unkompliziert bearbeitet werden können“, so der GDV-Hauptgeschäftsführer. „Meine Gedanken sind bei den Menschen, die Angehörige und Freunde verloren haben und denen, die um Ihr Hab und Gut bangen.“

„Gesamtkonzept ist nötig“

Angesichts der dramatischen Ereignisse der vergangenen Woche kommt die Diskussion auf, in wie weit eine Elementarschadensversicherung für Immobilienbesitzer verpflichtend sein soll – auch weil gerade einmal 46 % aller Hausbesitzer gegen Naturgefahren wie Starkregen oder Hochwasser versichert sind. Jörg Asmussen ist diesbezüglich zurückhaltend: „Als einzelnes Instrument lehnen wir sie ab, weil sie den Anreiz nimmt, sich gegen Flut- und andere Extremwetterrisiken abzusichern“. So könne eine Pflichtversicherung nicht die Kosten der fehlenden Klimafolgeanpassung schultern. „Sie wäre allenfalls dann sinnvoll, wenn sie in ein neues Gesamtkonzept für Flächen- und Bauplanung sowie den Katastrophenschutz eingebunden wäre“, so der GDV-Hauptgeschäftsführer weiter, der sich auch zu den von der Bundesregierung beschlossenen Hochwasser-Soforthilfen äußerte: „Die jetzt entstandenen Schäden übersteigen die Selbsthilfekräfte der Kommunen und Landkreise bei weitem. Zur Linderung der unmittelbaren Not ist die Auszahlung von Soforthilfen daher sinnvoll.“ (ahu)