Gespaltenes Verhältnis zu Digitalisierung

06.06.2017

Die Deutschen stehen der Digitalisierung gespalten gegenüber / Foto: © Vadym-fotolia.com

Die Deutschen genießen die angenehmen Seiten der Digitalisierung und wollen auch nicht auf die neuen Technologien verzichten. Jedoch setzten immer mehr auf persönliche als auf digitale Kommunikation.

Die Postbank hat für die Digitalstudie 2017 "Der digitale Deutsche und das Geld" knapp 4.000 Deutsche befragt, wie sich ihre Bedürfnisse und ihr Verhalten durch die Digitalisierung verändern - und was dies für die Bank der Zukunft bedeutet.

Je jünger, desto mehr online

Ein wenig verwunderliches Ergebnis der Studie ist, dass die sogenannten Digital Natives die neuen Technologien am häufigsten nutzen. So sind die Deutschen im Schnitt 43 Stunden pro Woche online, bei den 18 bis 34-jährigen liegt die Anzahl der Online-Stunden sogar bei 55. Knapp die Hälfte der Online-Zeit verbringen die Digital Natives mit ihrem Smartphone.  Diese sind genau wie und Tablets längst zu ständigen Begleitern im Alltag geworden, denn sie werden von 70 % der Deutschen genutzt, um über sie online zu gehen. Bei der Generation der Digital Natives ist mit 91 % sogar fast eine vollständige Durchdringung erreicht.

Zunehmender Online-Verzicht

Inzwischen scheinen vielen Nutzern auch die Nachteile der digitalen Endgeräte bewusst zu werden, denn jeder Zweite gab an, sich durch die ständige Erreichbarkeit gestresst zu fühlen. Außerdem haben 44 % Angst vor den Folgen der rasanten technologischen Entwicklung. 60 % haben sich sogar schon einmal bewusst gegen ein digitales Angebot entschieden. Damit zu erklären ist auch, dass bei der aktuellen Umfrage mit 36 % der Befragten vier Prozentpunkte weniger als im Vorjahr angaben, mit ihren Freunden häufig oder sehr häufig online zu kommunizieren, sei es via E-Mail, Chat oder Skype. Ein Trend zur teilweisen Entdigitalisierung ist nicht nur innerhalb des Freundeskreises, sondern auch innerhalb der Familie erkennbar. So gaben nur 21 % der Befragten an, mit Familienmitgliedern auf digitalem Wege in Kontakt zu stehen, bei der letztjährigen Umfrage waren es noch 27 %. Auch innerhalb von Beziehungen ist die digitale Kommunikation auf dem Rückmarsch: So nutzten im vergangen Jahr 17 % der Deutschen die Online-Kommunikation, um mit ihrem Partner Kontakt zu halten. In diesem Jahr sind es lediglich 13 %.

"In einigen Lebensbereichen lassen sich in diesem Jahr Gegenbewegungen ausmachen", erläutert Philip Laucks, Chief Digital Officer der Postbank. "Speziell in der privaten Kommunikation wirkten die digitalen Neuerungen in den vergangenen Jahren nicht nur positiv auf die Menschen und ihre Lebensweise. Eine verstärkte Rückbesinnung, eine gewisse persönliche Analogisierung ist daher nur allzu logisch. Es wird spannend sein zu beobachten, ob sich hier ein Trend verstetigen wird."

Digitale Angebote vor allem für Alltagsfragen

Bei der Frage, in wie weit digitale Angebote für praktische Fragen und Pflichten Alltages genutzt werden, ist eher eine Zu- als eine Abnahme zu beobachten. So gaben genau die Hälfte der Befragten an, dass die Digitalisierung "eher" oder einen "sehr großen" Einfluss auf den Bereich Dienstleistungen haben. Im Vorjahr lag der Wert noch bei 48 %. Bei Steuer- und Behördenthemen sahen im vergangen Jahr 36 % eine enorme Wirkung durch den technischen Wandel, in diesem Jahr wurde die Antwort von 38 % der Befragten gegeben.

Auch im Bereich der Bankgeschäften blieben die Antwort bei den Fragen nach Digitalisierung ähnlich wie im Vorjahr. So übe die Digitalisierung laut 69 % der Befragen "eher" oder "sehr großen " Einfluss auf die Bankgeschäfte aus, im Vorjahr lag der Wert noch bei 67 %.  Damit belegen Bankgeschäfte Platz eins, wenn es um den Einfluss der Digitalisierung geht. Dahinter folgen: Bildung/Wissen mit 62 % (2016: 62) und Einkaufen 57 % (2016: 60). "Digitale Angebote sind für die Menschen eine Hilfe und können ihnen helfen, große Teile ihrer alltäglichen Aufgaben zu managen", sagt Philip Laucks. "Damit schaffen sie sich Freiräume, die sie anders nutzen können, insbesondere für ihre Freizeit und den Austausch im privaten Kreis."

"Digitalisierung à la carte"

Auch wenn in der Bevölkerung eine gewisse Grundskepsis gegenüber der Digitalisierung und ihren langfristigen Auswirkungen erkennbar ist, wissen die Deutschen die Vorteile des technologischen Wandels zu schätzen. Vier Fünftel sind der Meinung, dass die Digitalisierung den Alltag erleichtern würde und zwei Drittel können sich einen Alltag ohne Smartphone nicht mehr vorstellen. "Die Deutschen lassen sich nicht von allen digitalen Neuerungen überrollen", sagt Laucks. "Sie wählen gemäß ‚Digitalisierung à la carte' aus, welche Angebote für sie sinnstiftend sind und sie nutzen möchten. Je besser das Kundenerlebnis, desto häufiger greifen die smarten Kunden von heute auf Apps und Co. zurück." (ahu)

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