Für fast jeden vierten Deutschen ist das Wohnen in der Stadt zu teuer geworden
08.12.2023
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Die gestiegenen Kosten für Wohnraum in den Innenstadtlagen sorgen für einen Trend in Richtung Leben auf dem Land. Ganze 75 % der Deutschen sehen ihre finanzielle Situation als Treiber für die anhaltende Unzufriedenheit in den Innenstädten. Das bestätigt die aktuelle Studie „Stadt- Land-Vorstadt: Wie die Neubewertung der Urbanität das Wohnen verändert“ von der Technischen Universität Darmstadt in Kooperation mit dem Immobilienfinanzierungsvermittler Baufi24. Die Gewinner sind Lagen im Grünen, im Dorf oder Stadtrandlagen. Dort ist die Wohnzufriedenheit am größten.
Außerdem zeigen die Ergebnisse, dass 25 % der Haushalte in Innenstädten über 40 % Nettohaushaltseinkommens fürs Wohnen ausgibt – Somit gelten Haushalte als überbelastet. Im Vergleich dazu liegt die Überbelastung für das Leben auf dem Land bei 10 %. In den vergangenen zehn Jahren hat das Wohnen in der Innenstadt unter anderem aus diesem Grund massiv an Beliebtheit verbüßen müssen. Es zeigt sich ein Zusammenhang zwischen aktuellem Wohnstandort und Wohnzufriedenheit (76 %). Je näher es in Richtung Zentrum geht, desto höher ist die Unzufriedenheit über die Wohnsituation (38 %)
Mehr Lebensqualität in Naturnähe
„Dezentralität schlägt deutlich Zentralität“, erklärt Tomas Peeters, Vorstandsvorsitzender der Baufi24 AG und CEO der Bilthouse-Gruppe. Peeters weist darauf hin, dass neben der Bezahlbarkeit auch das zunehmende Umweltbewusstsein hinsichtlich der Wohnortwahl eine wichtige Rolle spielt: „68 % der privaten Haushalte geben an, dass die Nähe zur Natur und die damit verbundene Erholungsqualität die Bewertung ihrer Wohnsituation beeinflusst“, betont Peeters. Wohnen im Grünen habe für viele Menschen nicht nur an Bedeutung gewonnen, sondern steigere nachweislich auch die Lebensqualität. Für 85 % der Kaufinteressenten sei daher die Nähe zur Natur bei der Neubewertung des Wohnstandortes wichtig. Der Ausbau der digitalen Infrastruktur im ländlichen Raum führt dazu, dass Standortnachteile reduziert werden. In ländlichen Regionen ersetzt die digitale Infrastruktur in ihrer Bedeutung für viele Bürger zunehmend die Verkehrsinfrastruktur. Schnelles Internet ist unverzichtbar, vor allem für diejenigen, die sich dazu entscheiden, von der Stadt aufs Land zu ziehen. Work from Home ermöglicht vielen Beschäftigten auch Standorte in Betracht zu ziehen, die räumlich weiter weg von ihrem Bürostandort sind.
Der ländliche Raum muss stärker in den Fokus der Politik rücken
Ein Großteil der Befragten signalisiert eine Umzugsbereitschaft. Diese Bereitschaft wird häufig durch unterschiedliche Umzugshürden ausgebremst, sodass aus der Bereitschaft kein tatsächliches Handeln wird. In der Konsequenz verbleiben viele Menschen in für sie und ihre Lebensphase unpassende Wohnungen. Zur Erreichung einer effizienteren Allokation von Wohnfläche sollte die Politik den Abbau von bürokratischen Hürden beim Umzug daher zwingend forcieren.
Studienleiter Dr. Andreas Pfnür, Professor am Fachgebiet Immobilienwirtschaft und Baubetriebswirtschaftslehre an der Technischen Universität Darmstadt, sieht infolge der veränderten Wohnpräferenzen die Politik gefordert. „43 % der deutschen Haushalte denken darüber nach, in den nächsten Jahren umzuziehen. Gleichzeitig beklagen jedoch 61 %, dass es für sie kaum passende alternative Wohnflächen gibt. Es bedürfe daher neuer Lösungen für den aktuellen Immobilienbestand. „Während der Fokus wohnpolitischen Handelns in der Vergangenheit primär auf Großstädte ausgerichtet war, sollte zukünftig aufgrund des aktuellen Wandels der ländliche Raum stärker berücksichtigt werden.
In der Wanderbewegung raus aufs Land sieht
Pfnür auch eine Chance: „Der Zuzug von Menschen in periphere Gebiete kann zum
einen für eine Abkühlung der heiß gelaufenen innerstädtischen Immobilienmärkte
sorgen. Das Potential für Menschen, die auch künftig in Städten wohnen möchten,
ist entsprechend groß, Wohnraum verfügbar, bezahlbar und zugänglich zu haben.
Allerdings besteht auch das Risiko, dass aktuelle Projektentwicklungen mit
hohen Grundstückspreisen am Bedarf der in den Städten lebenden Bevölkerung
vorbei entwickelt wurden und nur schwer verkauft werden können. Zum anderen
hilft eine ‚Zurück in die Natur‘-Bewegung den Bevölkerungsrückgang in
ländlichen Regionen zu stoppen.“ (ml)