Fünf Trends, die die Märkte bewegen

21.02.2017

Huw van Steenis / Foto: © Schroders

Diskussionen über Staatsanleihen der europäischen Peripherie sind allgegenwärtig. Die Fiskalpolitik in der Eurozone befindet sich weitgehend im Tiefschlaf und sie reicht trotz verringerter Belastung durch die Geldpolitik nicht aus, um Strukturprobleme zu lösen. Kapitalgeber vermuten daher, dass die Europäische Zentralbank weiterhin eine moderate Politik betreiben und ihre quantitative Lockerungspolitik schrittweise zurückfahren wird. Demzufolge könnten uns die Negativzinsen bis 2019 erhalten bleiben. Die Neubewertung zehnjähriger US-Staatsanleihen könnte ihnen aber einen Strich durch diese Rechnung machen. Positiv bleibt anzumerken, dass der jüngste Inflationsanstieg in Deutschland und das zunehmende globale Wachstum viel schneller zu einer Anpassung der europäischen Zinssätze führen könnten.

  1. Langzeitinvestitionen absichern

Die Notwendigkeit, Langzeitanlagen durch den Nebel der erhöhten Unsicherheit hindurch abzusichern, ist zu einem wichtigen Thema geworden. Neuen Studien zufolge hätten Langzeitanlagen in den USA fünf Millionen Jobs und eine Billionen US-Dollar Mehrwert schaffen können. Doch die Unsicherheit bewirkt, dass geschäftliche Entscheidungen kurzfristiger ausgerichtet werden. So schütteten S&P-500-Unternehmen in fünf der sechs letzten Quartale Dividenden aus und führten Aktienrückkäufe durch, anstatt die Investitionen signifikant zu erhöhen.

Zur Bekämpfung kurzer Anlagehorizonte können sowohl praktische als auch politische Schritte ergriffen werden. Die pessimistischeren Institutionen verspürten aufgrund  erhöhter Unsicherheiten eine zugrunde liegende Nervosität bei der Frage des richtigen Risikoaufschlages für ein zehn- bis dreißigjähriges Projekt. Diese Nervosität stammt vor allem von europäischen Unternehmen.  Optimistischere Anleger äußerten sich eher besorgt darüber, dass die Zinsen infolge der sich erholenden Weltwirtschaft und einer steigenden Inflation viel stärker angepasst werden könnten als erwartet. Aus diesem Grund wollten sie – in der Hoffnung auf höhere Renditen – noch abwarten. Ein durchweg positiver Ausblick hingegen kommt von  Unternehmen, die sich auf längerfristige Themen – insbesondere Technologie und Gesundheit – konzentrieren und einen stärkeren Fokus auf die sozialen Auswirkungen von Investitionen legen.

  1. Der richtige Einsatz von Daten

Um fehlerhafte Entscheidungen – ob aus Investitions- oder makroökonomischer Sicht – zu vermeiden, plädieren immer mehr Stimmen dazu,  eine breite Palette an neuen Datenerkenntnissen heranzuziehen.

Der Konsens lautet: Aus Daten gewonnene Erkenntnisse zur Lösung von Anlageproblemen zu verwenden, ist entscheidend für die Erhaltung eines Anlagevorsprungs. „Kein Mensch kann eine Maschine schlagen, aber keine Maschine kann einen Menschen mit einer Maschine schlagen."

Ein Beispiel für fehlerhafte Entscheidungen aus jüngster Vergangenheit ist das Verhalten der Zentralbanken. Dass sie mehrfach falsch gehandelt haben, darüber war sich die Mehrheit der Teilnehmer in Davos einig. Einer der Fehler war, dass sie von einer reibungslosen Wirtschaft ohne nach beiden Seiten ausschlagenden Kreditexzessen ausgingen und zudem Banken und finanzielle Multiplikatoren ignorierten. Ihre Modelle waren Schönwettermodelle. Als die Krise begann, boten sie keinen nützlichen Rahmen, auf den man sich hätte stützen können, sodass auf die Finanzgeschichte zurückgegriffen werden musste. Obwohl einige Fortschritte erzielt wurden, denke ich, dass einer der größten politischen Fehler des Jahres 2016 die Negativzinsen waren – ein Signal, dass noch viel zu tun ist.

Martkommentar von Huw van Steenis, Global Head of Strategy bei Schroders