Frühjahrsimpulse für Europa

04.05.2017

Philippe Uzan, Chief Investment Officer bei Edmond de Rothschild Asset Management / Foto: © Edmond de Rothschild

Marine Le Pen wird wahrscheinlich verlieren. Es ist aber noch zu früh, die Folgen von Emmanuel Macrons voraussichtlichem Wahlsieg aufzuzeigen. Denn erst nach den Parlamentswahlen im Juni 2017 wird bekannt, wie das zukünftige Regierungsprogramm genau aussehen wird. Und Prognosen über den Ausgang dieser Wahlen scheinen sehr schwierig zu sein. Dennoch sind die Chancen, dass Frankreich ein Reformprogramm auf den Weg bringen wird, deutlich gestiegen. Und die Aussicht auf einen Sieg Macrons lassen erwarten, dass sich die Beziehungen zwischen Frankreich und Deutschland verbessern und die Eurozone gestärkt hervorgehen wird. Dies könnte die Sanierung des Bankensektors der Eurozone auf Kurs halten und zu einer auf die besonderen Anforderungen der Eurozone zugeschnittenen Wirtschaftspolitik führen.

Makroökonomie statt "Macronomics"

Die Ergebnisse der ersten Wahlrunde in Frankreich deuten darauf hin, dass die europafeindliche Kandidatin nicht gewinnen wird. Ihre Niederlage würde das politische Klima in Europa wirklich bereinigen, da die Bundestagswahlen in Deutschland den Umfragen zufolge frei von Risiken eines Sieges populistischer Kräfte sind. Die Parlamentswahlen in Italien im Jahr 2018 werden wahrscheinlich gewisse Turbulenzen an den Märkten auslösen – aber nicht vor Ende dieses Jahres. Bis zur französischen Stichwahl am Sonntag, 7. Mai, werden wir sehr genau beobachten, ob es Ereignisse gibt, die den Wahlausgang erheblich beeinflussen könnten. Doch es ist bereits an der Zeit, den Blick wieder auf die besonders attraktiven Fundamentaldaten der Eurozone zu richten. Der aktuelle Einkaufsmanagerindex hat den höchsten Stand seit sieben Jahren erreicht, was darauf hinweist, dass das Wachstum mit unserem positiven Szenario in Einklang steht (und sich immer noch beschleunigt). Die Geldpolitik bleibt weiterhin sehr akkommodierend, und die Unternehmensgewinne werden für 2017 nach oben revidiert.

Die wirtschaftliche Erholung in Europa setzt sich fort, und die neuesten Umfragen lassen eine Wachstumsrate von circa drei Prozent erwarten. Es ist bemerkenswert, dass der eng mit dem Wachstum des deutschen Bruttoinlandsprodukts korrelierende Geschäftsklimaindex vom ifo-Institut wieder auf frühere Höchststände geklettert ist. Die beiden größten Nachzügler, Frankreich und Italien, verzeichneten bis Herbst 2016 nur wenig Wachstum, holen inzwischen aber gegenüber den übrigen europäischen Ländern auf. Anders als im letzten Jahr, als der Konjunkturaufschwung erst noch in den Unternehmensgewinnen sichtbar werden musste, sind Letztere inzwischen kräftig gestiegen. Doch obwohl die Erholung in Europa seit Monaten Konturen annimmt, sind seit Februar 2016, als die Anleger anfingen, die Brexit-Risiken ernst zu nehmen, Mittel aus europäischen Aktien abgeflossen.

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Pierre Nebout, Co-Leiter European Equity Management bei Edmond de Rothschild Asset Management / Foto: © Edmond de Rothschild[/caption]

Auf dem Weg zu niedrigeren Kursabschlägen in Frankreich

Nach Bekanntwerden der Ergebnisse der ersten Wahlrunde in Frankreich stießen die Märkte einen riesigen Seufzer der Erleichterung aus. Der Euro wertete gegenüber allen anderen Währungen auf, während „sichere Häfen" wie der Schweizer Franken und der japanische Yen an Boden verloren. In Ländern mit hohem Kreditrating zogen die Renditen auf Staatsanleihen etwas an. Die Kreditrisikoaufschläge verringerten sich, und die Aktienmärkte der Eurozone gingen am Tag nach der ersten Wahlrunde mit deutlichen Kursgewinnen aus dem Handel. Wir sehen immer noch Spielraum für eine Verringerung des Renditeabstands zwischen französischen Staatsanleihen und Bundesanleihen – vor allem wegen eines Aufwärtstrends bei den Renditen in Kernländern – und haben eine Präferenz für nachrangige Anleihen aus dem Finanzsektor sowie für Wandelanleihen.

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