Frühjahrsimpulse für Europa
04.05.2017
Philippe Uzan, Chief Investment Officer bei Edmond de Rothschild Asset Management / Foto: © Edmond de Rothschild
Schon vor Monaten haben Anleger den 23. April und den 7. Mai 2017 in ihren Kalendern markiert. Obwohl die Ergebnisse der ersten Runde der französischen Präsidentschaftswahlen weitgehend den jüngsten Meinungsumfragen entsprachen, wurden sie an den Märkten mit einem riesigen Seufzer der Erleichterung aufgenommen – eine Reaktion, die nahelegt, dass sich Anleger auf risikobehaftete europäische Finanzaktiva konzentrieren sollten.
Drei in einer Reihe?
Nach zwei politischen Erdbeben in 2016 – dem Brexit-Votum in Großbritannien und Donald Trumps Wahlsieg – zeichnete sich ein drittes ab: ein Sieg von Marine Le Pen bei den französischen Präsidentschaftswahlen, verbunden mit einer gravierenden neuen Euro-Krise. Die politischen „Störfälle" in Frankreich in der letzten Zeit haben anscheinend viel mit den Überraschungen in Großbritannien und den USA gemeinsam: François Hollande verzichtete auf eine Kandidatur für eine zweite Amtszeit und führende Politiker der etablierten Parteien wie Nicolas Sarkozy, Alain Juppé und Manuel Valls schieden aus dem Rennen um das Präsidentenamt aus. Der spektakuläre Vormarsch von Jean-Luc Mélenchon weckte Erinnerungen an Bernie Sanders Erfolge bei den Vorwahlen der Demokraten in den USA, und die Vorsitzenden der traditionell Regierung bildenden Parteien verloren ihre Posten. Jetzt hat es eine rechtsextreme Partei in Frankreich in die Stichwahl geschafft – und niemand ist überrascht.
Um eine Vorstellung zu bekommen, wie es weitergehen kann, sollten wir uns zwei andere wichtige Wahlen ansehen, die in den letzten sechs Monaten in Europa stattgefunden haben. Bei den österreichischen Präsidentschaftswahlen im Dezember 2016 unterlag der Kandidat der rechtsextremen Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ), und in den Niederlanden hielten sich die Stimmengewinne von Geert Wilders' Partei der Freiheit (PVV) bei den Parlamentswahlen im März 2017 in Grenzen. Frankreichs Front National (FN) hat zwar in der ersten Wahlrunde mehr Stimmen bekommen als vor fünf Jahren, verlor aber im Vergleich zu den Kommunalwahlen und den Europawahlen von 2014 beziehungsweise 2015 an Rückhalt bei den Wählern. Und die führenden politischen Fraktionen, die es nicht in die zweite Runde geschafft haben, forderten die Wähler unmittelbar auf, einen Wahlsieg Le Pens zu verhindern, sodass Emmanuel Macron als großer Favorit in die Stichwahl am 7. Mai geht.
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