Frankfurt: Leerstand schützt vor Knappheit nicht
24.05.2018
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Obwohl Frankfurt eine Leerstandsquote von 9 % hat, werden Büroflächen und Gewerbeimmobilien knapp. Die Investoren wandern zum Teil in so genannte B-Lagen am Stadtrand und in Nachbarstädte ab.
Heute stellte das Immobilien- und Beratungsunternehmen ImmoConcept in Frankfurt die Studie „Office, Retail & Selfstorage 2018“ vor. Demnach wurden im vergangenen Jahr in Frankfurt 741.000 m² Gewerbefläche vermietet oder verkauft. "Das ist der höchste Flächenumsatz innerhalb eines Jahres seit dem Jahr 2000“, betonte Christian Reissig von ImmoConcept. Davon entfalle mehr als ein Viertel auf Flächen ab 10.000 m. "Vor allem sehr große und sehr kleine Flächen sind gefragt", erklärt Reissig. Jedoch gebe der Frankfurter Immobilienmarkt Flächen solcher Größe nicht her. Vor allem bei Büroflächen registriere man einen großen Nachfrageüberhang. So sei das Angebot besonders kleiner und großer Büroflächen seit 2013 um fast 50 % zurückgegangen.
Büros konkurrieren mit Wohnimmobilien
Völlig gegensätzlich zu den Büroimmobilien entwickelte sich der Bereich Handelsimmobilien, wo das niedrigste Transaktionsvolumen seit drei Jahren erreicht wurde. Dabei stehen Flächen für Handel und Büros immer häufiger in Konkurrenz zu den in Frankfurt ebenfalls dringend benötigten Wohnimmobilien. Da sowohl in modernen Stadtteilen wie dem Europaviertel als auch der früheren „Bürostadt“ Niederrad eine „multifunktionale Nutzung“ angestrebt werde, kommt es laut der Studie zu einem Imagewechsel und zu einer Aufwertung der jeweiligen Quartiere. Somit sei es für viele Unternehmen immer schwieriger, geeignete Arbeitsflächen zu finden.
In Frankfurt sind derzeit fast 3.200 IT-Unternehmen und mehr als 200 Telekommunikations-Betriebe ansässig und fast ein Drittel des weltweiten Datenverkehrs wird in der Mainmetropole abgewickelt. Damit ist Frankfurt laut der Studie ein hervorragender Standort für Rechenzentren. Doch die Lage und die Infrastruktur führten zu "hohen Summen, die Unternehmen im Schnitt pro IT-Arbeitsplatz investieren" müssen. In Frankfurt sind es laut Studie 2.240 Euro pro Arbeitsplatz und Jahr.
"Mittelfristig werden innerstädtische Neubauten von Büroimmobilien noch teurer werden", prognostiziert Christian Reissig. Aufgrund der hohen Nachfrage seien die Spitzenmieten für Gewerbeflächen im ersten Quartal 2018 auf bis zu 42 Euro pro Quadratmeter angestiegen. Das könne zu einer Verlagerung von Bauaktivitäten und Anmietungen in Randlagen oder in Nachbarstädte führen. So seien die Gewerbemieten zum Beispiel in Mainz und Wiesbaden deutlich niedriger, andererseits liege hier die Leerstandquote nur noch bei rund 3 % – ein Indiz für einen ebenfalls starken Nachfrageüberhang.
Zusammen mit weiteren wirtschaftlichen Einflussfaktoren sei davon auszugehen, dass die Innenstädte zunehmend für Wohnen, Lebensmittelhandel und Gastronomie dienen, während Büros eher aus den Zentren abwandern und der Textil- und Warenhandel das Online-Geschäft verstärke. "Filialabhängige Einzelhändler schauen bei potenziellen Objekten genauer auf die Mietpreise und Nebenkosten", so Reissig weiter.
Abschließend heißt es dazu in der Studie: "Der Besuch der A-Lagen wird vermehrt als Erlebnisaufenthalt gesehen und als Möglichkeit zum Flanieren genutzt, während Einkäufe online bestellt werden. Gerade im ländlichen Bereich tun sich stationäre Einzelhändler immer schwerer genügend Umsatz zu erzielen und die Nahversorgung aufrecht zu erhalten. Die Alterung der Gesellschaft, sowie Abzüge aus dem ländlichen Raum in urbane und suburbane Gebiete sind die treibenden gesellschaftlichen Veränderungsprozesse, die die Immobilienbranche auch in Zukunft weiter beschäftigen werden." (ahu)