Forderung nach einer neuen Vorsorgementalität
21.08.2014
Michael Dazian
Der deutsche Sparer ist in der Zwickmühle. Er hat erkannt, dass er privat viel mehr für die eigene Rente zurücklegen muss, je mehr sich Staat und Unternehmen aus den ersten beiden Säulen der Altersvorsorge zurückziehen. Er muss somit selber über die Kapitalanlage entscheiden und das Investitionsrisiko tragen - beides wurde ihm bislang mehr oder weniger abgenommen.
Das Dilemma: Das Niedrigzinsniveau lässt Lebensversicherungen und erstklassige Rentenpapiere nicht einmal die Inflationsrate verdienen. Mutig investierte er in den 90er Jahren in Aktien, das Sparbuch links liegenlassend, doch herbe Rückschläge an den Börsen und die Euro-Krise straften ihn. Verharrt er in seinem Sicherheitsdenken und seinem Anspruch auf Erträge über der Inflationsrate, wird es für ihn keine geeignete Anlageform seitens einer Bank, eines Versicherers oder Fondsanbieters geben.
Einen guten Mittelweg zwischen Sicherheit und Rendite schienen die Fondsanbieter schon früh gefunden zu haben: Sie entwickelten Laufzeitfonds. Einmal aufgelegt und mit einer Zieldatum ausgestattet, investierten sie in den frühen Jahren ihres Lebenszyklus in Aktien, schichteten dann zum Laufzeitende immer mehr in Rentenpapiere, um das investierte Kapital und erzielte Gewinne abzusichern. Je nach Konzept versprachen sie sogar einen 100-prozentigen Kapitalschutz. Aber so richtig zündeten diese nicht, mussten Sie doch bei starkem Rückgang der Aktienkurse zu früh in Geldmarktpapiere investieren, um die Garantien und die erzielten Gewinne abzusichern (Cash-Lock-Falle). Dadurch war kein weiterer Wertzuwachs zum Laufzeitende möglich.
Wer also für seinen Ruhestand vorsorgen möchte, sollte von dem Anspruch völliger Sicherheit abrücken, ohne jedoch auf Liquidität und Transparenz zu verzichten. Schließlich möchte man wissen, wie es um sein Kapital bestellt ist. Wie sieht nun ein Mittelweg aus zwischen Aktieninvestment mit Schwankungsrisiko einerseits, und einem sicherheitsorientierten aber schwach verzinsten Renteninvestment andererseits?
Der Grundgedanke eines Laufzeitfonds ist nach wie vor richtig, nur muss an dem Konzept einiges verbessert werden. Die 100 % Garantie wird ersetzt durch eine akzeptable Teilgarantie, die sich im Zeitablauf erhöhen kann. Ein gewisses Risiko ist über einen langfristigen Anlagezeitraum vertretbar, zumal die Ertragschancen überwiegen. Die auflaufenden Erträge aus den Rentenpapieren sowie steigende Zinsen am Kapitalmarkt ermöglichen eine Erhöhung der Garantie über die Laufzeit. Eine akzeptable Rendite kann über risikoreichere Anlageklassen erwirtschaftet werden.
(Autor: Michael Dazian, Director, BNP Paribas Investment Partners)