Fitch sieht AL-Hallesche finanzstark
14.06.2017
Fitch sieht A+ Zukunft für Gruppe Alte Leipziger-Hallesche. /Foto: © adam121 - Fotolia.com
Die Zeiten wo das Urteil von Rating-Agenturen das Kriterium für die Zahlungsfähigkeit ist sind bei Banken vorbei. Bei der Assekuranz ist das anders, da diese nicht wetten, sondern Solvabilität sichern.
Die Agentur Fitch Ratings bestätigt die ‚A+’-Finanzstärkerating der Alte Leipziger Lebensversicherung auf Gegenseitigkeit (ALL) und dem Sachversicherer Alte Leipziger Versicherung Aktiengesellschaft, beide Töchter der Alte Leipziger-Hallesche Gruppe aus Oberursel und Stuttgart. Der Ausblick des Ratings (Insurer Financial Strength, IFS) für den Lebensversicherer ist „stabil“.
Die ALL ist der Lebensversicherer und die Konzernmutter der Gruppe. Fitch sieht als Agentur den Lebensversicherer und den Sachversicherer als Kern der Gruppe, und sieht folglich das Rating als eine Gruppeneinschätzung. So bleibt der starke private Krankenversicherer Hallesche aus Stuttgart im Kern des Ratings und der Betrachtung von Details außerhalb des Fokus von Fitch, was durchaus verwundert, und vor allem deswegen hervorzuheben ist, bildet der Sach- und Lebensversicherer doch mit der Hallesche Krankenversicherung auf Gegenseitigkeit einen Gleichordnungskonzern.
Schlüsselfaktoren des Ratings
Grundlage des Fitch Ratings ist die starke Kapitalausstattung des Konzerns, der fortlaufend gute Kapitalertrag sowie die nachhaltige Marktstellung in den Geschäftsbereichen der selbständigen Berufsunfähigkeitsversicherung und der betrieblichen Altersvorsorge (bAV). Dem stehen als weitere Schlüsselfaktoren des Ratings die geringe geographische Diversifikation der Gruppe sowie die langfristig negativen Auswirkungen aus den anhaltend niedrigen Zinsen für die deutsche Lebensversicherung entgegen. Im faktorbasierten Kapitalmodell Prism FBM von Fitch erzielte die Alte Leipziger das Ergebnis „extremely strong“ (außerordentlich stark) zum Jahresende 2016.
Zahlungsfähiger als eine Bank
Die starke Kapitalausstattung der Gruppe zeige sich auch in der Solvency II-Quote für die Gruppe von 295 Prozent zum Jahresende 2016, die ohne Anwendung der Sonder-Rückstellung erreicht wird. Fitch erwartet von der Gruppe, dass sie auch zum Jahresende 2017 ein „extremely strong“-Resultat im Kapitalmodell Prism FBM erzielen sowie ohne Anwendung von Übergangsregeln eine Solvency II Quote von mehr als 150 Prozent erreichen wird.
Fitch sieht die Eigenmittel des Sachversicherer als stark an. Gemessen an den zu verzinsenden Passiva lag die Eigenkapitalquote der ALL zum Jahresende 2016 bei 4,2 Prozent und damit deutlich über der des Marktes von 1,9 Prozent. Die freie RfB samt Schlussgewinnfonds (in Prozent der zu verzinsenden Passiva) lag bei 5,5 Prozent leicht über den Erwartungen der Analysten von Fitch für den Marktschnitt von 5,1 Prozent.
Fitch erwägt, dass die ALL im Falle anhaltend niedriger Zinsen zur Bedienung der Rechnungszinsen (Garantiezinsen) besser aufgestellt ist als viele ihrer Wettbewerber. Ursachen hierfür sind die längere Duration der Kapitalanlagen, das starke versicherungstechnische Ergebnis, das von dem hohen Geschäftsanteil an Berufsunfähigkeitsversicherung profitiert, sowie die Höhe der Eigenmittel der Gruppe.
Garantie für zwei Jahrzehnte gesichert
Fitch ist der Ansicht, dass die ALL im Falle lang anhaltend niedriger Zinsen die Rechnungszinsen in den nächsten zwanzig Jahren aus dem Kapitalertrag bedienen könnte, ohne Rückgriff auf andere Gewinnquellen nehmen zu müssen (unter Annahme einer Wiederanlagerendite von 1,5 Prozent). Allerdings übt das aktuelle operative Umfeld Druck auf die Ertragslage deutscher Lebensversicherer aus.
Die Eigenkapitalrendite der Gruppe ging 2016 von 8,7 auf 7,3 Prozent nach 2015 zurück. Fitch erwartet, dass die Eigenkapitalrendite 2017 zwischen fünf und sieben Prozent liegen wird sowie eine weitere Verschlechterung in der Rentabilität der Gruppe in den kommenden Jahren, hauptsächlich wegen der anhaltend niedrigen Zinsen im europäischen Markt durch die Politik der Europäischen Zentralbank (EZB).
Fitch geht davon aus, dass die ALL zu den Top Fünf-Anbietern in der Berufsunfähigkeitsversicherung gehört. Zu dem weist die ALL einen erheblichen Anteil an bAV-Geschäft auf, welches die starke Entwicklung der laufenden Prämieneinnahme unterstützt. Die AL-Hallesche-Gruppe vertreibt ihre Versicherungslösungen ausschließlich in Deutschland, weshalb die geographische Diversifikation eingeschränkt ist. Der Fokus auf den Heimatmarkt ist typisch für einen mittelgroßen Konzern der Assekuranz.
Die Prämieneinnahmen der ALL stiegen 2016 um 0,7 Prozent an, im Vorjahr waren es 7,0 Prozent. Der Branchendurchschnitt verzeichnet 2016 einen Rückgang von 1,5 Prozent.
Das Wachstum des Lebensversicherers lag über dem Markt, weil die Einmalbeiträge der ALL um zwei Prozent anstiegen während die Prämieneinnahmen aus Einmalbeiträgen des Marktes voraussichtlich um vier Prozent zurückgingen.
Vorsichtig mehr Aktien als Anlage
Der ALK hat das Risiko aus Aktieninvestments etwas erhöht. Zu Buchwerten lag die Aktienquote des Lebensversicherers zum Jahresende 2016 bei 4,7 Prozent, nach 3,4 Prozent im Vorjahr und damit leicht über dem Marktschnitt von 4,4 Prozent.
Die deutschen Lebensversicherer sind nach wie vor sehr zurückhaltend in der Aktienanlage, entgegen der Überzeugung die sie gegenüber Kunden bei der Kapitalbildung in Fondspolicen vertreten und trotz der anhaltenden Niedrigzinsen im Markt und bei Staatsanleihen.
Der Sachversicherer der Gruppe vereinnahmte 2016 gebuchte Bruttoprämien in Höhe von 2,8 Milliarden Euro und wies zum Jahresende eine Bilanzsumme von 26,2 Milliarden Euro aus. Außer dem Versicherungsgeschäft bietet der ALK Bauspar- und Investmentgeschäft an. Er bildet mit der Stuttgarter Hallesche Krankenversicherung auf Gegenseitigkeit einen Gleichordnungskonzern. (db)