Fiskalpolitik und Populismus bestimmen 2017

01.12.2016

Neil Dwane

  1. Wachstum der Weltwirtschaft bleibt mäßig Anleger sollten sich auf schwaches Wirtschaftswachstum einstellen, da die USA in die Spätphase des Konjunkturzyklus eintreten, Japan mit der Alterung seiner Bevölkerung zu kämpfen hat und Europa unter „Brexitis“ leidet. Zwar dürfte es den USA und der Eurozone gelingen, eine Rezession zu vermeiden, doch befinden sie sich in einer der schwächsten jemals verzeichneten Wachstumsphasen. Etliche Schwellenländer dagegen sollten prosperieren, da China seine Volkswirtschaft auf eine neue Grundlage stellt und viele Länder Asiens wachstumsfreundliche Reformen vornehmen.
  2. Geldpolitik: Zinsen bleiben „lower for longer“ Wir rechnen damit, dass die US-Notenbank ihre Leitzinsen moderat anhebt. Gleichzeitig dürfte es in den Schwellenländern zu Zinssenkungen kommen, da die Inflationsraten dort zurückgehen. Die Europäische Zentralbank und die japanische Notenbank werden voraussichtlich an ihrer lockeren Geldpolitik festhalten. Die global verfügbare Liquidität dürfte ihren Gipfel überschritten haben, während die Notenbanken negative Zinsen durchgesetzt haben, um damit vermehrte Staatsausgaben zu begünstigen.
  3. China bleibt der Star und Asien generell attraktiv Den größten Beitrag zum Wachstum der Weltwirtschaft leistet nach wie vor China. Dabei benötigt es inzwischen weniger Industrierohstoffe und mehr Rohöl und Agrarrohstoffe, während die Urbanisierung rapide fortschreitet. Zwar bestehen Bedenken hinsichtlich seiner finanziellen Situation, doch könnte Chinas großangelegtes Infrastrukturprojekt „One Belt, One Road" zur Stärkung von Handel und Kapitalverkehr der neue Marshall-Plan sein, den die Welt nach der globalen Finanzkrise benötigt. Da inzwischen auch Indien und Indonesien erhebliche Reformfortschritte machen, bietet Asien insgesamt die beste Mischung aus Wachstum und Investitionen.
  4. Öl: Angebot und Nachfrage wieder im Gleichgewicht Schon seit einiger Zeit raten wir Anlegern, nicht zu lange mit einem sehr niedrigen Ölpreis zu rechnen; diese Position beginnt sich inzwischen zu bestätigen. Denn es ist gerade der niedrige Ölpreis, der zu einem Rückgang der Investitionen in der Energiebranche geführt und damit zum Ausgleich von Angebot und Nachfrage beigetragen hat. Zwar könnte ein leichter Ölpreisanstieg 2017 die Investitionen im Ölsektor beflügeln und auch die globale Inflation anfachen. Dies dürfte jedoch nicht zu einem erneuten Fracking-Boom in den USA führen. Die Angebotsseite wird angesichts der angespannten politischen Situation im Nahen Osten, in Lateinamerika und in Afrika weiterhin unter Druck stehen.
  5. Eine politische Trendwende zeichnet sich ab Die Tendenz zur Deregulierung war im Jahr 2016 weiterhin auf dem Rückzug, während sich Nationalismus und Populismus ausbreiteten: Dazu trugen das „Brexit“-Votum, die Ablehnung des CETA-Abkommens sowie die US-Präsidentschaftskandidaten Bernie Sanders und Donald Trump bei. Da 2017 in Europa wichtige Wahlen anstehen, sollte die Politik weiterhin eine wichtige Rolle bei Anlageentscheidungen spielen. Möglicherweise meiden einige Investoren auch bestimmte Märkte, obwohl diese attraktiv bewertet sind. Auch die Geldpolitik wird stärker von politischen Einflüssen geprägt sein, da sie Teil einer ausdrücklichen Regierungsstrategie wird, in der die Fiskalpolitik dominiert. Das Geld, das die Notenbanken dem Staat zur Verfügung stellen, dürfte in den kommenden Jahren in vielen Ländern vor allem in die heimische Infrastruktur und Militärausgaben fließen.

weiter auf Seite 3