Finanzinvestor CVC steigt bei Sportwettenanbieter Tipico ein
02.03.2017
Nach langem Ringen um Sportwettenanbieter Tipico ist der Deal mit CVC nun perfekt. © Atstock Productions – 261352856 / shutterstock.com
Der Sportwettenanbieters Tipico wurde zu 60 Prozent erfolgreich an den Finanzinvestor CVC verkauft und greift ab sofort mit neuem Eigentümer wieder an. Alle Details zu dem Verkauf und was das für beide Unternehmen bedeutet, verraten die folgenden Zeilen.
Tipico ist nicht irgendein Sportwettenanbieter. Das Unternehmen sieht sich selbst als einer der führenden Sportwettenanbieter in Deutschland. Das alleine hat natürlich nur eine eingeschränkte Aussagekraft, aber die Tatsache, dass es sich das Unternehmen erlauben kann, inzwischen auch in den folgenden Ländern Filialen zu betreiben, sagt schon mehr aus:1. Österreich, 2. Dänemark. 3. Belgien, 4. Italien. Betrachtet man die bloßen Unternehmenszahlen, so bestätigt sich das, was mit Blick auf die vielen unterschiedlichen Standorte schon zu erwarten war: Mit 5000 Menschen hat die Firma nämlich nicht gerade wenig Mitarbeiter. Auf organisatorischer Ebene sollte man jedoch wissen, dass Tipico viel mit Franchiseunternehmern kooperiert, wobei die genannte Mitarbeiterzahl auch hierauf zurückzuführen ist. Wer einmal den Gang in eine Filiale des Anbieters vollziehen möchte, der muss jedenfalls nicht allzu lange suchen. Der Grund hierfür sind die knapp 1000 Filialen, die sich an den verschiedensten Orten präsent zeigen. Doch selbst wer mit Sportwetten an und für sich bis dato noch nicht allzu viel am Hut hatte, bekam eine gute Chance, auf den Anbieter durch seinen Sponsorship im Fußball, genauer gesagt beim Hamburger SV oder FC Bayern München, aufmerksam zu werden. Nicht zuletzt hat Tipico mit Oliver Kahn aber auch ein sehr werbewirksames Gesicht des Königs Fußball unter Vertrag.
CVC bringt viel Wissen und Erfahrung mit Aus den genannten Zahlen und der Historie wird klar ersichtlich, warum ein Unternehmen wie CVC an dem Anbieter höchstes Interesse gezeigt hat. Zuletzt hat Tipico nämlich einen operativen Gewinn von gut 100 Millionen Euro erwirtschaftet, obwohl diese Zahlen natürlich offiziell nicht bestätigt sind. Was diese Zahl wert ist, sofern sie denn stimmt, zeigt sich allerdings mit Blick auf den ebenfalls börsennotierten Rivalen GVC, dessen Zahlen nicht großartig anders ausfallen. Da CVC hierzulande insgesamt eher weniger bekannt ist, fragen sich die meisten zu Recht, was sich hinter der Abkürzung verbirgt. CVC Capital Partners ist ein Finanzunternehmen, das seinen Sitz in Luxemburg hat und bereits im Jahr 1981 gegründet worden ist. Für das Unternehmen sind im Gegensatz zu Tipico mit lediglich 300 Mitarbeitern wesentlich weniger tätig, doch der Erfolg spricht trotzdem für den Konzern. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass CVC trotz seiner eingeschränkten Bekanntheit nicht das erste Mal im Zusammenhang mit dem Erwerb eines Sportwettenanbieters auftaucht. So betreibt CVC sogar einen eigenen Buchmacher namens Sky Bet und war bereits bei dem ebenfalls renommierten Glücksspielanbieter William Hill beteiligt. Somit ist zu erwarten, dass CVC dazu in der Lage sein wird, sein gesammeltes Know-how aus dem Betrieb von Sky Bet und der Beteiligung an dem bereits 1934 gegründeten Buchmacher in die Konzeption von Tipico einfließen zu lassen.
Schlappe für die Telekom und Bieter aus Fernost Die Übernahme von Tipico geriet hierzulande vor allem aber auch deshalb in die Schlagzeilen, weil sich mit der Deutschen Telekom ein extrem populäres Unternehmen ebenfalls für den Kauf des im Jahr 2004 auf Malta gegründeten Konzerns interessiert hatte. Viele fragen sich logischerweise, woran es im Falle der Deutschen Telekom letzten Endes gescheitert ist. Schenkt man den Insidern Glauben, so stand wohl die banale Summe von 1,5 Milliarden Euro zwischen Tipico und dem deutschen Telekommunikationskonzern, der letztlich nicht zur entsprechenden Zahlung bereit war. Genauer gesagt handelt es sich bei der genannten Zahl zwar nur um eine durch Experten in den Raum gestellte Bewertung des Unternehmens, jedoch haben vergleichbare Deals in der Vergangenheit bereits gezeigt, dass kaum eine Firma unter ihrem tatsächlichen Wert verkauft worden ist. Tröstend dürfte sich für die Deutsche Telekom, die sich bei dem heißen Bietergefecht sogar extra noch mit dem Finanzinvestor Centerbridge zusammen getan hatte, der Fakt auswirken, dass neben ihr auch unter anderem Anbieter aus Fernost bei dem Deal leer ausgegangen sind. Bitter ist dies vor allem aber auch vor dem Hintergrund, dass Tipico erst kurz vor dem Deal eine bundesweite Lizenz für die nächsten sieben Jahre erteilt worden war.
Goldene Zeiten bei Sportwettenanbietern Dem vorausgegangen war die Feststellung, dass die zahlenmäßige Beschränkung auf bloße 20 Stück bei den Sportwettenkonzessionen mit dem geltenden Europarecht nicht vereinbar ist. Das Urteil des Verwaltungsgerichts Wiesbaden war dabei gewissermaßen zur rechten Zeit gekommen, denn dadurch hatte sich die Attraktivität von Tipico für die an der Übernahme interessierten Unternehmen noch einmal zusätzlich erhöht. Doch nicht nur die für Tipico auf dem Papier nun gesicherte Zukunft spricht für den Sportwettensektor als lukratives Investitionsterritorium, sondern auch die vielen Menschen, die eine steigende Affinität gegenüber dem Abschluss von Sportwetten aufweisen. Nachvollziehbar ist dies jedoch schon, denn Sportwetten bieten mehr Vorteile (Spaß, Spannung, Chance auf großes Geld, Nervenkitzel) als Nachteile in Form vom Risiko des Verlustes. Was darüber hinaus CVC noch zusätzlich in die Karten spielt, ist der Erhalt des in Deutschland bereits gefestigten Namens von Tipico. Viele assoziieren damit legitimerweise eine seriöse Institution auf dem Gebiet der Sportwetten und tätigen daher nicht selten in regelmäßigen Abständen neue Wetten auf der beliebten Plattform.