DNCA: Opportunitäten in Südeuropa

17.03.2015

Isaac Chebar

Griechenland ist in aller Munde. Die neue Regierung ist mit großen Versprechen angetreten und alle harren der Dinge. Kommt es zum Grexit? Würde ein Austritt Griechenlands aus der Eurozone Nachahmer finden? DNCA sieht aktuell gute Aussichten für südeuropäische Aktien, wie Isaac Chebar erläutert.

(fw/ah) Obwohl die Börsenindizes mit +16 % in Italien sowie Portugal und mit +7 % in Spanien das Jahr mit Pauken und Trompeten begonnen haben, bietet Südeuropa für 2015 weiterhin attraktive Anlageperspektiven. Gestützt vom sinkenden Ölpreis, vom nachgebenden Euro und den nach wir vor günstigen Kreditbedingungen dürften sich die Reformen und Restrukturierungen positiv auf die Unternehmensgewinne auswirken. Der Liquiditätszufluss der Eurozone seit Jahresbeginn ist erst der Anfang. Wenn die EZB ihr Quantitative Easing erfolgreich umsetzt, kommt es den Aktien zugute.

Spanien nahm notwendige Reformen vor den anderen in Angriff und konnte sein Wachstum Ende 2014 steigern, das 2015 weiter anziehen dürfte. Nachdem erwartet worden war, dass das BIP 2014 um 1,3 % oder 1,4 % wachsen würde, stieg es um 1,8 %. Der Markt schätzt das diesjährige Wachstum auf 2,2 bis 2,4 %, unserer Ansicht nach könnte es sogar 2,6 bis 2,8 % erreichen.

Im vergangenen Jahr trieb der Export das Wachstum an, dem seinerseits die Produktivitätssteigerung der Unternehmen zugutekam. Im Jahr 2015 dürften die erneuten Konsum- und Investitionsausgaben ausgleichend wirken. Für diese Wiederbelebung spricht, dass sich die Immobilienpreise stabilisieren und in manchen Regionen wieder steigen. Zum ersten Mal seit fünf Jahren gibt es im Baugewerbe wieder mehr Beschäftigte.

Die spanische Börse hat diese Wiederbelebung vorweggenommen und liegt gegenüber Italien und Portugal 15 % vorne. Um diese Bewertung zu rechtfertigen, müssen sich die laufenden Restrukturierungen und Reformen in höheren Gewinnen niederschlagen, was durchaus möglich ist. Ein gutes Beispiel dafür ist das Unternehmen Sol Meliá: Die Hotelgruppe konnte ihre Beschäftigtenzahl und ihre Einnahmen je Zimmer steigern – dadurch dürften die Preise und somit die Ertragsmarge des Unternehmens steigen.

Der größte Wermutstropfen sind die Parlamentswahlen im Herbst, die am Markt eine gewisse Volatilität auslösen könnten. Momentan wird die Linkspartei Podemos mit 26 bis 30 % der Stimmen gehandelt. Wenn allerdings die anziehende Konjunktur bis dahin die Arbeitslosigkeit sinken und die Immobilienpreise steigen lässt, wird sich das Gespenst eines Szenarios à la Griechenland wieder verflüchtigen.

Italien hinkt Spanien zwar hinterher, was die Reformen angeht. Der Reformwille der Regierung Renzi ist jedoch echt und durch seinen Pragmatismus kann er den Arbeitsmarkt deutlich voranbringen. Das Gleiche gilt für die Reform des Wahlgesetzes und der Regulierung der Genossenschaftsbanken.

Die italienische Wirtschaft reagiert sehr empfindlich darauf, dass der Euro und der Ölpreis sinken, wobei sie im Gegensatz zu Spanien nicht unter einer Immobilienblase und einer sehr hohen Arbeitslosigkeit leidet. Die Kreditbedingungen mit einer Verzinsung zehnjähriger Anleihen von 1,4 % dürften die konjunkturelle Wiederbelebung zudem fördern. Diese dürfte sich wiederum auf die Unternehmensgewinne auswirken und die italienische Börse stützen, die zu Jahresbeginn bereits in die Höhe schnellte.

Die besten Renditeperspektiven bieten einerseits Unternehmen, die auf den Inlandsmarkt ausgerichtet sind. Dazu gehören insbesondere Banktitel wie Banco Popolare Milano oder Intesa Sanpaolo, die stark vom Konjunktur- und Investitionszyklus beeinflusst werden. Aber auch halbstaatliche Unternehmen wie Finmeccanica oder ENI mit neuen vom Staat ernannten Managern, die die Restrukturierung vorantreiben sollen, sind interessant.

Portugal wird ebenso wie Spanien im September wählen. Dies könnte den Markt beeinträchtigen, der in diesem Jahr bisher deutlich zugelegt hat.

Positiv aufgefallen sind uns allerdings zwei international ausgerichtete portugiesische Unternehmen: Galp Energia, das stark von der brasilianischen Erdölproduktion profitiert, und EDPR, das in den Vereinigten Staaten auf dem Gebiet der erneuerbaren Energien aktiv ist.

In Griechenland ist die Lage nach dem Wahlsieg der Partei von Alexis Tsipras nach wie vor sehr unsicher. Wir halten es zwar für sehr unwahrscheinlich, aber ein Austritt aus der Eurozone lässt sich nicht vollständig ausschließen. Deshalb begegnen wir diesem Markt immer noch mit Vorsicht. Wir sind aktuell in die exportorientierte Raffineriegesellschaft Motor Oil und die Alpha Bank investiert. Damit setzen wir auf eine Wiederbelebung der griechischen Konjunktur.

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