Dilemma ohne Ende
23.09.2022
Dr. Johannes Mayr, Chefvolkswirt von Eyb & Wallwitz / Foto: © Eyb & Wallwitz
Die Stimmung der Unternehmen im Euro-Raum hat sich im September weiter eingetrübt. Der Einkaufsmanagerindex (PMI) ist deutlich um 0,7 auf 48,2 Punkte gesunken. Bemerkenswert ist, dass sich die Aussichten in der Industrie und bei den Dienstleistern ähnlich stark verschlechtert haben. Die Daten zeigen, dass Politik und EZB angesichts der Energiekrise vor einem echten Dilemma stehen, meint Dr. Johannes Mayr, Chefvolkswirt bei Eyb & Wallwitz. |
Der Einkaufsmanagerindex für die Gesamtwirtschaft ist im September um 0,7 auf 48,2 Punkte gesunken. Dabei hat sich die Stimmung in der Industrie (-1,1 auf 48,5 Punkte) und bei den Dienstleistern (-0,9 auf 48,9 Punkte) ähnlich stark eingetrübt. Beide Indizes liegen deutlich unter der Expansionsschwelle von 50 Punkten und signalisieren einen leichten Rückgang der Wirtschaftsleistung bereits im dritten Quartal. Im vierten Quartal dürfte sich dieser beschleunigen.In der Industrie hat der Kostendruck nach vier Monaten erstmals wieder zugenommen, obwohl die Lieferengpässe weiter an Bedeutung verloren haben. Die enorm hohen Energiepreise haben dabei vermehrt zu Produktionseinschränkungen geführt. Sorgen bereitet aber auch der deutliche Rückgang der Nachfrage im Dienstleistungsbereich. Hier belastet die hohe Teuerung zunehmend die Kaufkraft der Haushalte.Regional fiel die Eintrübung der Aussichten im September erneut in Deutschland besonders stark aus. Die französische Wirtschaft zeigte sich dagegen robust und profitierte von den staatlichen Preisdeckelungen im Energiebereich. Auf Dauer sind diese aber kaum zu halten. In den übrigen Euro-Ländern haben sich die Aussichten ebenso weiter verschlechtert. |
Aussichten für Anleger |
Die Daten bestätigen, dass die Energiekrise die Wirtschaft in Europa bereits zu Beginn des Zinszyklus in die Rezession drückt. Die Ausgangslage ist damit deutlich schwieriger als in den USA, denn die EZB strafft in eine wirtschaftliche Schwächephase hinein. Dies erhöht das Risiko, dass die Straffungen am Finanzmarkt für Turbulenzen sorgen, da die Stabilität der Währungsunion erneut in Frage gestellt werden könnte. Gleichzeitig wirken die Entlastungsmaßnahmen der Regierungen den Straffungsschritten der Notenbank mit Blick auf die Inflationsdynamik entgegen. Anleger sollten sich dieser Spannungen in Europa bewusst sein und stark zyklische und energieintensive Geschäftsmodelle weiterhin meiden. Denn auf Dauer kann die Politik auch in Ländern wie Frankreich den Energiepreiseffekt kaum mindern. (ah) |
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