Digitalisierung ändert Erst- und Rückversicherung
18.10.2015
Die Digitalisierung beschleunigt und automatisiert nicht nur Prozesse, sondern verändert diese auch. So entstehen Risiken auf die Erst- und Rückversicherer reagieren und angemessen agieren müssen.
2015-10-19 (fw/db) Die Risikolandschaft verändert sich für Erst- und Rückversicherer und deren Kunden rapide wie selten zuvor. Das betrifft Technologien, Dienstleistungen, Vertriebskanäle und Nachfrageverhalten. Mit dem Ziel neue und angemessene Versicherungslösungen zu finden, arbeitet der Rückversicherer Munich Re intensiv mit Kunden und Partnern zusammen. Erste Ergebnisse bestätigen neue Wege.
Neue und alte Risiken bieten zahlreiche Chancen sorgen aber auch für Marktumbrüche. So gaben in einer Kundenumfrage von Munich Re rund drei Viertel der befragten Erstversicherer an, dass die Digitalisierung die Branche dramatisch verändern wird. Um darauf Antworten zu finden, müssen Versicherer die Technologien und das Verhalten der Nutzer analysieren können.
Ein Beispiel ist in der Kraftfahrtversicherung das autonome Fahren. Je mehr Einfluss die zugrunde liegenden Technologien auf das Fahrverhalten nehmen, desto mehr wird sich die Haftung verändern und auch die Hersteller betreffen. Munich Re plädiert dafür, dass Unfallopfer unabhängig von der eingesetzten Technik weiterhin auf eine Kompensation vertrauen können. Zugleich muss der Regress der Versicherer auf die Hersteller möglich sein.
Um zu risikoadäquaten Lösungen zu kommen, müssen Versicherer die zunehmend komplexen und sich rasch ändernden Technologien und die damit zusammenhängenden Haftungsfragen beurteilen können. Zudem sind dabei unterschiedliche nationale Regelungen zu beachten.
Weit über den Straßenverkehr hinaus betrifft die fortschreitende Digitalisierung nahezu alle Lebens- und Wirtschaftsbereiche. Zahlreichen Chancen stehen dabei auch neue Gefahren gegenüber.
„Die Nachfrage nach Versicherungslösungen gegen Cyber-Risiken wird rapide zunehmen. Dabei müssen ganz unterschiedliche Risikoprofile der Kunden berücksichtigt werden, am besten über modulare Produktsysteme“, erwartet Ludger Arnoldussen, Mitglied des Vorstands bei Munich Re.
Weltweite Partnerschaften mit IT-Providern und wissenschaftlichen Einrichtungen, eine breite Wissensbasis und das Management von Risiko-Kumulen sind weitere Säulen für die Deckung von Cyber-Gefahren.
„In einem sich schnell verändernden Marktumfeld sind enge Kundenkontakte essenziell. Zudem beschreiten wir neue Wege in branchenübergreifenden Partnerschaften und Kooperationen”, sagt Arnoldussen.
Munich Re hat beispielsweise für eine Pandemie-Deckung gegen die Infektionskrankheit MERS zur Datenanalyse mit einem Spezialunternehmen aus dem Silicon Valley zusammengearbeitet. Mit einem Software-Unternehmen wurden gemeinsam Cyber-Risiken neu bewertet und im Underwriting für die Invaliditätsversicherung konnte mit Unterstützung durch ein Start-Up-Unternehmen die Bearbeitungsdauer drastisch reduziert werden. Mit wissenschaftlichen Instituten gibt es gezielte und projektorientierte Partnerschaften, beispielsweise um Ergebnisse einer Testeinrichtung zum autonomen Fahren zu nutzen.
Dietmar Braun