„Die Zukunftschancen von ELTIFs sind längst noch nicht allen bekannt“

Mit ELTIFs eröffnen sich nun auch für Privatanleger neue Welten der Investition. Dr. Frank Ulbricht, Vorstandsvorsitzender der Bank für Vermögen und Vorstandsmitglied der BCA AG, spricht mit finanzwelt-Redakteur Alexander Heftrich unter anderem über neue Freiheiten im Investmentmanagement und die Zukunftsaussichten nach der Reform.

finanzwelt: Können Sie uns die Merkmale eines ELTIF darlegen und was hat sich mit der neuen ELTIF-Verordnung für Anleger verändert?

Dr. Frank Ulbricht: Grundsätzlich können nicht nur institutionelle, sondern auch private Anleger über ELTIFs in die europäische Realwirtschaft investieren. Dabei unterliegen ELTIFs sehr strengen Kriterien, wobei die ELTIF-Novellierung die Attraktivität für das neue Jahr deutlich erhöht und die Vertriebsbedingungen für Privatanleger vereinfacht haben. Zahlreiche Restriktionen wie die Mindestanlage von 10.000 Euro entfallen. Durch den Wegfall dieser Grenze steht die Anlage einem weitaus größeren Anlegerkreis als bisher zur Verfügung. Auch die strengen Anforderungen an die Risikodiversifikation wurden angepasst. Die Produktanbieter können nun in ein breiteres Spektrum von Vermögenswerten investieren. Insgesamt dürfte die Nachfrage nach ELTIFs dadurch steigen.

finanzwelt: Warum sind ELTIFs für Privatanleger interessant? 

Ulbricht: Anleger können über ELTIFs in illiquide Anlageklassen wie Private Equity, Private Debt, Immobilien und Infrastruktur investieren, die bisher vor allem institutionellen Anlegern vorbehalten waren, und so langfristig an den Chancen dieser Anlageklassen partizipieren. Gleichzeitig bieten ELTIFs die Möglichkeit der Portfoliodiversifikation. Dies kann dazu beitragen, das Risiko eines Portfolios zu reduzieren.

finanzwelt: Inwiefern sind ELTIFs ein sinnstiftendes Vehikel, um das Geld nachhaltig anzulegen? 

Ulbricht: ELTIFs zielen darauf ab, ein nachhaltiges und integratives Wachstum in Europa zu fördern und sind daher als vorteilhafte Anlageinstrumente zu betrachten. Dabei sind ELTIFs nicht auf nachhaltige Investments beschränkt. Gerade die jüngste Reform setzt auf mehr Freiheiten für das Investmentmanagement. In der Folge werden wir mehr ELTIFs mit sehr unterschiedlichen Schwerpunkten für verschiedene Zielgruppen und Anlegerinteressen sehen. Dennoch sind ELTIFs natürlich für die auf nachhaltige Investments fokussierte Zielgruppe eine spannende Anlageklasse, um sowohl eine gute Renditeaussicht als auch einen positiven gesellschaftlichen Nutzen zu verbinden.

finanzwelt: Was erwarten Sie für die Fondskategorie ELTIF, wie sind die Zukunftsaussichten nach der Reform? 

Ulbricht: Wir glauben, dass ELTIFs dank der neuen Rahmenbedingungen eine gute Möglichkeit bieten, den Investmentansatz einer breiteren Zielgruppe zugänglich zu machen. Die Beimischung von Privatmarktanlagen kann die Diversifikation erhöhen und die Korrelationseigenschaften von Portfolios verbessern. Wir erwarten zudem viele neue Angebote auf dem Markt. Wichtig ist aber auch: ELTIFs sind beratungspflichtige Produkte. Das heißt: Keine Anlage in ELTIFs ohne Beratung. Der Erfolg der Anlageklasse hängt somit insbesondere von der Akzeptanz der beratenden Institutionen und der Beratungsinfrastruktur ab. Die Nachfrage kann sich nur entwickeln, wenn die Anleger umfassend informiert, die Marktzugänge geschaffen und die wesentlichen Abwicklungswege vorhanden sind. Deshalb ist es so wichtig, von Seiten der Branche dafür zu sorgen, dass die Nachfrage überhaupt erst entstehen kann.

Ulbricht: Kürzlich startete Ihr Haus den ELTIF-Gipfel in Kooperation mit einigen Partnern. Wie ist Ihr Zwischenfazit und was leistet die BfV ferner, um das Thema ELTIF bei Anlegern und Beratern weiter hervorzuheben? 

Ulbricht: Wir sind mit der bisherigen ELTIF-Veranstaltungsreihe in Frankfurt und Düsseldorf sehr zufrieden. Diesbezüglich freuen wir uns sehr auf den letzten Termin in München, der am 21.11.2023 stattfindet (Weitere Informationen und Anmeldemöglichkeit hier). Gemeinsam mit Amundi, Neuberger Berman, Pangaea Life, Fondsdepot Bank und Scope ist es unser Ziel, das Anlageprodukt im B2B-Segment bekannt zu machen.
Seien wir ehrlich: Die Zukunftschancen bzw. die Konstruktion von ELTIFs sind längst noch nicht allen Beratern und vor allem Anlegern bekannt. Dies ändern wir mit unserer Veranstaltungsreihe in Pionierarbeit und verzeichnen nach zwei Veranstaltungen, dass uns dies im Austausch mit Produktanbietern, Plattformanbietern, Beratern und Journalisten bisher gelungen ist.

Damit sind unsere Aktivitäten noch lange nicht abgeschlossen. Selbstverständlich bieten wir unseren Geschäftspartnern umfangreiche Schulungsmaßnahmen an, denn trotz aller Chancen ist ELTIF letztlich ein komplexes Produkt. Auch die Teilnehmer des ELTIF-Gipfels werden sich nach der Veranstaltungsreihe zusammensetzen und weitere Unterstützungen anbieten. Ansonsten werden wir von der BfV Bank für Vermögen natürlich von den Produkten über die Beratungstools bis hin zu den Abwicklungsprozessen alles anbieten, damit ELTIFs vom Berater digital unterstützt über die Serviceplattform der BCA, DIVA, abgewickelt werden können. Gleichzeitig werden die Produkte transparent im Depot des Anlegers geführt. (ah)