Die Krise der britischen Konservativen

29.03.2024

Mark Dowding. Foto: BlueBay, RBC BlueBay Asset Management.

In der vergangenen Woche war es an den Finanzmärkten relativ ruhig, die bedeutenden Indizes und Renditen haben sich kaum verändert. Wichtige Zentralbanksitzungen und Datenveröffentlichungen haben sich zeitlich verdichtet. Dadurch folgen auf Zeiten erhöhter Aktivität Phasen der Ruhe. Daneben haben auch die Osterfeiertage zur eher geringen Dynamik beigetragen – und sollten dies auch in der kommenden Woche tun.

Im Vereinigten Königreich ist die Unterstützung für die konservative Partei in den jüngsten Meinungsumfragen auf bis zu 19 Prozent gesunken. Im britischen Wahlsystem könnte ein solches Ergebnis dazu führen, dass die Partei weniger als 40 Sitze erhält – gegenüber 376 in der derzeitigen Regierung.

Dies scheint zwar fast undenkbar. Es kann aber noch schlimmer werden, wenn zum Ende der Amtszeit von Premierminister Rishi Sunak parteiinterne Kämpfe ausbrechen.

Im Mai stehen im Vereinigten Königreich Kommunalwahlen an. Wenn die Tories erwartungsgemäß schlecht abschneiden, könnte es einen letzten Versuch geben, Sunak abzulösen. Außerdem könnten Forderungen nach größeren Steuersenkungen laut werden sowie der politische Druck auf die Bank of England, die Zinsen zu senken, zunehmen.

Eine andere Schlussfolgerung ist: Wir bewegen uns auf ein für den demokratischen Prozess im Vereinigten Königreich negatives Ergebnis zu. Darüber hinaus könnte es dem Labour-Vorsitzenden Keir Starmer bei einer so großen Mehrheit schwerfallen, die extremeren Ränder seiner Partei zu disziplinieren. Dann scheinen fiskalpolitische Turbulenzen möglich.

Darüber hinaus könnten auf die Dezimierung der Torys eine Spaltung der Partei und ein rechterer Kurs folgen, der die nach dem Vorbild Donald Trumps in den USA in ganz Europa entstandenen populistischen Bewegungen widerspiegelt. In diesem Fall ist die Vorstellung nicht mehr weit hergeholt, dass Nigel Farage eine neu konstituierte konservative Partei anführt und im Jahr 2029 die Schlüssel zur Downing Street erhält.

Dieses Beispiel aus dem Vereinigten Königreich zeigt die Aussicht auf eine politische Unbeständigkeit, die uns weltweit erwartet.

Zum Ende des ersten Quartals könnte uns eine weitere ruhige Woche bevorstehen. Im zweiten Quartal rechnet die Mehrheit der Anleger mit ersten Zinssenkungen. Wir sind jedoch nach wie vor der Meinung, dass robuste Daten entsprechende Schritte im Juni verhindern könnten – zumindest in den USA und im Vereinigten Königreich.“

Marktkommentar von Mark Dowding, Chief Investment Officer bei BlueBay, RBC BlueBay Asset Management.