Die EZB dürfte die Zinsen bis Jahresmitte auf 2 Prozent senken
04.03.2025

Andrew Jackson. Foto: Vontobel
Wir sind überzeugt, dass die Europäische Zentralbank (EZB) auf ihrer nächsten Sitzung die Zinsen senken wird, denn die Geldpolitik ist nach wie vor restriktiv. Ein geldpolitisch neutrales Zinsniveau bewegt sich zwischen 1,75% und 2,25%. Da die Löhne weiterhin sinken und die EZB ihre Wachstumsprognosen nach unten korrigieren dürfte, stellt sich die Frage, wann eine nächste Zinssenkung erfolgen wird.
Wir erwarten, dass die EZB die Zinsen bis Mitte des Jahres auf 2% senken und nicht pausieren wird, bevor diese Schwelle erreicht ist. Allerdings ist eine Pause im April nicht auszuschliessen, da Isabel Schnabel in einem Interview mit der Financial Times diese Möglichkeit erwähnte.
Die aktuelle Geldpolitik erachten wir immer noch als angemessen für die Preisstabilität, da der Lohndruck weiterhin moderat ist. In Deutschland haben sich die Energiepreise leicht entspannt, während die Lebensmittelpreise gestiegen sind. So ergibt sich insgesamt ein gemischtes Bild. Die Inflation im Dienstleistungssektor hält sich jedoch hartnäckig, diese ist für die EZB von grosser Bedeutung.
Die geopolitischen Spannungen haben sicherlich einen dämpfenden Einfluss auf die Stimmung und die Investitionen und damit auf das Wachstum. Die Geldpolitik der US-Notenbank Fed beeinflusst derzeit die Entscheidungen der EZB nicht. Allerdings könnte dies langfristig Auswirkungen haben, wenn sich der Euro aufgrund der zunehmenden Zinsdifferenz weiter abschwächen sollte.
Um die langfristige Stabilität zu gewährleisten, hat die EZB einen „Meeting-für-Meeting”-Ansatz implementiert, der vorerst beibehalten wird. Angesichts der Tatsache, dass wir am langen Ende der Zinskurve ein zunehmendes Angebot an Anleihen haben und die EZB die Zinsen weiter senken wird, erwarten wir eine steilere Kurve. Aus Carry-Trade-Sicht sehen wir Wertschöpfungsmöglichkeiten im Bereich bis zu fünf Jahren. Darüber hinaus wären wir vorsichtig, da Carry-Gewinne leicht durch sinkende Anleihekurse als Folge von steigenden Renditen zunichte gemacht werden könnten.
Marktkommentar von Andrew Jackson, Head Investments, Vontobel.

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