Die Aussichten für Immobilienaktien bleiben positiv

11.02.2019

Andreas Kern, Gründer und CEO der wikifolio Financial Technologies AG / Foto: © Martina Draper

Trotz des insgesamt sehr ansprechenden Jahresauftakts steckt vielen Anlegern das abgelaufene Börsenjahr immer noch in den Knochen. Drei Viertel aller Aktien weltweit hatten 2018 mehr als 20 Prozent an Wert eingebüßt. Bei zahlreichen Einzeltiteln kam es zu richtig heftigen Kursrückgängen. Als Fels in der Brandung erwiesen sich in diesem Zeitraum vor allem deutsche Immobilien-Aktien. Und die haben ihren positiven Trend in den vergangenen Wochen weiter fortgesetzt. Die Aktie von Vonovia zum Beispiel konnte seit dem Jahreswechsel prozentual zweistellig zulegen. Auf Sicht von zwölf Monaten zählt sie mit einem Plus von 20 Prozent zu den wenigen richtig starken Titeln im DAX.

Unabhängig von der Konjunktur

Der seit rund fünf Jahren in der Immobilienbranche tätige wikifolio-Trader Sven Winkler hatte schon während des Kurseinbruchs an den Aktienmärkten im abgelaufenen Quartal auf die relative Stärke der Immobilienbranche hingewiesen und dies unter anderem mit der „Unabhängigkeit von der Konjunktur“ begründet. Das mache auch Sinn, denn „gewohnt wird immer“, hieß es damals in einem seiner Kommentare. Sein Trader-Kollege Kai Knobloch argumentiert ähnlich: „Die Korrektur im Herbst hat besonders zyklische Aktien getroffen, die direkt von den Auswirkungen des Handelsstreits zwischen den USA und China betroffen sind“. Zu dieser Kategorie zählen die Immobilien-Aktie ebenso wenig wie zu den zum damaligen Zeitpunkt „ambitioniert bewerteten Aktien aus dem Technologiesektor“, die auch überdurchschnittlich stark gelitten haben. Die Unternehmen aus der Immobilienbranche würden seiner Meinung nach unverändert „von der großen Nachfrage nach Wohnungen in den Ballungsgebieten und dem damit einhergehenden Bauboom“ profitieren.

Wohnungsnachfrage übersteigt das Angebot

Analysten schätzen gerade bei den deutschen Wohnimmobilienaktien die relativ gute Prognostizierbarkeit der von den Unternehmen erwirtschafteten Cashflows. In einer Phase, wo es in vielen anderen Branchen ständig zu Umsatz- und Gewinnwarnungen kommt, wird das als ein besonders wichtiges Asset angesehen. Obwohl immer mal wieder vor etwaigen Preisblasen an den Immobilienmärkten gewarnt wird, entwickelten sich die Preise zuletzt moderat aufwärts. Gerade in beliebten Großstädten übersteigt die Nachfrage nach Wohnraum weiterhin das Angebot, weshalb Experten momentan noch keine Trendumkehr bei den Preisen erwarten.

Niedrige Zinsen vs. politische Risiken

Neben der Wohnungsknappheit dürften auch die anhaltend niedrigen Zinsen hierzulande ein Grund für die gute Geschäftsentwicklung vieler Unternehmen sein. Hier rechnet aktuell kaum jemand mit heftigem Gegenwind. Das größte Risiko sieht aber nicht nur Knobloch in möglichen politischen Reglementierungen. Hier wird zum Beispiel eine deutliche Erhöhung der Grundsteuer befürchtet. Aber nicht nur das. „Die Wohnungsnot in den Großstädten führt zu sozialen Verwerfungen, die den Handlungsdruck auf die Politik erhöhen. In Berlin zum Beispiel werden erste Forderungen nach Enteignungen von Wohnungseigentümern laut“, berichtet der Trader. Bei der Auswahl der Aktien rät er Investoren dazu, im ersten Schritt auf die fundamentalen Aspekte und Kennzahlen zu achten. Konkret zählen hierzu seiner Meinung nach vor allem das Geschäftsmodell, die Bewertung im Vergleich zur Peergroup, die Qualität der Bilanz und der Ausblick des Unternehmens. Zudem sei es ratsam, „charttechnische Aspekte und Stimmungsindikatoren in die Analyse mit einzubeziehen“.

Kein Zyklus hält ewig an

Obwohl die Perspektiven für die Immobilienbranche gerade in Deutschland unverändert als gut eingeschätzt werden, warnen Marktbeobachter davor, dass auch der laufende Zyklus „nicht ewig dauern“ wird. Absicherungsstrategien mit Stopp-Loss-Marken dürften daher auf lange Sicht ebenso wenig schaden wie die Mitnahme von Teilgewinnen nach starken Kursanstiegen.

Kolumne von Andreas Kern, Gründer und CEO der wikifolio Financial Technologies AG