Der Teilverkäufer muss sich im Klaren sein, worauf er sich einlässt

14.06.2023

Janine Hardi, RentePlusImmobilie

Janine Hardi hat sich als eine der wenigen Gründerinnen Deutschlands mit RentePlusImmobilie selbstständig gemacht. Damit hat sich die Rechtsanwältin der Beratung zum Thema Immobilienverrentung verschrieben. Besonders der Teilverkauf boomt bereits seit einigen Jahren regelrecht. Durch eine kritische Stellungnahme der BaFin vor wenigen Wochen hat der Markt allerdings einen Dämpfer bekommen. Im Interview mit finanzwelt klärt die Expertin zur aktuellen Situation auf und erzählt, wie sie als Juristin ihren Weg in die Finanzbranche gefunden hat.

finanzwelt: Frau Hardi, Sie sind von Hause aus Juristin, wie kamen Sie auf die Idee, sich mit einer Beratungsplattform für Immobilienverrentung selbstständig zu machen?

Janine Hardi» 
Ich beschäftige mich als Rechtsanwältin schon immer mit Immobilien in Sondersituationen. In Kombination mit meinem Mann, der Immobilienökonom ist, bringen wir alles mit, was man für gute Beratung in diesem Bereich wissen muss. Das Thema Altersfinanzierung reizt mich auch akademisch: Ich schreibe derzeit ein Buch zur Immobilienverrentung und bilde Berater für die IHK aus.

finanzwelt: Sie gehören zu den wenigen Gründerinnen in Deutschland. Warum ist es Ihrer Meinung nach wichtig, sich dafür einzusetzen, dass mehr Frauen den Weg in die Selbstständigkeit gehen oder Führungspositionen anstreben?

Hardi» Frauen sind nicht besser und machen grundsätzlich auch nichts besser als Männer. Sie entscheiden anders als Männer dies tun. Das gelingt Frauen meiner Erfahrung nach nur, wenn sie nicht durch althergebrachte Rollenverteilungen eingeschränkt werden. Deshalb ist es für den wirtschaftlichen Erfolg nicht nur wichtig, Frauen in Führungsrollen zu hieven. Wenn diese dort dann so tun als seien sie Männer, trägt das nichts zur Diversität bei. Frauen sollten dazu befähigt werden, das, was in diesen Rollen von ihnen abverlangt wird, so umsetzen zu können, dass sie eigene Entscheidungen treffen. Wenn dies gelingt, werden wir hierdurch nicht nur den Fachkräftemangel in Deutschland beheben, sondern auch als Gesamtwirtschaft und Gesellschaft massiv profitieren. Divers aufgestellte Teams sind Studien zufolge in aller Regel erfolgreicher.

finanzwelt: Anfang März hat die BaFin in einer Stellungnahme den Immobilienteilverkauf unter dem Aspekt Verbraucherschutz sehr kritisch beurteilt. Welche Folgen hatte das für den Markt? 
Hardi»
Für die Teilkaufgesellschaften dürfte seitdem die Refinanzierung ihres Produkts schwieriger geworden sein. Refinanzierende Banken unterstehen anders als Teilkaufanbieter der Aufsicht durch die BaFin. Wer in der Bankenwelt legt sich ohne Not mit der BaFin an?

finanzwelt: Wie bewerten Sie als Teilverkauf-Expertin die Kritik der BaFin und von Verbraucherschützern? Was ist ganz konkret dran an Aussagen wie: ‚Die Abläufe des Teilverkaufs vermitteln möglicherweise ein falsches Bild vom Verkaufswert bzw. erzielbarem Verkaufspreis für die Immobilie‘ oder ‚Ein Teilrückkauf ist so teuer, dass er regelmäßig kaum in Frage kommt‘?

Hardi»
Ins Zentrum stellt die BaFin die unabhängige Beratung. Als Anbieter können Teilkaufgesellschaften aber nur über ihr Produkt informieren, aber nicht mit Blick auf andere Möglichkeiten beraten. Deshalb bedarf es unabhängiger Beratung. Das Bild vom ‚falschen Immobilienwert‘ kann nur durch kompetente immobilienspezifische Beratung entkräftet werden. Deshalb erstellen wir im Rahmen jeder Beratung eine Desktop-Immobilienbewertung, die eine gute Basis ist. Zum Thema Rückankauf kann ich berichten, dass ein solcher von den wenigsten gewünscht wird. Der Kernaspekt bei allen Aspekten muss sein, dass der Teilverkäufer sich im Klaren darüber ist, worauf er sich einlässt. Im Nachgang zur Stellungnahme der BaFin hatte ich ein Gespräch mit vier BaFin-Vertreterinnen, die meine Expertenmeinung zum Thema Teilverkauf wissen wollten. Das Gespräch verlief sehr positiv. Auch der regelmäßige Austausch mit den Verbraucherzentralen wird von mir gepflegt. Nur so wird die Altersfinanzierung transparenter. Um auch die Branche selbst zu vernetzen, habe ich im Herbst letzten Jahres einige ausgewählte Kooperationspartner von RentePlusImmobilie zusammengebracht und die Gründung eines Bundesverbands Immobilienverrentung initiiert. Das wird hoffentlich auch für mehr Transparenz sorgen.

»Refinanzierende Banken unterstehen anders als Teilkaufanbieter der Aufsicht durch die BaFin. Wer in der Bankenwelt legt sich ohne Not mit der BaFin an?«

finanzwelt: Worauf müssen Kundinnen und Kunden beim Teilverkauf wirklich achten?

Hardi» Bei RentePlusImmobilie beraten wir schon immer zu allen Möglichkeiten der Altersfinanzierung, auch dem Teilverkauf, wie folgt: 1. Unsere Kunden erhalten unseren kostenlosen Leitfaden Immobilienrente. 2. Entscheiden sie sich danach für eine Beratung, wird in einem Telefongespräch eine genaue Bedarfsanalyse anhand der individuellen Lebenssituation und der Immobilie erstellt. 3. Wird dies gewünscht, holen wir passende Angebote ein, die wir mit dem Kunden vergleichen. Danach begleiten wir die Kunden, bis eine finale Entscheidung gefällt wird. Um es kurz zu machen: Teilkaufkunden sollten sich von uns beraten lassen!

finanzwelt: Vor welchen Herausforderungen steht der Immobilienteilverkauf in diesem Jahr noch?

Hardi» Wir arbeiten derzeit an einem Produkt, das wir als ‚Beratung as a Service‘ Altersfinanzierern und dabei insbesondere den Teilkaufgesellschaften anbieten werden. Die Möglichkeit, die Maßgaben der BaFin von einem Externen wie RentePlusImmobilie auf Basis eines den deutschen Beraterstandards entsprechenden Protokolls erfüllen zu lassen, dürfte sowohl refinanzierende Banken beruhigen und auch den Druck von den Teilkaufgesellschaften nehmen. Transparenz und eine solide Refinanzierung sind die Hauptthemen der Branche, für die die Teilkaufgesellschaften kompetente Partner brauchen (lb)