Das Beste zweier Welten
14.12.2016
Frederik G. Hildner, Portfoliomanager Salm-Salm & Partner GmbH / Foto: © Salm-Salm & Partner
Frage: Wie hat sich das Segment für Wandelanleihen in diesem Jahr entwickelt (ggf. auch Betrachtung von Neuemissionen)?
Hildner: Wir alle wurden in den letzten Jahren mehrfach Zeuge kurzfristiger, politisch geprägter Schaukelbörsen, die in der Regel jedoch recht schnell verblichen. Von der Debatte um die amerikanische Schuldenobergrenzen in 2013, über den im Sommer 2015 verhandelten Verbleib Griechenlands in der Eurozone bis hin zu den jüngsten Instanzen des britischen und italienischen Referendums haben alle Ereignisse für Kursschwankungen gesorgt. Per Saldo war 2016 ein Jahr mit vielen Höhen und Tiefen. Insbesondere amerikanische Aktien, aber auch die Preise für deutsche Bundesanleihen markierten dank Mario Draghis Treueschwur an das billige Geld neue Allzeithochs. Flankierend wirkte zudem der leicht schwächere Euro-US-Dollar-Wechselkurs, welcher zugleich die divergierende Wirtschaftserholung, Inflation und Notenbankpolitik widerspiegelt.
Trotz aller Schwankung und Divergenzen ist die Emissionsaktivität im Wandelanleihemarkt stetig und rege. Bislang liegt das in diesem Jahr 2016 emittierte Volumen bei über 70 Mrd. US–Dollar, die sich auf mehr als 160 einzelne Titel verteilen. Anteilig wurden über 40% der Titel in den US-Märkten begeben, gefolgt von Europa mit rund 37%. Einzig Asien und Japan blieben bei der Primärmarktaktivität etwas hinter den Erwartungen und Vorjahresniveaus zurück. Per Saldo erneuerten sich 2016 rund 15% des etwa 450 Mrd. $ großen Wandelanleihemarktes. Dieser Wert bewegt sich in etwa auf dem Niveau der Vorjahre und ermöglicht eine natürliche Rotation innerhalb des Segments.
Für uns als Fondsmanager ist das gegenwärtige Spektrum an Wandelanleihen gut über alle Wertbereiche und Regionen verteilt, sodass eine ausgewogene und gut diversifizierte Portfolioallokation entstehen kann.
Frage: Stimmt diese Gleichung: Wandelanleihen versus Aktien à mehr Ertrag bei tieferem Risiko?
Hildner: Ja. Unsere Auswertungen der globalen Anlageklassen (Merill Lynch und MSCI World Indizes) für die vergangenen 20 Jahre zeigen deutlich, dass Wandelanleihen insbesondere gegenüber Aktien risikoadjustiert outperformed haben. Die jährlichen Renditen und Schwankungsbreiten der einzelnen Anlageklassen betrugen: Wandelanleihen +6,3% bei 10,4% Schwankung; Aktien +6,0% bei 15,8% Streubreite; Staats- und Unternehmensanleihen rentierten +4,7% bzw. +5,5% bei 6,6% bzw. 6,2% Volatilität.
Eine Quelle für die langfristige risikoadjustierte Überrendite von Wandlern gegenüber anderen Anlageklassen liegt in dieser Langlebigkeit des Wandelrechts. Die Laufzeit der Wandlungsoption ist meist um ein vielfaches länger, als dies am Optionsmarkt der Fall ist, was den Wert erhöht und oftmals vom Markt nicht angemessen honoriert und übersehen wird.
Die Daten der Historie bekräftigen uns in der Meinung, dass Wandelanleihen trotz und gerade wegen der sehr geringen Zinsen für Unternehmens- und Staatsanleihen und den entsprechend schwankungsanfälligen Aktienmärkten in Zukunft eines der aussichtsreichsten Instrumente sein dürften.
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