Darum wird der Goldpreis steigen

07.03.2022

Rolf Ehlhardt, Vermögensverwalter, I.C.M. Independent Capital Management Vermögensberatung Mannheim GmbH / Foto: © I.C.M.

Festgefahrene Goldpreise, ungebrochener Krypto-Hype

Bis zur Invasion in die Ukraine schien der Goldpreis festgefahren. Begründet wurde dies durch bevorstehende Zinserhöhungen und wieder zurückgehende Inflationsraten (Ziel: 2 %). Auch die Trendfolger und Spekulanten blieben den Edelmetallen fern, „weil sie nicht steigen“. Zusammen mit den Anlegern tummeln sie sich in den Aktienmärkten. Sollten aber weitere Zinserhöhungen ausbleiben und/oder die Inflation weiterhin deutlich über 2 Prozent liegen, wartet ein riesiges Anlagepotential auf die Edelmetallmärkte. Gold kann aber, im Gegensatz zur Geldmenge, nicht grenzenlos gefördert und schon gar nicht gedruckt werden. Hier würde der Nachfrageüberhang über die Preise ausgeglichen. Fazit: Wer dann nicht schon investiert ist, könnte den Trend verpassen, da solche Aufwärtstrends oft mit Kurssprüngen beginnen. Durch die russische Invasion ist der Kurs „über Nacht“ kräftig angesprungen.

Etliche Zocker – besonders junge oder „moderne“ – sind bei Bitcoin & Co. eingestiegen. Wer es aber erst in 2021 umgesetzt hat, liegt immer noch auf Einstand oder aber schon wieder im Verlust. Ich sehe diese „Gold-Ersatz-Währungen“ sehr kritisch. Sie sind ohne inneren Wert, keiner kann mir erklären, wie das alles funktioniert, aber jeder will sie kaufen. Sie sollen wegen ihrer Unvermehrbarkeit Schutz gegen Inflation bieten. Bei der Flut von immer neuen Kryptowährungen (es soll inzwischen über 10.000 Arten geben) ist die explodierende Anzahl allein schon Inflation. Ein Blutbad bei den Kryptos würde mich nicht wundern. Und wehe, ein Hacker knackt den Computer. Seltsamerweise kritisieren weder Notenbanken noch Klimaretter (Stromverbrauch ist immens) diese Krypto-Hype.

Die Inflation ist gekommen um zu bleiben

Die „unsichtbare“ Gefahr Inflation ist in aller Munde. Immer mehr Marktbeobachter streichen bei ihren Prognosen das Wort „vorübergehend“. Selbst Politiker und Notenbänker sprechen schon im Zusammenhang mit der Zeit von „etwas länger“. Aber nahezu alle Unternehmen wollen die Preise weiter erhöhen. Die Gewerkschaften fordern Gehaltserhöhungen in der Größenordnung der Inflation. Die „grüne Klimarettung“ treibt die Preise ebenso wie die Deglobalisierung und der demografische Wandel. Der Immobilienboom fördert die Inflation genauso wie es die Energiepreise tun.

Aber, selbst wenn die Inflation 2022 auf dem bereits erhöhtem Niveau (Inflation in 2021 bei 5 %) auf 4 % (Prognose Ifo-Institut vom Februar 22) „verlangsamt“ und trotz Forderungen in 2023 bei 4 % verbleibt (BRD Verbraucherpreise Februar 22: plus 5,1/ EU: plus 5,8 %), werden wir Ende 23 in etwa 13,5 % Kaufkraftverluste erlitten haben. Die weltweit exorbitanten Schulden, der Einmarsch der Russen in die Ukraine und eine vielleicht sich abschwächende Wirtschaft werden ein adäquates Einschreiten der Notenbanken verhindern.

Fazit: Die Zinsen bleiben tief und die Inflation vorerst höher als die „Zielvorgaben“ und damit den Guthabenzinsen. Damit geht die Geldentwertung weiter. Es gibt aber eine Asset Gruppe, die hauptsächlich auf Geldwert- und Kaufkraftverluste reagiert: Edelmetalle. Ich empfehle Gold und Silber als Vermögensversicherung. Sinnvoller Weise sollten sie dann bis zu 20 Prozent Vermögensanteil ausmachen. Sollte sich die politische Situation börsentechnisch wieder entspannen, werden die Edelmetallpreise eventuell kurzfristig etwas zurückkommen. Dies könnte vielleicht die vorerst letzte Möglichkeit sein, zu den derzeitigen Kursen einzusteigen. In der Ukraine-Krise haben die Edelmetalle bewiesen, dass sie eine Versicherung sind (2022: plus 10 %). Im Gegensatz zu „Modeerscheinungen“ wie Bitcoin (bis minus 25 % vom Hoch in 11/22 minus 50). Auch hat sich die strategische Aufteilung von Vermögen als richtig erwiesen. Denn es ist nicht wichtig, wer zwischenzeitlich die beste Performance hatte, sondern, was am Ende eines Börsenereignisses noch übrig ist.

Kolumne von Rolf Ehlhardt, Vermögensverwalter, I.C.M. Independent Capital Management Vermögensberatung Mannheim GmbH