Da kommt was auf uns zu

22.09.2013

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Spätestens bis zum Jahr 2015 will ein Viertel der Lebensversicherer neue Pflegerenten auf den Markt bringen. Das zeigt der „Produkt-Survey Lebensversicherung" des Rückversicherers RGA und der Unternehmensberatung Towers Watson.

Die Nachfrage nach Pflegerenten-Produkten zieht an. Deshalb aber auch der Wettbewerb zwischen den Anbietern. Wer jetzt bereits damit am Markt ist, muss sich also ranhalten. Und das geschieht auch. Weil die Kunden deutlich mehr als Produkte von der Stange wünschen, heißt die neue Losung „Flexibilität".

So genannte Flex-Tarife breiten sich zunehmend aus. Bei ihnen können die Kunden im Rahmen der Tarifierung weitgehend selbst festlegen, wie hoch die Leistungen in den einzelnen Pflegestufen sein und wie sie sich entwickeln sollen. Zu Recht, meint Dr. Guido Bader, Vorstandsmitglied der Stuttgarter Versicherung: „An der persönlichen Situation, und damit dem Absicherungsbedarf, kann sich bis zum Eintritt eines Pflegefalles viel ändern." Ähnlich argumentiert auch Stephanie Rettig, Senior-Produktmanagerin bei der IDEAL Lebensversicherung: „Der Bedarf und vor allem die Bedürfnisse sind bei jedem Menschen ganz unterschiedlich. Zu starre Leistungen in den Pflegestufen würden dem nicht gerecht werden." Auch die Stuttgarter Versicherung setzt in dieser Hinsicht voll und ganz auf Flexibilität, wie deren Vertriebs- und Marketingvorstand Ralf Berndt erläutert: „Wir bieten modernste Produktlösungen für jede Generation mit hoher Flexibilität und einer kundenfreundlichen Einstufung der Pflegebedürftigkeit nach dem ‚Maximal-Prinzip'. Das heißt, es kommt immer das Bewertungssystem zur Anwendung, welches zur höchsten Pflegerente für den Kunden führt." Die Höhe der Pflegerente in den Stufen I und II kann zudem in 25-Prozent-Schritten eingestellt werden." Darüber hinaus sei Demenz mitversichert. Bei der Stuttgarter kann die Pflegevorsorge auch als zusätzlicher Baustein zur 3. Schicht der Altersvorsorge oder zur Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen werden.

Punkten können Pflegerenten auch noch in anderer Hinsicht. „Die Leistungsfeststellung erfolgt bei vielen Anbietern privater Pflegerenten auch nach Activities of daily Living (ADL) und nicht nur nach Sozialgesetzbuch (SGB). Das ist ein großer Vorteil für die Anerkennung von Leistungen", erklärt Dr. Hartmut Holz, Bereichsleiter Produktmanagement Leben der Basler Versicherungen. Hinzu käme, dass die Beiträge in der Pflegerente stabil seien, und der Vertrag in der Leistungsphase beitragsfrei bleibe. Zudem könne die Pflegerente durch eine Einmalzahlung aus einer ablaufenden Lebensversicherung bereits während des Erwerbslebens vollständig finanziert werden.

Eine Absicherung sollte möglichst in jungen Jahren beginnen. Wie auch bei anderen Produkten macht ein früher Start die Beiträge günstiger, was dann eine leistungsstärkere Pflegeabsicherung ermöglicht. Allerdings ist das Bewusstsein bei jüngeren Menschen hinsichtlich einer drohenden Pflege oft nicht soweit ausgeprägt, dass sie auch handeln. Doch erste Versicherer stellen sich darauf ein und forcieren ein neues Risikobewusstsein, wie Dr. Holz erläutert: „Wir haben darauf mittlerweile reagiert und bieten demnächst ein neuartiges Kombiprodukt an, dass die Risiken Berufsunfähigkeit und Pflegebedürftigkeit abdeckt. Wir denken, dass durch diese Koppelung zweier elementarer Risikoabsicherungen der wichtige Pflegeschutz auch bei einer jüngeren Zielgruppe in den Fokus tritt." Zudem sei mit dieser Kombination ein Preisvorteil verbunden. Tröstlich immerhin: Grundsätzlich ist bei den ersten Anbietern von Pflegtagegeldtarifen ein Abschluss mit und bis 75 Jahren möglich und sinnvoll – insbesondere im Rahmen eines Einmalbeitrages. Vermittlern bietet sich damit eine hervorragende Gelegenheit, die marktweit arg schwächelnde Wiederanlage von Ablaufleistungen aus Lebensversicherungen auf Trab zu bringen.

Das individuelle Leistungsprofil in den unteren Pflegestufen, das ist eines der Kennzeichen moderner Rentenpolicen. So auch bei der WWK, wie Ansgar Eckert, Bereichsleiter Marketing WWK Versicherungen, wissen lässt: „Unsere Kunden können mit dem Leistungsangebot Flexi ihren Versicherungsschutz in allen drei Stufen von null auf bis zu 100 Prozent auf ihre Bedarfssituation anpassen." So ist der Markt kräftig in Bewegung und gut aufgestellt. Mal mit optionalen Pflegebausteinen, mal mit flexiblen Lösungen bei der Leistungshöhe in den verschiedenen Pflegestufen.

Es gibt immer mehr interessante Konzepte, etwa die Pflegerente mit „Geldzurück-Garantie" von Swiss Life, die PflegeRente von INTER, der neue Gruppentarif der ERGO, die individuell gestaltbare PflegeRente der NÜRNBERGER, die fondsgebundene PflegeRent Invest der Gothaer, die Plus-Rente von Zurich oder die Pflege-Rente der Allianz. Und noch einige weitere. Darüber hinaus lässt die eingangs erwähnte Studie von RGA und Towers Watson für die nahe Zukunft noch einige Innovationen erwarten.

(Dr. Hermann Schmidt-Dieburg)

Pflegerente - Printausgabe 05/2013