Bis 2060 müssen jährlich über 5.800 vollstationäre Pflegeplätze gebaut werden

08.08.2019

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Jeder zehnte Einwohner wird im Jahr 2060 in Deutschland mindestens 80 Jahre alt sein. Dies geht aus der jüngst erschienen 14. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Bundesamtes hervor. Damit steht der deutschen Pflegebranche künftig ein sehr hoher Investitionsbedarf bevor. Bis 2060 werden jährlich über 5.800 zusätzliche vollstationäre Pflegeheimplätze benötigt. Das ergibt die Recherche von IMMAC research, der hausinternen Marktbeobachtungsabteilung der IMMAC group, dem Spezialisten für Sozial- und Betreiberimmobilien aus Hamburg.

Basis der Auswertung von IMMAC research ist die 14. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Bundesamtes. Fakt ist, dass die 65-Jährigen und Älteren bis zum Jahr 2060 stetig zunehmen. Auch eine verstärkte Zuwanderung sowie eine steigende Geburtenhäufigkeit können die Alterung der Gesellschaft nicht verhindern. 2060 werden knapp 23,6 Mio. Personen über 65 Jahre alt sein. Dies entspricht im Vergleich zum Jahr 2018 einer Steigerung von 32 Prozent.

Die Wahrscheinlichkeit pflegebedürftig zu werden, steigt mit zunehmendem Alter. Im Jahr 2017 waren laut Pflegestatistik 92,5 Prozent der vollstationär in Heimen versorgten Pflegebedürftigen 65 Jahre oder älter und zählen damit als Hauptnachfragegruppe. Die Nachfrage nach vollstationärer Pflege kann mit einer sogenannten Pflegequote der 65-Jährigen und Älteren gleichgestellt werden. Sie betrug 2017 in Deutschland 4,27 Prozent und erreichte damit einen neuen Höchstwert.

Bei einem konservativen Ansatz, der gleichbleibende Anteile des ambulanten und stationären Sektors und eine konstanten Pflegequote voraussetzt, würden im Jahr 2060 rund 1 Million Pflegebedürftige einen vollstationären Heimplatz benötigen. Dies entspricht im Vergleich zu 2017 einem Anstieg um über 33 Prozent. Pro Jahr entsteht damit ein zusätzlicher Bedarf von über 5.800 Pflegeplätzen. Bei einer durchschnittlichen Größe von 80 Plätzen pro Heim müssten also bis 2060 jährlich rund 74 vollstationäre Pflegeheime neu gebaut werden. Von 2011 zu 2017 ist die Pflegequote gestiegen. Setzt sich dieser Trend fort, würde sich bis 2060 sogar ein deutlich höherer Bedarf an vollstationären Pflegeplätzen einstellen.

Dieser bereits hohe rechnerische Bedarf bis 2060 berücksichtigt noch keine bundeslandspezifischen baurechtlichen Vorgaben. Denn hierdurch kann nochmals ein immenser zusätzlicher Neubaubedarf entstehen, da beispielsweise vorgegebene Einzelzimmerquoten einen Wegfall von Pflegeplätzen bewirken. Hinzu kommt, dass aufgrund der teilweise maroden Gebäudestrukturen, der steigenden Ansprüche und dem Wegfall von vielfach auslaufendem Bestandsschutz ein zusätzliches Bauvolumen durch Ersatzbauten entstehen muss.

Unter den aktuellen Marktgegebenheiten, die sich u. a. in steigenden Baukosten, einer Internationalisierung der Marktteilnehmer und einer zeitgleichen Renditekompression zeigen, führt die Asset-Klasse Pflegeheim längst kein Nischendasein mehr. Dadurch steht die Branche in Bezug auf die Bauaktivität erschwerten Bedingungen gegenüber. Halten diese marktprägenden Gegebenheiten weiter an, so läuft Deutschland Gefahr in einen Pflegenotstand zu geraten. Die Marktexperten von IMMAC research weisen darauf hin, dass trotz des zukünftigen deutschlandweiten Bedarfs an Pflegeplätzen auch immer der regionale Markt mit all seinen Besonderheiten bei einer langfristigen Investitionsentscheidung betrachtet werden sollte, um die nachhaltige Sicherheit der Investition zu gewährleisten. All diese unterschiedlichen Faktoren werden von IMMAC berücksichtigt, wodurch sich Wohnraumlösungen für Betagte als Investitionsmöglichkeit auch für private Anleger als Beimischung des persönlichen Portfolios eignen, so Thomas F. Roth, Mitglied des Vorstands der IMMAC group. (fw)