Beteiligungsunternehmen in volatilen Zeiten erfolgreich begleiten
28.06.2023
Dr. Matthias Hallweger, Vorstand HMW Emissionshaus AG
Auch die Assetklasse Private Equity/Venture Capital hat die rasante Talfahrt im vergangenen Jahr miterleben müssen. Börsengänge waren Mangelware. Auf welche Parameter legt das Fondsmanagement in diesen Zeiten Wert bei den einzelnen Portfoliounternehmen? Wie läuft die Platzierung des aktuellen Fonds MIG 17? Dr. Matthias Hallweger, Vorstand HMW Emissionshaus AG, im Gespräch mit finanzwelt.
finanzwelt: Herr Dr. Hallweger, schnellen Schrittes gehen wir auf den Sommer zu. Trotz wärmerer Temperaturen präsentiert sich 2023 wirtschaftlich sehr durchwachsen. Die Inflation ist hartnäckig und die Stimmung der deutschen Unternehmen hat sich zuletzt deutlich eingetrübt. Welches Halbzeitfazit ziehen Sie?
Dr. Matthias Hallweger» 2023 ist wirtschaftlich im Wesentlichen von toxischer Unsicherheit geprägt. Die bekannten Faktoren eines schrecklichen Kriegs in der Ukraine, der Inflation, steigender Zinsen und Lieferengpässen führen zumindest zu ängstlicher Zurückhaltung in vielen Industriebereichen, aber auch bei Investoren. Gerade solch problembeladene Zeiten bergen jedoch auch Chancen. Chancen für den klugen Investor, denn jetzt ist die Zeit zu investieren. Dies gilt in besonderem Maße für unsere Assetklasse Private Equity/Venture Capital, die mangels Korrelation Stabilität in jedes Portfolio bringt.
finanzwelt: Stabilität in volatilen Zeiten ist ein gutes Wort. Sie erkennen mehr Zuversicht als vermeintliche Skepsis?
Dr. Hallweger» Wenn wir uns die Assetklasse PE/VC ansehen, dann verdichtet sich für den oberflächlichen Beobachter der Blick häufig auf Exit-Daten. Das ist insofern berechtigt, da dies das angestrebte Ziel zeigt. Die aktuell kritische Phase ist jedoch alles andere, nur keine Exit-Phase, der IPO-Markt bewegt sich auf einer Flatline. Für eine etwas tiefergehende Einschätzung muss also der Blick auf den Status quo der einzelnen Beteiligungsunternehmen gerichtet werden. Und da zeigt sich in diesen bewegten Zeiten umso mehr, dass wir – ich kann da nur für unsere MIG Fonds sprechen – gut daran tun, mit ruhiger Hand durch unser MIG Fondsmanagement unsere Unternehmen durch diese Zeiten zu begleiten. Stabile Kapitalisierung, Konzentration auf die Entwicklung der Kerntechnologie und strategisch richtige Entscheidungen treffen, das sind einige entscheidende Faktoren für den unternehmerischen Erfolg. Und da haben wir einige Entwicklungen in unserem Portfolio, die uns sehr zuversichtlich stimmen.
finanzwelt: Was gibt es bei Ihnen und den MIG Fonds Neues zu berichten? Sie sind aktuell mit dem MIG 17 am Start.
Dr. Hallweger» Das ist richtig. Wie bereits die Vorgängerfonds investiert auch dieser Fonds in die bewährten Industriefelder wie zum Beispiel Life Sciences, Umwelttechnologie, Künstliche Intelligenz oder Automation. Zudem achtet der MIG 17 – wie bereits alle seine Vorgängerfonds – bei seinen Investments in besonderem Maße auf zahlreiche Nachhaltigkeitskriterien. Der bisherige Erfolg gibt uns Recht. Zum jetzigen Zeitpunkt konnten bereits mehr als 50 Mio. Euro eingeworben werden. Damit ist die Hälfte des Grundvolumens platziert. Und wir haben auch bei den Portfoliounternehmen bedeutenden Zuwachs bekommen.
finanzwelt: Was können Sie uns hierzu berichten?
Dr. Hallweger» Nachdem das Fondsmanagement im vergangenen Jahr nach einem sehr gelungenen Fundraising-Start das erste Investment mit dem Quantencomputer-Hersteller IQM tätigen konnte, wurden mittlerweile weitere Meilensteine erreicht. So ist es der MIG Capital AG als Fondsmanagerin nach gründlicher Analyse gelungen, drei weitere Beteiligungsunternehmen in das Portfolio des MIG 17 aufzunehmen. Zwei neue Portfoliounternehmen sind am Start. Zum einen das Münchener Biotech-Unternehmen Mbiomics, das mikrobiombasierte Therapeutika entwickelt, die die Behandlung eines breiten Spektrums an Krankheiten revolutionieren könnte. Auch das Essener Start-up Talpasolutions hat uns im Tun überzeugt. Es entwickelt eine Software, mit deren Hilfe Maschinen vernetzt, Daten erfasst und Erkenntnisse im Bereich der Optimierung der Maschinenleistungen gewonnen werden können. Das dritte Unternehmen im Bunde ist AMSilk, das bereits in einigen Vorgängerfonds enthalten war und jüngst weitere bedeutende Mittel in der dritten Finanzierungsrunde eingeworben hat.
finanzwelt: Bleiben wir kurz beim Portfoliounternehmen AMSilk. Hier hat sich in der jüngeren Vergangenheit einiges getan.
Dr. Hallweger» Ja, durchaus sehr positive Nachrichten. Unter Beteiligung unserer MIG Fonds und weiteren bedeutenden Co-Investoren konnte das Unternehmen weitere 25 Mio. Euro einwerben, wodurch das Gesamtvolumen der Finanzierungsrunde auf 54 Mio. Euro ansteigt. Diese Mittel versetzen AMSilk in die glückliche Lage, ihren eingeschlagenen erfolgreichen Wachstumspfad fortzusetzen. Es gilt als eines der Vorzeigeunternehmen der industriellen Biotechnologie. Die Biotechnologie hat zweifellos das Potenzial, die industrielle Produktion zu revolutionieren.
finanzwelt: Was ist sozusagen der USP von AMSilk?
Dr. Hallweger» AMSilk ist in der Lage, ein Biopolymer als Faser im industriellen Maßstab herzustellen, das z. B. Polyamid oder Polyester ersetzen kann. Vegan, ohne Verwendung von Rohöl und biologisch abbaubar. Auf lange Sicht ist AMSilk in der Lage, den gesamten Textil- bzw. Gewebebereich zu revolutionieren. AMSilk kann eine Reihe von Applikationen in unterschiedlichen industriellen Bereichen mit neuen Materialien bedienen. Anders ausgedrückt, die AMSilk hat den heiligen Gral des Textilbereichs für sich entdeckt. Unsere Anleger können sich nun nochmal außerbörslich über den MIG Fonds 17 beteiligen, eine besondere Gelegenheit.
finanzwelt: Ohne Nachhaltigkeit ist die Zukunft nicht vorstellbar. Welche Rolle messen Sie diesem Verständnis bei?
Dr. Hallweger» Mit unseren MIG Fonds sind wir seit jeher den Grundsätzen der Nachhaltigkeit verbunden. Wir verstehen uns als Lösungslieferant auf die dringenden Probleme der Zeit, die wir mit neuen Technologien angehen. Unsere MIG Fonds-Anleger wollen mit uns einen positiven Fußabdruck bei diesen großen Herausforderungen hinterlassen. Wir wollen die Welt ein Stück besser machen.
finanzwelt: Der Blick nach vorne – was erhoffen Sie sich?
Dr. Hallweger» Wir werden den MIG Fonds 17 mit zum Jahresende rund 100 Mio. Euro Eigenkapital aus der Platzierung nehmen. Deshalb arbeiten wir bereits am MIG Fonds 18, der im 1. Quartal 2024 seinen Vertriebsstart in beiden Ländern, Deutschland wie Österreich, erleben soll. Unser Geschäftsmodell der MIG Fonds mit seinen unterschiedlichen Beteiligungsunternehmen bohrt an enorm dicken Brettern – daher wissen wir, es werden uns unzählige Herausforderungen in diesem Jahr erwarten. Und genau deshalb machen wir es. (ah)