Berlin oder Stuttgart – wo sind die Mieten wirklich teurer?

18.08.2020

Gabriel Khodzitski, CEO PREA / Foto: © PREA GmbH

Wenn aktuell in den Medien die hohe finanzielle Belastung der Mieter zur Sprache kommt, geht es meistens um die Bundeshauptstadt. Einen Außenstehenden mag das vielleicht erstaunen, schließlich ist Berlin mit einem mittleren Mietpreisniveau von 934 Euro je Wohnung deutlich günstiger als beispielsweise Stuttgart mit 1057 Euro. Allerdings sind auch die Einkommen in der Bundeshauptstadt mit durchschnittlich 2.600 Euro netto deutlich geringer als im wirtschaftsstarken Süden, der nicht zuletzt von einem robusten Mittelstand und zahlreichen Konzernen profitiert.

Wer also zahlt im Verhältnis wirklich mehr Geld für seine Wohnung? Eine von uns durchgeführte umfangreiche, auf künstlicher Intelligenz (KI) basierende Analyse hat ergeben, dass die Verteilung überraschend ähnlich aussieht: Während in Stuttgart 4,6 Prozent und in Berlin 3,2 Prozent aller vermögenderen Mieter eine vergleichsweise hohe Miete bezahlen, sind es bei den Menschen mit niedrigerem Einkommen in beiden Fällen 34 Prozent. Deutlich höher fällt jedoch in beiden Städten der Anteil an Mietern aus, die trotz geringeren Einnahmen eine für sie erschwingliche Miete zahlen. Als Grundlage für die Betrachtung diente eine Detailanalyse der Berliner und Stuttgarter Mieten und Einkommen auf Basis von geografisch begrenzten Datenkacheln.

Anders gesagt: Gemessen am Einkommen sind in Berlin die Ist-Mieten für die jeweiligen Anwohner ähnlich erschwinglich wie in Stuttgart. Somit zeigt sich, dass die mediale und politische Debatte um die Preisniveaus in der Hauptstadt relativ einseitig und wenig faktenbezogen geführt wird. Aus rein empirischer Sicht ergibt es also keinerlei Sinn, die Bestandsmieten in Berlin durch einen gesetzlichen Eingriff zu deckeln beziehungsweise sogar künstlich herabzusetzen. Stattdessen ist es wichtig, dass die Kommunen – nicht nur in Berlin – den Neubau von Wohnungen stärker fördern, um zu verhindern, dass die Angebotsmieten infolge des Flächenmangels zu schnell zu stark steigen.

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