Aufschwung bleibt fragil
10.11.2015
Die Weltwirtschaft wird auch im Jahr 2016 nur moderat wachsen und mit zahlreichen Risiken behaftet bleiben. Zwar stabilisiert sich das Wachstum Chinas auf moderatem Niveau, von den Schwellenländern insgesamt gehen aber wegen anhaltender struktureller Defizite keine positiven Impulse für die Industrieländer aus.
(fw) Besonders in Europa wird sich die Wachstumsdynamik entgegen vieler Hoffnungen abschwächen, weil die Impulse durch den schwachen Euro nachlassen und die binnenwirtschaftlichen Auftriebskräfte schwach bleiben. „Eine weitere Lockerung der Geldpolitik durch die EZB verhindert zwar den Rückfall in eine Rezession, kann aber nicht die strukturellen Wachstumsschwächen kompensieren“, sagte Axel D. Angermann, Chef-Volkswirt der FERI-Gruppe, im Rahmen der FERI Herbsttagung vor 250 Zuhörern in Frankfurt am Main.
Die weiter ungelöste Frage des Umgangs mit den griechischen Staatsschulden und die Flüchtlingskrise zeigten gleichermaßen, dass wesentliche Regelwerke auf europäischer Ebene den aktuellen Herausforderungen nicht gerecht werden, die Politik aber derzeit zu einer angemessenen Weiterentwicklung dieser Regeln nicht imstande sei. „Damit droht das Scheitern nicht nur der Währungsunion, sondern der EU als Ganzes“, betont Angermann. Sichtbarster Ausdruck dafür sei die reale Gefahr eines Ausscheidens Großbritanniens aus der EU, die beiden Seiten erheblich schaden würde.
Auch in Deutschland wird sich das Wachstum abflachen, obwohl die Wirtschaft kurzfristig vom hohen Zustrom an Migranten profitiert. Der absehbare Anstieg der Arbeitslosenquote und das zu erwartende Defizit des Staatshaushaltes im Jahr 2016 seien angesichts der insgesamt komfortablen Lage Deutschlands verkraftbar, führte Angermann in seinem Vortrag aus.
Bei FERI wird hervorgehoben, dass das Jahr 2016 auch an Anleger besondere Anforderungen stellen wird. Dr. Heinz-Werner Rapp, Chief Investment Officer der FERI Gruppe, erwartet vor allem für die globalen Aktienmärkte schwierigere Zeiten: Das Vertrauen in die Wirksamkeit der Geldpolitik habe bereits stark gelitten - gehe es vollends verloren, könnte es 2016 zu starken Turbulenzen an den Finanzmärkten kommen, sagte er im Rahmen einer hochkarätig besetzten Podiumsdiskussion. „Obwohl Aktien prinzipiell von der anhaltenden geldpolitischen Lockerung profitieren könnten, wächst die Gefahr, dass der monetäre Zauber irgendwann verpufft“, so Rapp. Anleger sollten deshalb auch im kommenden Jahr verstärkt auf alternative Renditequellen setzen, etwa direkte Unternehmensbeteiligungen, Immobilien- und Infrastrukturinvestments.