Angst vor der eigenen Courage
25.02.2015
Klaus Dahmann
Deutsche Investoren verhalten sich weiter abwartend bis passiv. Denn wie die jährliche Legg Mason Global Investment Survey aufdeckt, haben 61 Prozent der befragten deutschen Investoren trotz Niedrigzinsumfeld ihr Anleihenportfolio nicht verändert. Chancen werden weiterhin verkannt. Was Investoren mögen, sind Strukturen mit regelmäßigen Erträgen (Income).
(fw/ah) Die 39 Prozent der deutschen Anleger, die etwas verändert haben, agierten jedoch vorbildlich: 40 Prozent haben ihre Anleiheninvestments breiter über Sektoren und Regionen gestreut, 38 Prozent schauten sich die Investment-Strategien nun genauer an und achten auf zusätzliche Renditequellen und 17 Prozent waren sogar bereit, ein höheres Risiko einzugehen.
Doch es sind nicht nur die Anleihen, die Investoren im letzten Jahr lieber nicht anrührten. Der deutsche Investor war insgesamt sehr zögerlich mit Portfoliobewegungen. Nur 13 Prozent haben in Aktien auf Kosten des Anleihenanteils investiert. 15 Prozent der Befragten haben gleichzeitig von Aktien in Anleihen umgeschichtet. Von Emerging Markets in die Industrienationen ging es für 4 Prozent, die umgekehrte Richtung war für 10 Prozent eine Umschichtung wert. Die große Mehrheit (67 Prozent) konnte sich für keine der Optionen begeistern. Im Vergleich: Weltweit blieben nur 40 Prozent der Befragten untätig.
„Aus verhaltenswissenschaftlicher Sicht ist das der klassische Status Quo Bias. Vereinfacht ausgedrückt bedeutet das, dass Menschen aufgrund von Verlustaversion eine mit möglichen negativen Folgen verbundene Entscheidung unterlassen, und sich stattdessen lieber für den bisherigen Zustand entscheiden, erklärt Prof. Dr. Thomas Holtfort, Behavioural Finance-Professor an der FOM Hochschule für Ökonomie & Management, die Umfrageergebnisse.
Und anscheinend haben die deutschen Investoren auch noch immer keine geeignete Strategie, wie sie ihr Portfolio an die veränderten Marktbedingungen anpassen können. 69 Prozent wollen lieber nichts verändern. Auch hier heben sich die Deutschen vom weltweiten Schnitt ab. Lediglich 38 Prozent der Befragten wollen in den kommenden zwölf Monaten keine Portfolioveränderungen vornehmen. Nur die Briten (72 Prozent) und die Schweizer (71 Prozent) sind noch reservierter als deutsche Anleger.
Wenig überraschend folgende Erkenntnis: Legg Mason wollte wissen, ob Anleger bereit sind, für ein Mehr an Rendite dem Fondsmanager auch mehr Freiheiten einzuräumen. Doch anscheinend drückt der Rendite-Schuh noch nicht so sehr, denn 27 Prozent der befragten Investoren in Deutschland gaben an, eine benchmarkorientierte Strategie sei ihnen lieber. Immerhin 20 Prozent akzeptieren den Einsatz von Derivaten und anderen strukturierten Produkten, über ein Ausschöpfen aller Investmentmöglichkeiten unter UCITS freuen sich immerhin 19 Prozent. Nur 14 Prozent würden sich für Extrarendite auch außerhalb von UCITS bewegen, für 10 Prozent ist auch shorten akzeptabel, doch nur 9 Prozent würden in benchmarkunabhängige Strategien investieren.
„Vor allem die geringe Anzahl an Investoren, die bereit sind, auf benchmarkunabhängige Strategien zu setzen, hat uns überrascht", gibt Klaus Dahmann, Head of Sales Germany and Austria bei Legg Mason offen zu. „Denn gerade solche Strategien haben sich im anhaltend schwierigen Markumfeld für Anleihen behauptet. Hier gilt es, in jedem Fall mehr Aufklärungsarbeit zu leisten und die guten Ergebnisse dieser Produkte noch stärker zu kommunizieren."
85 Prozent der Befragten Investoren in Deutschland setzen auf regelmäßige Erträge – und zwar gleich durchschnittlich 31 Prozent ihres Portfolios. Für 69 Prozent sind Income-Investments wichtig. Doch während die Mehrheit der weltweiten Investoren – für die Income-Investments noch wichtiger sind – auf Aktien für regelmäßige Erträge setzen (63 Prozent), lieben die Deutschen ihr Betongold (51 Prozent). Auf Aktien als Einkommensquelle vertrauen hingegen nur 32 Prozent der Investoren in Deutschland. Anleihen traut man hierzulande unter Income-Aspekten hingegen kaum etwas zu – lediglich jeweils 9 Prozent setzen auf High Yields oder Investment Grade Bonds als regelmäßige Einkommensquelle. Weltweit sehen das immerhin 32 beziehungsweise 27 Prozent der Investoren anders.